Zum Leserbrief „Schweigeminute für ganz Deutschland einführen“ vom 4. Februar wird uns geschrieben:
Als ich noch ein Schüler am hiesigen Gymnasium war – lange ist es her – und im Geschichtsunterricht der Holocaust thematisiert wurde, überraschte ich meine Lehrerin mit der Frage, wie Hitler eigentlich Antisemit wurde. Eine befriedigende Antwort blieb sie schuldig.
Wer Erklärungen sucht, darf sich nicht damit begnügen, historische Daten zu sammeln und auf einer Zeitachse zu ordnen. Da muss man schon tiefer bohren!
Wer sein Geschichtswissen einfach nur aus Daten und Fakten speist, ohne den Akteuren hinter die Stirn zu schauen, wird nicht verstehen können, wie jener hasserfüllte Antisemitismus entstand, der später im Holocaust gipfelte.
In der oben genannten Ausgabe machte ein Leserbriefschreiber den ernst gemeinten Vorschlag einer Schweigeminute mit Kirchenglocken und Sirenen in allen Städten und Gemeinden, weil er es als notwendig erachtet, den Deutschen die Verbrechen der Nationalsozialisten noch intensiver als bisher unter die Nase zu reiben. Ein Paradebeispiel dafür, wie einseitig ein Geschichtswissen werden kann, das allein auf selektiven Fakten beruht. Vielleicht sollte er sich einmal mit der Biografie „Hitlers verborgene Motive“ beschäftigen, wenn er das überhaupt will. Dort könnte er eventuell erfahren, was seiner Aufmerksamkeit bis heute entgangen ist.
Jürgen Hanselmann,
Hockenheim