Eppelheim. Dass Kinder der landläufigen Meinung nach ganz schön wissbegierig sind, ist kein Geheimnis. Wenn sie dann noch Fragen vorbereitet haben, kommt man auch als Journalist mal ganz schön ins Schwimmen, denn für gewöhnlich ist man ja nicht selbst der Befragte. Rund 15 Fragen hatten die Kinder der Klasse 3b der Eppelheimer Friedrich-Ebert-Schule mit ihrer Lehrerin Tanja Müller vorbereitet.
Darunter befanden sich „Klasse Kids“-Dauerbrenner wie „Worüber schreiben Sie am liebsten?“ von Milina, Sara, Lilly und Romy, zu deren weiteren Fragen auch eine zählte, bei der die Antwort schon früh für Staunen sorgte: „Wie lange dauert ein Arbeitstag bei der Zeitung?“ Der an sich nicht unübliche Acht-Stunden-Tag klingt für Kinderohren auf einmal erstaunlich lang, wenn er – wie im Spätdienst vorgesehen – bis 23 Uhr dauert.
Dazu kam die ebenfalls immer gern beantwortete Frage, wie lange ein Redakteur eigentlich für einen Artikel braucht – doch das lässt sich so ohne Weiteres nicht beantworten, zumindest nicht ohne einen Exkurs in Richtung verschiedener Textlänge und zum Thema Recherche – denn die gehört ja genauso zur Arbeit wie das Schreiben selbst. Auch wie viele Artikel am Tag pro Person entstehen, ist sehr unterschiedlich, manchmal ist es keiner, manchmal sind es dann auch gleich mal drei oder vier.
Eppelheimer Schüler stellen am Ende noch viele spontane Fragen
Richtig spannend wurde es allerdings nach Ende der vorbereiteten Fragen. Denn es kehrte nicht etwa die vom Autor befürchtete, unangenehme Stille ein, die man im schlimmsten Fall ja selbst überbrücken muss, sondern plötzlich ergab ein Wort das andere – und zwar hin wie her. Hatte die Beantwortung des geplanten Teils inklusive Vorstellung vielleicht eine halbe Stunde gedauert, gingen für die anschließend spontan entstandenen Fragen noch mal genauso viel drauf.
Gut, auch hier kam wieder das eine oder andere altbekannte Thema auf, zum Beispiel welche Berühmtheit man schon getroffen hat, und da steht man vor Grundschulkindern recht dumm da, wenn die Antwort die Band Toto ist, die natürlich im Raum nur Lehrerin Tanja Müller ein Begriff ist.
Deutlich beeindruckender kam die Information an, dass Journalisten zu Veranstaltungen wie Konzerten und Fußballspielen kostenlosen Zutritt haben. Leon aus der ersten Reihe war darüber so begeistert, dass er sich wohl schon eine spätere Karriere als Sportreporter ausmalte. Der Hinweis, dass man dann für den freien Eintritt tatsächlich auch etwas arbeiten muss, ging im Anschluss vor lauter Freude unter.
Kinderseite sorgt bei Eppelheimer Schülern für Begeisterung
Tatsächlich brachten die Eppelheimer Kinder aber nicht nur eine beachtliche Sammlung wissbegieriger Fragen, sondern auch gleich Verbesserungsvorschläge mit. Denn die Kinderseite, die samstags in der Zeitung landet, hatte im Vorfeld des Termins für große Begeisterung gesorgt – nicht jedoch deren Platzierung.
„Wieso ist die Kinderseite so weit hinten?“ hieß es da quasi schon aus mehreren Mündern gleichzeitig – und darauf muss man erst mal eine Antwort finden. Denn gleichzeitig kritisierten die Kinder, dass so viele unschöne Nachrichten – gemeint war das Politikressort – in der Zeitung so weit vorn stehen und schöne Sachen wie die Kinderseite oder der Sport eher hinten.
Zwar waren die Jungen und Mädchen einigermaßen damit zufriedenzustellen, dass der Politikteil für viele Erwachsene sehr wichtig sei, aber eine Abhilfe für ihr Problem fanden sie trotzdem sofort: Da ja auf der Kinderseite ohnehin ein bisschen von allem stünde, könne sie auch überall in der Zeitung landen – wieso also nicht bei der Politik? Unschlagbares Argument.
Auch beim Thema Fehler ließen die Kinder nicht locker. So wollte Ilyas wissen, ob es denn schon mal Rechtschreibfehler in der Zeitung gegeben habe – natürlich, heißt da die Antwort, auch wenn wir natürlich versuchen, sie zu vermeiden. Schnell folgte da das Nachhaken, ob sich denn über Fehler in Artikel schon Menschen beschwert hätten. Auch da ist die Antwort ja, allerdings im Verbund der eindeutigen Erklärung, dass es dann eine Richtigstellung geben müsse – und dass das vernünftig sei, da waren sich Journalist und Kinder einig.