Hockenheim/Altlußheim. Das Kammerorchester Hockenheim (KOH) meldet sich aus der Corona-bedingten Konzertpause mit einem anspruchsvollen, ausgefallenen und abwechslungsreichen Konzertprogramm zurück. Am Sonntag, 8. Mai, spielt das Ensemble um 17 Uhr in der evangelischen Kirche in Altlußheim, Rheinhäuser Straße 5.
Wieder einmal hat Dirigent Robert Sagasser ein ansprechendes Programm aus Klassikern, aber auch unbekannten Werken zusammengestellt. Das Konzert in G-Dur für zwei Bratschen und Streicher ist eine Arbeit von Georg Philipp Telemann (1681-1767). Der Stimmführer der Bratschen, Roland Bierwald, und seine Schülerin Kaja Böttcher treten dabei als Solisten auf.
Telemann war berühmt dafür, Konzerte für unterschiedliche Instrumente zu komponieren. Er selbst nahm sich als einer der Ersten der Bratsche an und lernte sie aus Ermangelung an guten Solisten selbst neben seinem Hauptinstrument der Violine zu spielen. Er schrieb dieses Konzert nach seinem einzigen Besuch in Frankreich und so merkt man dem Werk auch seine „französischen“ Eigenschaften in Stil und Ausführung an, eine wunderbare Preziose für zwei ausgefallene Soloinstrumente.
Zu Unrecht vergessen: Gerson
Das Orchester bleibt sich treu und präsentiert mit dem ersten Satz aus Georg Gersons (1790-1825) einziger Sinfonie in Es-Dur einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Zeitgenossen Franz Schuberts. Der Däne Gerson, dessen Werke einen wichtigen Beitrag im Wiener klassischen Stil (dänischer Provenienz) darstellen, war ein jüdischer Komponist aus Kopenhagen, der bereits mit 34 Jahren, kurz vor seiner Heirat, an einem Schlaganfall verstarb. Seine Sinfonie kann man musikalisch und technisch mit den Werken Schuberts gleichstellen, heißt es in der Ankündigung des Kammerorchesters.
Zwei Werke Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) kommen zu Gehör. Sein Singspiel „Der Schauspieldirektor“, von Kaiser Joseph II. für ein „Frühlingsfest an einem Wintertag“ in Auftrag gegeben, wurde in der Schönbrunner Orangerie uraufgeführt. Die Ouvertüre ist eines der wenigen Musikstücke aus diesem sehr textlastigen Schauspiel mit Musik über das Theater und seinen Starkult. Das Kammerorchester setzt den Witz und die Verve dieses Stückes mit großer Spielfreude um.
Außerdem wird die Sinfonie Nr. 32 gespielt, die Mozart bei einem seiner Parisaufenthalte schrieb. Diese ist ganz im Stil einer italienischen Ouvertüre gehalten. Sie ist ein an Klangfarben reiches Werk mit akzentuiertem Bläsereinsatz, vor allem im ersten Satz mit der marschartigen Fanfare im Forte.
Ein Werk von Mozarts bewundertem Freund und Förderer Johann Christian Bach (1735-1782), die Sinfonia op. 18 Nr. 2 in B-Dur, rundet das Programm ab. Johann Christian war ein Komponist der Vorklassik aus der großen Musikerfamilie Bach und hatte besonderen musikalischen Einfluss auf den jungen Mozart.
Eintritt frei, Spenden erwünscht
Die schwungvoll-elegante Melodik des 1. Satzes der Sinfonie J. Chr. Bachs, das „singende Allegro“, wurde zum Markenzeichen seines galanten Stils. Die Sinfonia besteht neben einem schnellen Satz in Sonatenhauptsatzform aus einem langsamen Satz als lyrischem Ruhepunkt und einem tänzerisch bewegten Finale.
Der Eintritt ist frei, das Kammerorchester bittet um eine Spende für das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe Ukraine. zg/por