Oftersheim. Dort, wo sich sonst am Wochenende Jugendliche aus der Hardtwaldgemeinde geradezu tummeln und mit einem Getränk in der Hand austauschen, herrscht jetzt Stille. Das Jugendzentrum (JUZ) ist, wie so viele andere Einrichtungen auch, aufgrund des fortdauernden Lockdowns geschlossen.
Trotzdem sind die Mitarbeiter weiterhin für die Jugendlichen da. Eva Leibig, die zusammen mit Sebastian Längerer das „Herz“ des JUZ bildet, überlegt einen Moment, bevor sie die Frage nach den Befindlichkeiten der Oftersheimer Jugend in Corona-Zeiten beantwortet. „Es können aktuell natürlich keine Präsenzangebote stattfinden. Aber man muss sich halt mit der Situation arrangieren“, sagt die studierte Sozialpädagogin und ergänzt: „Wir bieten Kontakt über Telefon und die sozialen Medien an, aber wir hören aktuell eher wenig von unseren Jugendlichen. Die regeln gerade ganz viel selbst. Fragen wie ,Eine gemütliche Runde Billard, wann geht das denn wieder?’, hören wir doch schon oft.“
Der Wunsch, mal rauszukommen ist sehr groß, einfach ins JUZ zu gehen und Zeit für sich und Freunde zu haben. „Von großer Frustration würde ich da nicht sprechen, sondern die Situation empfinden die jungen Leute einfach als anstrengend“,erzählt Leibig. Keine Freunde treffen zu können, das ist schon hart für sie. Dass da die Freude nicht überschäumt, ist schon klar. Aber sie haben Verständnis für die aktuelle Lage“, meint Eva Leibig.
Es gebe kaum schwerwiegende Probleme, aber sollte doch mal Not am jungen Mann oder der jungen Frau sein, seien sie und ihr Kollege immer ansprechbar. Wer Redebedarf habe oder Hilfe brauche, könne zwischen 14 und 18 Uhr gerne bei ihnen anrufen. Oder natürlich auch eine E-Mail schreiben und über Facebook oder Instagram chatten.
Einzeltermine sind auch möglich
Eva Leibig, die zusammen mit ihrem Kollegen bei der Gemeinde angestellt ist, liegen ihre Jugendlichen am Herzen. Sie spricht voller Leidenschaft und immer wieder scheint durch, wie sehr sie es bedauert, nicht wie bisher persönlich für die Kids und Heranwachsenden da sein zu können. „Sollte jemand doch ein größeres Problem haben, können wir gerne Einzeltermine vereinbaren. Dann trifft man sich Corona-konform mit genügend Abstand.“ Manche Dinge ließen sich eben von Angesicht zu Angesicht leichter erzählen. Da sei der direkte Kontakt doch wichtig, so Leibig.
„Manchmal gehen ich oder Sebastian auch einfach so ins JUZ, um zu schauen, ob doch mal jemand trotz Schließung einfach vor der Tür steht.“ Normalerweise würde ja auch eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder ab der ersten Klasse stattfinden, das sei aber aktuell auf Distanz nicht möglich. „Wir dürfen die Kinder aufgrund der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ja noch nicht mal zu Hause anrufen. Und sie anrufen, ob wir sie kontaktieren dürfen geht ja auch nicht, weil das ebenfalls verboten ist“, sagt Eva Leibig mit leichter Verbitterung. Positiv sei, dass die Jugendlichen, je älter sie würden, so technikaffin seien. „Dass die alle ,Digital Natives’ sind, macht ihnen den Online-Unterricht einfacher und erlaubt ihnen den Kontakt über die sozialen Medien zu uns.“
Jugendliche können wählen
Eines der aktuellen Themen sei die „Kinder- und Jugendwahl U18“, auf die sie über ihre Kanäle aufmerksam machen wollen. Das ist eine bildungspolitische Initiative für Menschen unter 18, die in Baden-Württemberg zwar schon auf kommunaler Ebene ab 16 Jahren wählen dürften, aber eben kein Stimmrecht für die Landtagswahl haben. Da würden „symbolische Wahlen“ abgehalten. „Darauf werden wir verstärkt hinweisen“, sagt die Sozialpädagogin.
Einen Rat hat sie für die JUZ-Besucher: „Haltet nicht nur Kontakt zu den Menschen, die ihr gut kennt, sondern auch zu denen, die ihr nur gelegentlich - beispielsweise im JUZ - trefft. Meldet euch einfach mal per Telefon oder Sprachnachricht, das liefert allen positive Impulse. Und haltet durch!“
Einen Kontakt zum JUZ ist von 14 und 18 Uhr unter Telefon 06202/59 71 56 oder E-Mail: info@juz-oftersheim.de möglich.
Zur U18-Landtagswahl gibt’s hier Infos.