Ketsch. Was macht man, wenn alle Veranstaltungen, auf die man sich vorbereitet hat, ausfallen? – Man kreiert eine eigene. Hervé Mangonaux ist dies jedenfalls sehr gut gelungen. Der Aktive des Marathon Teams Ketsch wollte am 5. April seinen nächsten Marathon in Paris laufen. In Zeiten von Corona fand dieser aber ebenso wenig statt wie alle anderen Sportevents. „Nach einer gewissen Euphorie aufgrund von ungewöhnlichen Trainingszeiten, die auch das Arbeiten im Homeoffice ermöglichten, ging die Motivation langsam in den Keller“, berichtet Hervé Mangonaux – er suchte nach einer kurzfristigen Herausforderung.
Denn das Wintertraining führte er diszipliniert durch und trotz Corona-Zeit lief er weiterhin viermal die Woche, alleine zwar, aber jeweils zehn bis 30 Kilometer. Daneben war ihm die Problematik der Tafeln nicht entgangen: „Die Corona-Krise trifft jeden, jedoch Leute mit wenig Geld noch mehr, die auf Tafelläden angewiesen sind. Einige Tafelstandorte sollten sogar geschlossen werden, weil die ehrenamtlichen Helfer oft im Rentenalter sind und auch zu den Gefährdeten gehören. Bedürftige haben die Tafeln ebenfalls weniger besucht, um die Ansteckungsgefahr zu umgehen. Der notwendige Lieferservice und der Kauf von Schutzkleidung für die Helfer hat die Kosten nach oben getrieben“, beschreibt Mangonaux.
„Etwas Solidarität zu zeigen, war mir wichtig“, erklärt der Sportler des Marathon-Teams, so dass die Kombination der beiden Motivationen zu der Herausforderung führte, allein einen Marathon zugunsten der Tafeln zu laufen.
Nicht ohne die älteren Herren
Mangonaux blieb nicht alleine. „Wie Hervé vorschlug, uns zwei ältere Herren in sein Spenden-,Battle’ miteinzubinden, sagten wir sofort begeistert zu“, berichtet Alfred Kief, der sich eigentlich auf den Mannheim-Marathon vorbereitete, während sein Laufpartner Michael Karle das Laufevent in Mainz im Visier hatte.
In Corona-Zeiten liefen die drei entgegengesetzt: „Hervé lief in der zweiten Startreihe zuerst die Rheininsel links herum und wir trafen uns das erste Mal mittig. Dafür rannte er den eigentlichen Rückweg nach Speyer über Herrenteich und Siegelhain zuerst. Das zweite Mal durften wir ihm zwei Kilometer hinter dem Insultheimer Hof begegnen – auch hier, wie über die gesamte Distanz von 42,195 Kilometern, hielt er seine Geschwindigkeit im knappen Fünferschnitt – sensationell bei Temperaturen auf offenem Feld um die 27 Grad“, berichtet Alfred Kief.
Das Duo Kief/Karle und der Einzelläufer Mangonaux durften auf zwei unverzichtbare Helfer zurückgreifen, die Wasser, Cola und Bananen reichten. Kief erzählt: „Nach superschnellen 3,30 Stunden von Hervé, schnellen 3,48 von Michael und gemütlichen 4,08 Stunden Zielzeit von mir wurde mit gebührendem Abstand bei Malzbier und leckerem selbst gebackenem Kuchen diese Challenge gefeiert.“ Denn zu feiern gab es letztlich, dass 1810 Euro für die Tafeln zusammengekommen waren. Mangonaux hatte eine Woche vor dem Lauf per WhatsApp und SMS Werbung das bundesweite Projekt auf der Plattform betterplace.org gemacht. „Ich bin jedem Spender sehr dankbar“, sagt Mangonaux. Sich selbst hat er auch beschenkt, denn er war eine Minute schneller als im Jahr zuvor in New York: „Ein wohltätiger Zweck kann doch mehr beflügeln als eine Million Zuschauer.“ zg/mab