Hockenheim. Ein Stück Theatergeschichte können die Besucher der Stadthalle Hockenheim am 25. und 26. Juli erleben: Die Musik-Theater-AG des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums bringt das legendäre Musical „Hair“ auf die Bühne. Unter der Leitung von Claudia Klement, Yaël Schneider und Bernhard Sommer haben sich die Theater-AG und der Chor zusammengetan für ein Stück, das auch heute noch gesellschaftspolitische Relevanz hat.
„Hair“ erzählt von einer Gruppe junger Hippies, die in den 1960er Jahren in New York gegen Krieg, Konventionen und Konformität aufbegehren. Ihr Markenzeichen: lange Haare, freie Liebe und eine radikale Sehnsucht nach Frieden. Im Mittelpunkt steht Claude, ein junger Mann vom Land, der inmitten des sogenannten „Tribes“ mit seinen eigenen Idealen und den Erwartungen seiner bürgerlichen Herkunft ringt. Als er den Einberufungsbefehl erhält, steht er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Unterstützt wird er von Freunden wie der politisch aktiven Sheila und dem charismatischen Berger, die ihn in eine Welt voller Ideale und innerer Konflikte ziehen.
„Hair“ gilt als Meilenstein der Popkultur
Das Buch zum Musical stammt von Gerome Ragni und James Rado, die Musik komponierte Galt MacDermot – ein Dreiergespann, das mit „Hair“ das amerikanische Theater revolutionierte. Als das Stück 1967 Premiere feierte, war es ein Tabubruch. Nacktszenen, Anti-Kriegsproteste, Drogenkonsum – alles kam auf die Bühne und löste damals einen Skandal aus. Gleichzeitig traf es den Nerv der Zeit: Die Musicalbühne wurde politisch, laut und unbequem. Heute gilt „Hair“ als Meilenstein der Popkultur, der die Grenzen zwischen Theater, Rockkonzert und gesellschaftlichem Protest aufbrach.
Einige der Songs schafften es weit über die Bühnen hinaus in die Charts und Radios weltweit. Das Lied „Aquarius/Let the Sunshine In“, in einer Medleyversion von „The 5th Dimension“, erreichte 1969 Platz 1 der US-amerikanischen Billboard-Charts und wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet. Selbst in aktuellen Songs tauchen Elemente aus „Hair“ immer wieder auf.
Hockenheimer Gauß-Team hat Herausforderung mit Leidenschaft angenommen
Am Gauß-Gymnasium hat man sich dieser Herausforderung mit spürbarer Leidenschaft angenommen. Die Musik-Theater-AG vereint Schüler aus dem Chor und der Theatergruppe, die gemeinsam unter der Leitung von Claudia Klement, Yaël Schneider und Musiklehrer Bernhard Sommer ein eindrucksvolles Projekt auf die Beine gestellt haben. „Wir haben natürlich das ein oder andere auf unsere Bedürfnisse angepasst“, erklärt Sommer.
Bereits im Herbst begann die Vorbereitungsphase mit einem Vorsingen und Vorsprechen, bei dem die Rollen verteilt wurden. Von Anfang an war klar, dass alle Elemente der Inszenierung in Schülerhand bleiben würden – von der Band bis zu den Solisten. „Wir konnten für alles auf unsere eigenen Gewächse zurückgreifen“, sagt Sommer stolz und hebt hervor, wie viel Talent und Eigeninitiative im Ensemble steckt.
Probenwoche im März in Weikersheim als wichtiger Schritt nach vorne
Während der Probenwoche im März in Weikersheim fügte sich erstmals alles zusammen. „Am Ende haben wir es fast geschafft, das gesamte Stück durchzuspielen. So konnten die Schüler endlich erleben, wie sich alle Elemente zusammenfügen“, so Bernhard Sommer. Und die Begeisterung aus der Probewoche zeigt sich auch beim Probenbesuch vergangenen Freitag. Trotz sommerlicher Temperaturen ist die Probe fast vollständig besetzt. Eine Schülerin erscheint sogar direkt nach einer Abiturprüfung. Als der Chor mit voller Kraft „Let the Sunshine In“ anstimmt, füllt sich der Raum mit einer Lautstärke und Wucht, die auf mehr hoffen lässt.
Als es während der Probe einmal unübersichtlich wird, was bei so vielen Darstellern kein Wunder ist, weiß Bernhard Sommer genau, wie er die Aufmerksamkeit zurückholt: Er spielt das berühmte „Pink Panther“-Intro auf dem Klavier. Ein kleiner Trick mit großer Wirkung.
Choreografie als Gemeinschaftswerk von Schülerin und Lehrerin
Besonders viel Engagement zeigte Schülerin Madeleine Grebencikov: Gemeinsam mit Lehrerin Yaël Schneider entwickelte sie die Choreografien für zentrale Szenen des Musicals und studierte sie mit den Darstellerinnen und Darstellern ein. Mit ihrem Gespür für Bewegung und Rhythmus trug sie entscheidend zur Wirkung der Inszenierung bei. Fehlte in einzelnen Momenten noch eine fertige Abfolge, wurde kurzerhand improvisiert – etwa mit sogenannten Jazz Hands, einer typischen Musical-Geste, bei der die geöffneten Hände zur Musik rhythmisch nach oben bewegt werden.
So viel Einsatz und Kreativität verdienen ein großes Publikum. Wer sich dieses außergewöhnliche Schulprojekt nicht entgehen lassen möchte, sollte sich die Aufführungstermine vormerken: Gespielt wird am 25. und 26. Juli, jeweils um 19 Uhr in der Stadthalle Hockenheim, der Einlass beginnt ab 18 Uhr.
Der Kartenvorverkauf hat begonnen
Karten sind bereits im Vorverkauf erhältlich: werktags von 11 bis 12 Uhr am Gauss-Gymnasium oder in der Buchhandlung Gansler in Hockenheim. Die Preise sind gestaffelt und familienfreundlich: Erwachsene zahlen je nach Kategorie 18, 15 oder 12 Euro, ermäßigte Karten kosten 14, 11 und 8 Euro, Familien (zwei Erwachsene, zwei Kinder) 50, 41 und 32 Euro.
Wer einen Abend voller Energie, Emotion und Engagement erleben möchte, sollte sich dieses besondere Bühnenerlebnis nicht entgehen lassen.
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