Hand aufs Herz: Wann bleibt unser Handy einfach liegen? Bei der „Katzenwäsche“ am Morgen oder am Abend, beim Duschen und – das nehme ich mir ganz fest vor – beim Autofahren, allein schon aus Sicherheitsgründen. Wofür gibt es Bluetooth und die Freisprechanlage!?
Wir leben längst in einer digitalisierten Welt – und müssen ständig von Neuem lernen, mit ihr zu leben. Das Smartphone mit einer irre guten Kamera ist Alltagsgegenstand und Alltagsbegleiter in einem. Inklusive eines hohen Suchtpotenzials: Irgendwie schwingt irrational die Angst mit, eine wichtige Botschaft über die verschiedenen Messengerdienste zu verpassen – im beruflichen wie im privaten Kontext.
Also schauen wir zwischendurch aufs Display, das uns fast alles verrät, und schicken eine schnelle Antwort los. Zuweilen in Stichworten, fragmentarischen Sätzen und unterstützt mit ergänzenden Emojis, die unsere Meinung und Gefühlslage unterstreichen. Was wir nicht sofort wissen, ist der Teilaspekt, ob die kleinen Symbolkameraden aus Japan immer richtig verstanden werden? Oder eben einer grotesken Interpretation unterliegen!? Selbst im Smartphone-Zeitalter existiert, wie seit Ewigkeiten in der Kommunikation, ein Sender-Empfänger-Problem.
Das Jugendwort des Jahres 2015, der Berufskollege erinnert sich daran, war „Smombie“, ein Mischwort aus Smartphone und Zombie. Unter „Smombies“ sind Menschen ganz gleich welchen Alters und Geschlechts gemeint, deren Blickfenster stetig nach unten gerichtet ist und die so gut wie nichts mehr von ihrer Mitwelt mitbekommen. Es ist – mit Verlaub – eine mittlere Katastrophe.
Mein Tipp, liebe Zeitgenossen: einfach mal die Hände vom Smartphone, „Cell-Phone“ oder „Portable“ weglassen, bestenfalls ausschalten. Es ist nachweislich gesund, denn allzu intensive Nutzung des „schlauen Telefons“ führt zu Schlaflosigkeit, Konzentrationsmängeln, Erschwernissen beim Lösen von Problemen oder wesentlichen Entscheidungsfindungen.
Abgespeicherte Chats, Dokumente, Fotos oder Videos sind das eine. Doch unterm Strich ist das „Kleinzeug“ relativ wertlos. Es geht im Leben um Würde, Respekt, Demut, Toleranz, freies Denken und Handeln – sowie um eine vernünftige zwischenmenschliche Kommunikation. Und die generelle Kunst des Verzichts. Dazu brauchen wir nicht unbedingt ein Handy, oder!?
Mal Hand aufs Herz ...
Mal Hände weg vom Handy
Joachim Klaehn über den Alltagsbegleiter und die Kunst des Verzichts