Brühl. Das Ensemble „Joyful Voices“ gibt es seit gut einem Vierteljahrhundert – ein, so die Eigenbezeichnung, „etwas anderer Gospelchor“. Erfrischend in der Erscheinung, Lebensfreude ausstrahlend, musikalisch gut und mal a cappella, mal auf dem E-Piano begleitet von Chorleiter Andreas Luca Beraldo, begeisterten die acht Sängerinnen und drei Sänger das Brühler Publikum. Jörg Riebold, Diakon, selbst Tenor und bekannt von Kleinkunstbühnen, rundete durch humorvolle Moderation und interessante Erläuterungen zu den Songs das Programm ab.
Stimmungsvolle Beleuchtung in Rot und Grün schuf auch optisch den passenden Rahmen, als die Gruppe in der gut besetzten Kirche auftrat. Nach der Begrüßung wurde das Publikum musikalisch mit „Come In And Stay A While“ von Rhonda Polay willkommen geheißen – ein Song, der dazu einlädt, sich eine Pause zu gönnen und die Sorgen der Welt einmal beiseite zu lassen.
Popsongs runden das Konzert in Brühl ab
Zwischen Gospelstücken, die stets religiöse Inhalte haben, sangen die Mannheimer auch Popsongs wie „Man In The Mirror“ von Michael Jackson oder „Ist da jemand?“ von Adel Tawil. Natürlich kann man, je nach Lesart, auch dort Glaubensthemen entdecken. Warum auch nicht? Eine Premiere gab es obendrein mit der Italo-Hymne „Gloria“ von Umberto Tozzi mit tollem Solo von Marion Klamm. Bewegend wurde es wieder bei „To Make You Feel My Love“ von Bob Dylan, einem Lied, bei dem Klamm bei einem weiteren Solo gefühlvoll singend durch das Publikum lief.
Dass der Tag des Auftritts, ein geschichtsträchtiger war, wurde nicht unberücksichtigt gelassen. Denn in der auf den 10. November 1938, der Pogromnacht, überschritt das nationalsozialistische Regime die Grenze von Diskriminierung der Juden zu organisierten Gewaltmaßnahmen und sorgte so für unendliches menschliches Leid. Die „Joyful Voices“ setzten mit „#lautsein“ von Maybebopp ein klares Statement, denn im Text hieß es: „Wir müssen laut sein, was einmal war, darf nicht nochmal geschehen. Lass uns laut sein, um all den Hass und die Wut zu übertönen.“
Chor „Joyful Voices“ setzt klare Zeichen
Auch mit dem Spiritual „Wade In The Water“ aus dem 19. Jahrhundert wurde ein Zeichen gesetzt. „Es bezieht sich auf eine Stelle im Alten Testament. Aber, im Wasser zu waten‘ hat eine Doppelbedeutung, denn entlaufene Sklaven gingen durch Bäche und Flüsse, um so keine Fährte für die Spürhunde der Verfolger zu hinterlassen“, erklärte Moderator Riebold. „Es war eine Hymne der Sklavenbefreiung und der, Underground Railroad‘, einem Schleusernetzwerk, das Sklaven in die sicheren Nordstaaten oder nach Kanada brachte.“ Das eigentlich mit dem „Abendlied“ von Josef Rheinberger endende Konzert wurde durch die Begeisterung des Publikums um eine Zugabe erweitert.
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Besucherin Gerdi Kallwei aus Heidelberg meinte: „Tolle Stimmen, flotte Moderation, bewegende Soli.“ Und Jutta Krüger aus Brühl kommentierte: „Ich singe selbst in einem Chor. A cappella fand ich sie besonders gut.“
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