Brühl. . Noch sind die Zugangs- und Tempobeschränkungen aus Sicherheitsgründen nicht aufgehoben worden, doch das Hochwasser hat sich aktuell weit unter einen hochbedrohlichen Pegelstand zurückgezogen. Allgemein liegt der Messwert inzwischen über drei Meter unter dem Scheitelpunkt der Flut. Zeit für eine erste Bilanz. Und die fällt bei den beteiligten Stellen insgesamt sehr positiv aus. Allerdings wird beim allgemeinen Schulterklopfen nicht der kritische Blick auf den einen oder anderen Aspekt vergessen, der noch echte Optimierungsmöglichkeiten bieten könnte.
Einigkeit besteht darin, dass die Kommunikation zwischen Feuerwehr, Polizei, Rathaus, Jägern und Anliegern vorbildlich geklappt habe. Einen etwas besseren Kontakt wünschten sich die Helfer vor Ort mit den zuständigen Stellen des Landes. „Ansonsten hatten wir mit allen Ansprechpartnern immer einen kurzen Draht und konnten so sehr gut Hand in Hand arbeiten“, urteilt Feuerwehrkommandant Marco Krupp im Gespräch mit unserer Zeitung.
Regelmäßige Dammkontrollen
Auch Amtsleiter Jochen Ungerer ist über die Zusammenarbeit der verschiedenen Stellen begeistert. Ein besonderes Lob erfahren von ihm die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr, die nicht nur die Wachbereitschaft und die regelmäßigen Kontrollfahrten geleistet hätten, sondern auch zu mehreren Einsätzen, etwa um Rehe aus misslicher Lage zu befreien, ausgerückt seien.
„Ein riesiger Pluspunkt bei der regelmäßigen Dammkontrolle während der Flut war bei der Feuerwehr der erstmalige Einsatz einer Drohne“, ist Ungerer sehr angetan. Alle beteiligten Stellen hätten sich so ohne die Nutzung von Booten oder schwierigen Kontrollgängen quer durchs überflutete Gelände ein Bild von der Lage vor Ort machen können. „Das senkte das Unfallrisiko für die Helfer ganz enorm“, so der Rathausmitarbeiter.
Den Kollegen des Bauhofs um ihren Chef Sascha Mayer stellen Ungerer und Krupp ebenfalls ein gutes Zeugnis aus. Es habe sich bezahlt gemacht, dass bereits im Vorfeld beim Brühler Friedhof ein Sandlager zum Füllen von Säcken geschaffen wurde. Allerdings habe sich gezeigt, dass die gelagerten Sandsäcke regelmäßiger ausgetauscht werden sollten. „Vielleicht sollte man jährlich 500 Stück neu anschaffen und dafür die gleiche Anzahl aussondern“, schlägt Krupp vor.
Rufbereitschaften eingerichtet
Auch die fünfköpfige Rufbereitschaft des Bauhofs habe sich bewährt. Die Gemeindebediensteten hätten schnell reagieren können, als es darum ging, die überfluteten Gebiete abzusperren, als es zu gefährlich für Mensch und Tier wurde. Die Schieber der Kanäle in den Schwetzinger Wiesen seien zudem frühzeitig geschlossen worden.
Dabei habe sich aber gezeigt, dass sie diese Wassersperren nicht so dicht waren, wie man es gerne gehabt hätte. „Die Schließen sollten das Jahr über regelmäßiger überprüft werden, damit sie bei Hochwasser 100-prozentig einsatzbereit sind“, empfiehlt der Feuerwehrkommandant.
Etwas verbesserungswürdig sei die Absprache mit dem kommunalen Nachbarn auf der anderen Flussseite, der Verbandsgemeinde Rheinauen, heißt es weiter. Dort sei der Zugang zur Kollerinsel erst etwas zu spät geschlossen worden. Dadurch hätten sich einige Hochwassertouristen in Gefahr gebracht.
„Doch auch da haben wir bereits eine gute Lösung gefunden und uns mit den jeweiligen Ansprechpartnern auf ein vielversprechendendes Prozedere geeinigt“, zeigt sich Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung zuversichtlich, „wichtig ist, aus solchen Problemen die Lehren zu ziehen und Lösungen zu erarbeiten – das ist bislang überall geschehen.“
Sperrungen bleiben bestehen
Auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck bekräftigt im Gespräch mit unserer Zeitung die fast durchweg positive Bilanz. Er habe feststellen können, dass stets vorausschauend und effektiv gehandelt worden sei. Dabei schließt er alle vor Ort beteiligten Helfer im Kampf gegen die „örtlich begrenzte Naturkatastrophe“ in sein Lob ein – „das Zusammenspiel hat hervorragend geklappt“.
Doch die Arbeit der Männer und Frauen sei noch nicht beendet, betont Göck, denn mit den sinkenden Pegelständen müssten die Aufräumarbeiten beginnen und ein Schadenskataster erstellt werden. „Da sind zum Teil riesige Löcher in Wege gerissen worden“, bilanziert das Gemeindeoberhaupt. Deshalb könne man die Sperrung der Wege und Straßen in den Rheinauen noch nicht direkt aufheben. „Wir arbeiten daran und werden sukzessiv Bereiche freigeben.“ Aber beispielsweise am Leinpfad direkt am Rhein sind so gravierende Zerstörungen angerichtet worden, dass man mit der Öffnung für den Publikumsverkehr wohl noch Wochen warten müsse.