Ein Geschädigter informiert über das Ergebnis

Lesedauer

Im Nachgang zu Schäden nach den seismischen Messungen berichtet uns dieser Leser über die Folgen:

Zu Beginn ein herzliches Dankeschön an die Schwetzinger Zeitung – für ihren Besuch und den am 4. Februar erschienenen Bericht „Die Erde bebt und Gebäudewände reißen“. Ich bin seit 1971 Bürger dieser Stadt und selbst ein großer Befürworter für den unvermeidlichen Einsatz und Ausbau „Grüner Energien“. Geothermieschäden wie zum Beispiel in Staufen sind lange bekannt, aber Staufen war auch für mich immer sehr weit weg (siehe SWR TV-Beitrag vom 18. Februar 2023).

Nach dem SZ-Artikel kontaktierten mich besorgte Bürger, die nach eigener Aussage mit der Situation überfordert und ratlos waren. Die Stadt sei nicht zuständig, hieß es am Telefon und verwies an die Firma Geohardt. Um insbesondere dieser Personengruppe Gehör zu schenken und eventuell hilfreich zu informieren, entstand dieser Leserbrief.

Mehr zum Thema

Leserbrief Ist Geothermie unentbehrlich?

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Im Interview

Geohardt-Geschäftsführer sprechen über Geothermie in der Region Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Joachim Klaehn
Mehr erfahren
Bezahlte Anzeige

Bürgerinitiative Brühl fordert: Stoppt den Geothermie-Wahnsinn in unserer Region

Veröffentlicht
Von
Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.
Mehr erfahren

In meinem Falle steht nun die Bewertung der Schadensbehebung an – Stichwort: Mehrwert „alt und neu“. Die entstandenen Schäden – zum Beispiel Risse – werden „repariert“, aber das war’s in der Regel auch schon. Es wird nur der aktuelle Zeitwert bezahlt, ansonsten würde dies zu einem Mehrwert „alt und neu“ führen, hieß es. Je nach Alter des Gebäudes kann dies bis zu 80 Prozent der Schadenssumme betragen und geht zulasten des Geschädigten und unverschuldeten Hauseigentümers. Wie hoch ist der Zeitwert einer Hausfassade aus dem Baujahr 1971 und was passiert bei insolventem Verursacher? Und, ich bitte zu bedenken, es wurde bisher nur gemessen nicht gebohrt.

Jeder sollte in der Lage sein, sich sein eigenes Urteil pro oder contra Geothermie zu machen. Dazu bedarf es aber einer auf Fakten beruhenden Informationsgrundlage. Längst geht es nicht nur um die populäre Erdwärme – „damit keiner frieren muss“. Vielmehr ist es der Geldsegen, den sich Betreiber und deren Mitstreiter vom weißen Gold erhoffen (Lithiumgewinnung für Akkus und E-Autos). Einfach mal selbst googeln: „Tagesschau Lithium.“ Gesundheitsrisiken für Mensch, Tier, Umwelt und vermehrte Erdbebengefahr und vieles mehr wird tabuisiert, klein- oder schöngeredet.

Ebenso erwarte ich einen fairen und respektvollem Umgang mit den interessierten Bürgern. Der Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann kritisiert die Bürgerinitiative gegen Geothermie, die „mit Horrorbildern“ und frisierten Fakten versuche eine diffuse Stimmung gegen die Nutzung von Erdwärme zu erzeugen (siehe Bericht SZ). Ich lade Dr. Baumann, von dem ich mich mit einer solchen Aussage persönlich angegriffen und verhöhnt fühle, hiermit ein, „meine Horrorbilder“ persönlich vor Ort zu betrachten, wenn er denn möchte. Am besten in Begleitung des SWR, der zu diesem Thema bereits zum Dreh vor Ort war, leider aber, die für meine Person relevanten Szenen nicht gesendet hat. Wieso für Dr. Baumann Gebäuderisse bei Messkampagnen noch immer unerwartet sind – die Geothermie in unserer Region kein Risiko darstellt, er aber eine Landesbürgschaft für Schäden der Tiefengeo-thermie ablehnt – empfiehlt „solche Versicherungen abzuschließen, die nicht nur den aktuellen Zeitwert abdeckten“, sondern den Neuwert von Gebäuden, falls wider Erwarten doch etwas passiere – kann jeder für sich selbst beantworten.

Ganz anders der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm, der sich mit seinem Besuch bei Familie Thiele für mich als ein würdiger Vertreter in Stuttgart ausgezeichnet hat. Respekt und Anerkennung für diese Reaktion. So ein Verhalten hätte ich mir von unserem Bürgermeister, einem Gemeinderat und insbesondere von Dr. Baumann gewünscht. Andreas Sturm bringt die Sache auf den Punkt – für jeden, der die Wahrheit nicht scheut, nachvollziehbar, transparent und auf Fakten (Historie) beruhend. Er erwartet die unverzügliche Beseitigung der entstandenen Schäden bei gleichwertigem Ersatz. Es ist die Pflicht des Unternehmens und hat nichts mit Kulanz oder freundlichem Entgegenkommen zu tun.

Ein Geothermiekraftwerk in der hiesigen Region lehnt Sturm, da wir uns in einem tektonischen Erdbebengebiet befinden, ab. Zudem stehen Aufwand und Ertrag bei einem Geothermiekraftwerk in keinem Verhältnis. Und wer schon den Umgang mit drei Rüttelfahrzeugen nicht beherrsche und ein solches Kommunikationsdesaster abliefere, dem traue er keine Bohrung in 3500 Metern im Erdbebengebiet zu (SZ vom 27. Februar).

Es gibt zahlreiche Alternativen zur Geothermie. Insbesondere in einem tektonischen Erdbebengebiet ist Erdwärme und Lithiumabbau ein nicht beherrschbares Risiko.

Ich danke der Schwetzinger Zeitung für die Veröffentlichung meines Briefes. Es ist ein gutes Zeichen und ich freue mich sehr darüber, dass immer mehr Bürger und Bürgerinnen ihre Meinung, Erfahrungen zum Thema Geothermie einbringen.

Volker Engelfried, Schwetzingen