Ketsch. Das Parkverbot gilt bereits seit Juni, der Großteil der Arbeiten ist schon seit Wochen abgeschlossen – doch die neue Ladesäule in der Bahnhofsanlage ist weiterhin eine Baustelle. Dabei soll hier, in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes, eigentlich die Ketscher Verkehrswende vorangebracht werden. Denn künftig wird es hier nicht nur einen öffentlichen Ladepunkt für private E-Autos geben, sondern gleichzeitig auch das erste Carsharing-Angebot der Enderlegemeinde: Über den Herrenberger Betreiber Deer können Interessierte dann ein elektrisch betriebenes Auto leihen, um Wocheneinkäufe zu erledigen, Ausflugsfahrten zu unternehmen oder einfach einmal die flotte und klimafreundlichere Antriebsart unverbindlich zu testen.
Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail, in diesem Fall in der Abstimmung beim Aufbau. Denn während Deer den späteren Betrieb sowohl für das Carsharing als auch für das öffentliche Laden selbst übernimmt, war die Kommune für die Tiefbaumaßnahmen und die Errichtung der Ladesäule verantwortlich. Doch nachdem der Bauhof das Betonfundament fertiggestellt hatte, kam die Überraschung: Die Konstruktion steht falsch herum, genauer gesagt um 90 Grad nach links gedreht. Dadurch wäre sie zwar grundsätzlich trotzdem nutzbar, die Autofahrer müssten ihre Ladekabel allerdings teils umständlich außen herumführen.
In Ketsch ist man bei der Problemlösung auf die MVV angewiesen
Und während auf dem Rathaus noch nach der Ursache des Fehlers gesucht wurde, war die MVV Energie außergewöhnlich effizient und schaffte Fakten. Schon am nächsten Tag war die verdrehte Ladesäule ans Stromnetz angeschlossen. „Wenn man so will, ist das Problem dadurch größer geworden, dass alle Beteiligten besonders schnell gearbeitet haben. So konnte der Fehler nicht mehr rechtzeitig behoben werden“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider den kuriosen Vorgang.
Zum Lachen ist den Verantwortlichen allerdings nicht zumute, denn die Folgen sind weiterhin zu spüren: Weil die falsch aufgestellte Säule an den Starkstrom angeschlossen ist, ist die Gemeinde auf die MVV Energie als Netzbetreiber angewiesen, um das Problem zu lösen. „Und leider geht es nach dem superschnellen Aufbau jetzt superlangsam: Anfang Oktober haben wir den Mannheimern den endgültigen Auftrag erteilt, aber bislang hat sich leider noch nichts getan“, beklagt Schneider.
Sobald die Konstruktion wieder vom Strom getrennt sei, könne der Bauhof die Säule drehen – vorausgesetzt, dass das gegossene Fundament dabei mitmacht. „Das kann man leider erst sehen, wenn wir den Aufbau gelöst haben. Wenn alles gut geht, ist das Drehen keine große Sache und der Strom könnte direkt wieder angeschlossen werden. Im schlimmsten Fall müssen wir allerdings den Beton mühsam entfernen und neu gießen, das wird dann recht aufwendig“, erklärt Schneider.
Bleibt die Frage, wie es zu dem folgenreichen Fehler kommen konnte. Da sieht die Gemeinde die Verantwortung beim Betreiber Deer. „Wir haben uns beim Aufbau exakt an die Skizze gehalten, die wir von Deer bekommen haben. Aber da fehlte der entsprechende Hinweis zur Ausrichtung“, betont Bauamtsleiter Marc Schneider. Im Gespräch mit dem Unternehmen habe man das auch einvernehmlich klären können, weshalb die Kosten für die jetzt notwendigen Arbeiten von Deer übernommen würden.
Zwar habe es danach durch personelle Wechsel in Herrenberg weitere Verzögerungen gegeben, die Zusammenarbeit mit dem künftigen Betreiber sei ansonsten aber sehr positiv. „Deer ist in der Region ja schon bekannt, beispielsweise gibt es in Oftersheim, Alt- und Neulußheim sowie Reilingen bereits ähnliche E-Angebote“, betont Klimaschutzmanagerin Julia Berberig. Vom Carsharing erhofft sie sich einen wichtigen Impuls in Sachen Nachhaltigkeit. „Vielleicht können wir dadurch den einen oder anderen Ketscher dazu bewegen, auf ein eigenes Auto oder zumindest einen Zweitwagen zu verzichten.“
Auch bei den öffentlichen Ladesäulen sieht die Verwaltung gute Fortschritte. Aktuell gibt es in Ketsch drei von der EnBW betriebene Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten: Die älteste Säule auf dem Parkplatz Höhe Schillerstraße 30 hinter der Bäckerei Siegel sowie zwei auf dem Nahkauf-Parkplatz in der Gassenäckerstraße 2.
Klimaschutzmanagerin in Ketsch hofft auf Impuls in Sachen Nachhaltigkeit
Zwar habe es danach durch personelle Wechsel in Herrenberg weitere Verzögerungen gegeben, die Zusammenarbeit mit dem künftigen Betreiber sei ansonsten aber sehr positiv. „Deer ist in der Region ja schon bekannt, beispielsweise gibt es in Oftersheim, Alt- und Neulußheim sowie Reilingen bereits ähnliche E-Angebote“, betont Klimaschutzmanagerin Julia Berberig. Vom Carsharing erhofft sie sich einen wichtigen Impuls in Sachen Nachhaltigkeit. „Vielleicht können wir dadurch den einen oder anderen Ketscher dazu bewegen, auf ein eigenes Auto oder zumindest einen Zweitwagen zu verzichten.“
Auch bei den öffentlichen Ladesäulen sieht die Verwaltung gute Fortschritte. Aktuell gibt es in Ketsch drei von der EnBW betriebene Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten: Die älteste Säule auf dem Parkplatz Höhe Schillerstraße 30 hinter der Bäckerei Siegel sowie zwei auf dem Nahkauf-Parkplatz in der Gassenäckerstraße 2.
Letztere bieten zudem Schnelladen an und sind trotz ihrer Lage auf dem privaten Parkplatz öffentlich nutzbar, wie Berberig betont: „Sie fallen explizit nicht unter die kameraüberwachten Einschränkungen der restlichen Stellplätze, die zum Supermarkt gehören.“ Zusätzlich sind vier weitere Ladesäulen in der konkreten Umsetzung: Neben dem Deer-Projekt am Marktplatz errichtet die Firma Minera zwei Schnelladesäulen am P+R-Pendlerparkplatz sowie eine reguläre Säule am Schwimmbad im Bruch.
„Damit werden wir bis ins kommende Frühjahr 13 öffentliche Lade-Stellplätze haben. Wir sind also beim Thema E-Mobilität, das einen wichtigen Punkt im Klimaschutzkonzept der Gemeinde ausmacht, genau auf Kurs“, so Julia Berberig. Daran ändere auch die ärgerliche Verzögerung am Marktplatz nichts – auch wenn deren Ende leider weiterhin nicht genauer abschätzbar sei.
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