Zum Artikel am 28. Januar mit dem Titel „Schwetzinger Gymnasiasten erinnern an die Opfer des National-sozialismus“ schreibt dieser Leser:
Es gibt nicht wenige Deutsche, darunter viele Jugendliche, die mit den Begriffen „Holocaust“ und „Shoa“ kaum etwas anfangen können. Trotz Unterricht in den Schulen, trotz den Gedenkstätten und den geschichtlichen Darstellungen in den Museen ist es der Bundesrepublik und ihrer Politik leider immer noch nicht gelungen, der deutschen Bevölkerung bewusst zu machen, was das Nazi-Regime den Juden, den Sinti und Roma und vielen anderen Menschen durch die scheußlichen Massenmorde angetan hat. Vielfach wird den Ansprachen der Oberen im Radio und Fernsehen kaum zugehört und der Völkermord ist schnell wieder vergessen.
Um das Bewusstsein der Deutschen zu schärfen, könnte doch eine jährlich stattfindende Schweige- oder Gedenkminute in der gesamten Bundesrepublik über die Shoa und den Holocaust abgehalten werden, um diesem Manko endlich Abhilfe zu schaffen. Die gesamte Bevölkerung hält dabei im Tagesablauf inne, um den millionenfach ermordeten Menschen durch die Nazis zu gedenken – so wie es in anderen Staaten aus vielerlei Anlässen schon praktiziert wird.
Während so einer Schweigeminute wird in den Betrieben nicht mehr gearbeitet, der gesamte Verkehr hat zu ruhen, und alle Schüler und Studenten gedenken still an dieses abscheuliche Verbrechen. Sämtliche Kirchenglocken läuten und die Sirenen heulen in allen Städten und Gemeinden, dass es jedem Deutschen durch Mark und Bein geht und endlich bewusst wird, dass sechs Millionen Menschen durch die Nationalsozialisten einfach vergast und ermordet wurden.
Natürlich werden – wie immer bei Vorschlägen – sofort Gegenargumente auf den Fuß folgen, die sich aber bei so einem Verbrechen unterzuordnen haben. Gründe, wie das Brutto-Inlandsprodukt wird reduziert oder der Lernverlust in den Schulen sind nicht vertretbar, müssen bei diesem gemeinen und grausamen Unrecht zweitrangig sein.
Durch eine Schweige- oder Gedenkminute erreichen wir sämtliche Bürger in der Bundesrepublik und diese Minute könnte dazu führen, dass alle Deutsche dann auch wissen werden, was die Begriffe „Holocaust“ und „Shoa“ bedeuten.
Peter Wierer, Oftersheim
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Pflicht für alle