Brühl. Die Zukunft der Kollerfähre beschäftigt die Menschen offensichtlich sehr. So erreichten uns zu unserer Berichterstattung „Kollerfähre ohne klaren Kurs für 2022“ unterschiedliche Stellungnahmen. Unserer Einschätzung, dass es im Finanzausschuss des Landtages Stimmen gibt, die eine Kostenbeteiligung von Kommunen und Kreisen beidseits des Rheins als Voraussetzung sehen, widerspricht Klaus-Günther Voigtmann von der Alternative für Deutschland (AfD). Das Landtagsmitglied gehört selbst dem angesprochenen Parlamentsausschuss an.
Er stellt fest, „dass sich der Sachverhalt zur Kollerfähre und auch die Äußerungen im Finanzausschuss deutlich von der Darstellung in Ihrer Zeitung unterscheiden“. Dass eine Kostenbeteiligung als Grundlage für den Weiterbetrieb sein solle, „wird von keiner Partei so vertreten“, erklärt Voigtmann.
Voigtmann: Ewige Landesaufgabe
Tatsache sei aber, dass sich die schwarz-grüne Landesregierung den vom Rechnungshof vorgelegten Vorschlag einer Kostenbeteiligung seitens der Gemeinde Brühl sowie des Rhein-Neckar-Kreises zu eigen gemacht habe. „Mit dem vorschnellen Urteil einer ,Ausflugsfähre’ verkennen beide Fraktionen den tatsächlichen Umstand, dass diese Fährverbindung – anstelle einer eigentlich notwendigen Straßenbrücke – als Lückenschluss im Verlaufe der Landesstraße L 630 durch die Gemeinde Brühl über die Kollerinsel und weiter in rheinland-pfälzische Gemarkungen eine ,ewige Landesaufgabe’ seit Tullas Rheinbegradigungen ist und auch von allen Souveränen bisher anstandslos anerkannt wurde“, so der AfD-Parlamentarier.
Seit Generationen würden auf der Brühler Kollerinsel badische Landwirte ihre Betriebe auch als Pächter des Landes Baden-Württemberg betreiben, betont Voigtmann. „Der Rechnungshof selbst räumt ja sogar ein, dass das Land noch vor Kurzem der Gemeinde die Investition zur Anlage eines Campingplatzes mit umfangreicher Infrastruktur ,abgerungen’ habe, im Gegenzug für die Weiterführung der Fähre, zu welcher es, aus – rechtlicher Sicht – aber wohl sowieso verpflichtet ist“, meint Voigtmann in seiner Erklärung.
In dieser Phase sei es sicher ein falsches Signal, den weiteren Fährbetrieb von einer Kostenbeteiligung der örtlichen Gebietskörperschaften abhängig zu machen. „Vielmehr sei es doch viel erfolgversprechender, nicht nur wie in den vergangenen 100 Jahren die jährlich auflaufenden Verluste zu beklagen, zu denen man im Übrigen selbst ein gewisses Scherflein beigetragen hat, sondern die dort vorhandenen Potenziale zu nutzen, weitere zu heben und einen kostendeckendenden Betrieb zu erreichen“, betont er weiter. In diese Richtung sollten aus seiner Sicht die weiteren Bemühungen gehen, nachdem alle Fraktionen im Finanzausschuss zugestimmt hätten. Um den Betrieb der Kollerfähre durch das Land weiterzuführen, müsse man Maßnahmen für einen wirtschaftlichen Weg, zum Beispiel durch längere Fährzeiten prüfen. Dem Landtag solle dann über das dabei Veranlasste Ende Juni berichtet werden, so Voigtmann.
Gund: Für Irritationen gesorgt
Gegen die Punkte, die Privatisierung des Fährbetriebs zu prüfen und eine Mitfinanzierung durch die Gemeinde Brühl und den Rhein-Neckar-Kreis zu erreichen, stünden dagegen im Wesentlichen rechtliche und praktische Bedenken sowie die Stimmen der Opposition, „sodass diese Vorhaben besser erst im Anschluss an eine eventuelle Sanierung angegangen werden sollten“, schließt die Erklärung von Klaus-Günther Voigtmann.
Und auch die Brühler CDU bezieht zu unserem Bericht Stellung. Anlass sind die Äußerungen des grünen Landtagskandidaten Andre Baumann, so der CDU-Ortsvorsitzende Kenneth Gund. Die jüngsten Einlassungen des grünen Bewerbers um das Landtagsmandat im Wahlkreis Schwetzingen sorgten bei seiner Partei für Irritationen, so Gund.
„Nach Ansicht des Ortsverbands sollte gerade nach den parteiübergreifenden Bemühungen zum Erhalt der Kollerfähre als Bestandteil der Landesstraße und die von CDU und SPD auf den Weg gebrachte Einbindung der Kollerinsel in das Radwegekonzept Rhein-Neckar Konsens darüber bestehen, dass ein Erhalt für die Gemeinde notwendig ist“, heißt es in der CDU-Presseerklärung. Für die Christdemokraten sei die Kollerinsel integraler Bestandteil der Naherholungsgebiete der Hufeisengemeinde und trage maßgeblich zum hohen Wohnwert für alle Generationen bei.
„Da das Finanzministerium derzeit von den Grünen besetzt wird, ist es nicht nachzuvollziehen, weshalb die kommunalpolitischen Bemühungen zum Erhalt ausgerechnet vom Landtagskandidaten dieser Partei in Frage gestellt werden“, betont Gund. Ohne Unterstützung aus Stuttgart sei die Fähre nicht finanzierbar, weshalb auch der ehemalige Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) bereits in der Vergangenheit bei seiner Amtsnachfolgerin für die rheinquerende Verbindung geworben habe, heißt es abschließend in der Presseerklärung.
Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de