Grobe Noten

Marco Brückl will Zensuren nicht gleich überbewerten

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Marco Brückl
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Und? Haben Sie sich vom Halbjahreszeugnis ihrer Sprösslinge erholt oder üben Sie (mit ihnen fleißig) noch? In der Eigenschaft als zweifacher Vater habe ich den ersten Schock überwunden und nach der Durcharbeit von Fachliteratur Milde erzielt. Was aber am besten über die Zensuren des eigenen Nachwuchses hinweghilft, sind die Erinnerungen an die eigene Schulkarriere.

Nehmen wir mal das Fach Religion. Unser Jüngerer brilliert hier plötzlich, als gäbe es kein Schrumpfen der Kirchenmitglieder. Eins, zwei, mal eins bis zwei – „das kann man leicht auswendig lernen“, sagt er. In Geschichte gelingt’s ihm weniger gut. „Der macht das voll langweilig“, kriegt die Lehrkraft einen Seitenhieb. „Du lernst nicht für den Lehrer, sondern für dich“, höre ich mich sagen und wiederhole einen der Lieblingssätze meiner Mutter. Wie kann man in Mathe in Klasse sechs eine Fünf haben und in Klasse sieben eine Zwei? Filius schafft’s mit dem Hinweis, es werde nun besser erklärt.

Studien belegen, wie objektiv Noten sind, die gleiche Arbeit kann hier eine Zwei, dort eine Vier erhalten. Innerhalb einer schlechten Klasse ist eine Zwei schlechter als eine Zwei innerhalb einer guten Klasse. Und wer einen höheren Status hat, bekommt eine bessere Zensur. Deshalb hinkt Murat Max dauerhaft hinterher. Meine Lieblingsbeschwichtigung bei Benotungen jenseits des Ausreichenden ist aber: Die Zukunft liegt nicht allein im Erdachten, auch das Handwerk wird – zumal bei anhaltendem Fachkräftemangel – weiter goldenen Boden haben. Wer soll unsere durchdigitalisierten Superhöhlen denn mal reparieren? Da wird es handwerkliches Geschick brauchen.

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Außerdem: „Auf die Abinote kommt es an“, meint unser Großer, beschwichtigt und übt den schulischen Weg des geringsten Widerstands – braver Bub und dabei ganz der Vater.

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