So manche Vorstellung in der Diskussion um den Ukraine-Krieg findet dieser Leser drollig.
Verhandlungen mit dem Despoten Putin? Wie sollen die aussehen? Etwa so wie 1938 beim „Münchner Abkommen“, wo man Adolf Hitler, aus Angst vor einem Zweiten Weltkrieg, das Sudetenland und andere Territorien einfach überlassen hat?
Trotz vieler Versprechungen ist Hitler ein halbes Jahr später in die Tschechoslowakei einmarschiert. Hitlers Credo war damals: „Unser Volk braucht Land.“
Heute will Putin, dass die Sowjetunion oder eine Art großrussisches Reich wieder aufersteht.
Was die Wehrmacht damals in Leningrad, Stalingrad und an allen Ost-West-Grenzen an Massakern angerichtet hat, aber auch in Ländern wie Italien, Griechenland und anderswo, war grausam und einfach menschenverachtend. Von den Gräueltaten von Auschwitz und in all den anderen Konzentrationslagern ganz zu schweigen.
Mein Geburtsort Heidelberg blieb unter anderem dank eines US-Generals, der in Heidelberg studiert hatte, von der Zerstörung verschont. Aber Mannheim und viele andere deutsche Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Genau so ist es doch gerade in der Ukraine. Wir waren damals die Aggressoren. Was aber gibt Putin das Recht die Ukraine zu bombardieren? Würde man ihn gewähren lassen, wäre dies doch geradezu eine Einladung – auch für andere Despoten.
Die Quintessenz der Diskussion in vielen Medien läuft in etwa so: Wer für Frieden ist, ist gegen die Ukraine und wer für die Ukraine ist, ist für den Krieg. Leute, geht’s eigentlich noch? Die Frage ist doch, über was man mit dem Russen Putin verhandeln soll und ob man ihm überhaupt trauen kann. Und wie kriegen wir es hin, dass das Töten endlich aufhört, ohne dass die Ukraine anschließend den Schaden hat.
Es muss doch einmal möglich sein, dass hierzulande ein wichtiges Thema öffentlich diskutiert werden kann, ohne dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen.
Herbert Semsch, Brühl