Oftersheim. Der Artikel „Schulweg wird für Kinder zum Abenteuer“ in der Samstagsausgabe unserer Zeitung schlägt weiterhin hohe Wellen. Die geschilderten Probleme insbesondere für Kinder, die Schulen in Heidelberg besuchen und bei ihrer täglichen Fahrt auf die Buslinie 717 angewiesen sind, scheinen viele Bürger zu bewegen: Nach der spontanen Stellungnahme der Partei der Linken Schwetzingen Plus (wir berichteten) haben sich zahlreiche Leser auf unserer Facebook-Seite zu Wort gemeldet.
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Auch sie berichten von völlig überfüllten Bussen, unangenehmen Fahrten mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und teilweise seit Langem andauernden Problemen – während der zuständige Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) auf unsere Nachfrage erklärt hatte, dass ihm keine Beschwerden für die genannte Linie vorliegen würden.
„Wenig verändert in Absurdistan“
Hingegen schreibt Matthias Störmer auf unserer Facebook-Seite: „Tja, da hat sich über die Jahrzehnte wenig in Absurdistan verändert: Zwischen 10 und 18 Jahren wird der Mensch durch den ÖPNV dazu erzogen, von 18 bis 80 lieber Auto zu fahren. Ich kann mich noch gut an meine Schulzeit erinnern – jeden Tag 15 Kilometer in die Stadt zur Schule – oft in völlig vollgestopften Bussen. Drückende Enge, quengelnde Fünftklässler mit Kubikmeter-Scoutranzen, auf-den-nächsten-Bus-warten-müssen, geänderte Fahrpläne nach dem Zufallsprinzip, jede Grippewelle mitnehmen, Bodenwellen im Stehen abfedern.“
Gleichzeitig zeigt er Verständnis für die komplexe Planung, kritisiert aber die Folgen für die Fahrgäste: „Natürlich ist es sinnvoll, Buslinien so zu planen, dass die Busse nicht dauernd halb leer fahren. Aber derart überfüllt, das ist ätzend.“
Natascha Ditsch schreibt auf unserer Facebook-Seite: „Das können die Kinder aus Reilingen auch berichten. Viel zu voll, und oft wird erst gar nicht gehalten. Unsere Tochter hatte sich mal das Bein in der hinteren Tür eingeklemmt, weil die Tür zu früh zuging und der Bus zu voll war. So schnell konnte sie gar nicht rein wie der Fahrer loswollte. Beschweren bringt leider nichts. Ich fahre sie mittlerweile lieber in die Schule als für sowas knapp 40 Euro monatlich zu bezahlen.“
Natascha Auer pflichtet ihr bei: „Auch unsere Kinder, die von Hockenheim nach Ketsch müssen mit dem Bus, haben dies schon sehr oft erlebt.“
Ähnlich sieht es Rita Casny: „Oh wie ich das kenne, habe der katastrophalen BRN schon öfter gesagt, sie brauchen größere Busse oder sie müssen öfter fahren, aber nichts wird gemacht, außer die Preise werden hochgetrieben für diesen unmöglichen Service.“ Die Linie 717 sei auch für Erwachsene „eine Katastrophe“, schreibt sie weiter. „Da wird man geschubst, erdrückt, es stinkt, die Busse sind extrem versifft, so richtig zum Ekeln.“
Dass Meldungen an den VRN oder seine Verkehrsunternehmen wie die Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) augenscheinlich wenig bringen, bestätigt Svenja Kreher: „Habe das drei Jahre mitgemacht. Etliche Beschwerden gingen raus und nichts ist passiert.“
Auch Kenneth Gund, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Brühl, teilt seine negativen Erfahrungen mit dem Nahverkehr in der Region auf unserer Facebook-Seite mit: „Die Linie 717 ist seit Jahrzehnten ein Ärgernis und eine Fehlkonstruktion, die abgeschafft werden muss. Außer der Kosteneinsparung für Gemeinden, die den Busverkehr als lästige Pflichtaufgabe betrachten, gibt es keinen nachvollziehbaren Grund für diesen Moloch, der völlig abseits der Nachfrage ein so schlechtes Angebot macht, dass eine Alternative zum Auto nicht gegeben ist.“
Zerlegung in Teilabschnitte
Er plädiert für eine Zerlegung in sinnvolle Teilabschnitte, die an andere Linien angegliedert werden sollten – beispielsweise den Abschnitt Ketsch-Hockenheim an die Linie 710.
„Mit kürzeren und damit auch leichter der Nachfrage anzupassenden Linienführungen könnte man für Oftersheim einen dichteren Takt und Fahrzeuge mit höherer Kapazität ebenso durchsetzen wie eine Weiterführung der Linie zu den tatsächlichen Zielen der Fahrgäste“, schreibt Kenneth Gund auf unserer Facebook-Seite.
Und weiter: „Diese Probleme sind hinreichend bekannt, auch die Ausreden des VRN überzeugen nicht, dem schlichtweg die personelle Ausstattung fehlt, um überhaupt die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Leistungsanforderungen zu überprüfen. Es sind jetzt die Gemeinde- und Kreisräte aller betroffenen Kommunen gefordert, sich des Themas endlich ernsthaft anzunehmen, denn solange jeder nur mit den Achseln zuckt, sich selbst nicht zuständig fühlt, aber auch nicht weiß, wer zuständig sein könnte, wird sich nichts ändern.“