Es herrscht eine schwierige Gemengelage in diesem Land. Corona, Klima- und Energiekrise, wirtschaftliche Probleme und die Folgen von Putins Krieg in der Ukraine haben zur Spaltung unserer Gesellschaft beigetragen. Wir tun uns schwer mit Einordnungen, fairen Dialogen, Informationsquellen und vernünftigen Meinungsäußerungen. Wir Journalisten bekommen das im Detail ebenfalls zu spüren.
Die Anrufe von aufgeregten Lesern häufen sich. Siehe das Thema Geothermie. Im Dschungel zwischen Legende und Wahrheit, Vorbehalten und Fakten, Irrationalem und Rationalem, Für und Wider ist es zugegeben eine Herausforderung, sich einen neutralen und konstruktiven Blick zu bewahren. Diejenigen, die in der Gewinnung von Erdwärme Unheil befürchten, rühren sich, reden über Erdbebengefahren, Gesundheits- und Gebäudeschäden (was legitim ist) – soweit okay. Nicht hilfreich ist es, wenn Zukunftsoptionen für apokalyptische Szenarien gehalten werden. In einem Telefonat unterstellte unlängst ein Anrufer der Firma Geohardt Betrügereien und gezielt falsch inszenierte Informationspolitik. Der Radikalkritiker wollte – man kann es sich denken – anonym bleiben.
Eine junge Praktikantin dieser Zeitung erlebte Unschönes. Sie wollte in der Schwetzinger Innenstadt wissen, welche Auswirkungen Corona noch auf den Alltag der Menschen habe. Vernünftige Passanten antworteten, doch bei ihrer Umfrage schlugen ihr vermehrt Unverständnis, mangelnde Auskunftsbereitschaft, Skepsis und vereinzelt sogar Aggression entgegen. „Corona ist frei erfunden. Der einzig vernünftige Mensch ist Donald Trump“, sagte einer, der sich als Querdenker outete. Selbst solche Ansichten muss man dann wohl aushalten.
Bei einem Dialogforum im Lutherhaus zur Geothermie ließ sich einer zur Medienschelte hinreißen. Abstruse und kryptische Behauptungen wurden aufgestellt. Teilweise unerträglich.
Ich entgegne: Seien wir froh, dass wir in einem demokratischen System leben, in dem Meinungs- und Pressefreiheit herrschen. Kennzeichnen wir Fake News als solche und bewahren uns bitteschön eine differenzierte Debattenkultur. Dieser Mut zu Transparenz, Wertschätzung und freier Meinungsäußerung ist essentiell – und er tut gut. Freiheit ist besser als Populismus.
Mut tut gut
Joachim Klaehn findet, dass Meinung unsere Demokratie ausmacht