Schwetzingen. 70. Geburtstage sind ein Anlass zum Feiern – und einer um zurückzuschauen. Das gilt für Menschen wie für Festivals – erst recht, wenn sie exakt so alt sind wie das Bundesland, in dem sie stattfinden. Die Schwetzinger SWR Festspiele verdanken nämlich ihre Existenz einer politischen Entscheidung, der umstrittenen Gründung des Landes Baden-Württemberg.
Auf solche Hintergründe stößt, wer sich mit der Geschichte der Festspiele beschäftigt. So entstand die Idee eines Audio-Parcours in acht Stationen. Das Festspielteam hat tief in der Schatztruhe der Hörfunkdatenbank gegraben und einige Schwetzinger Perlen zutage gefördert: Aufnahmen von Fritz Wunderlich und Claudio Arrau, Live-Mitschnitte spektakulärer Opernuraufführungen, dazu Erinnerungen einstiger Verantwortlicher und eines langjährigen Tonmeisters. Jeder Beitrag widmet sich einem anderen Thema: Da geht es um die Gründung der Festspiele, um musikalische Highlights aus sieben Jahrzehnten, aber auch um die Rolle von Technik und Medien und die Frage, wie viel Planung ein solches Festival benötigt.
Die künstlerische Leiterin Heike Hoffmann äußert sich zur Zukunft von Schwetzingen und natürlich kommen auch die Auswirkungen von Corona auf den Spielbetrieb zur Sprache. Alle Stationen sind mit einem QR-Code ausgestattet, die Erläuterungen samt O-Tönen und Musikeinspielungen lassen sich also bequem aufs Handy runterladen, um sie beim Flanieren durch den Schlosspark oder zu Hause nachzuhören.
Hier die Themen an den einzelnen Punkten: Musik und Politik – die Gründung der Festspiele. Ein Garten Eden der Neuzeit – vom Spargel, Spazieren und Schwitzen. Das Neue im Alten – zeitgenössische Musik in Schwetzingen. Das Gesicht der Festspiele – Künstlerinnen und Künstler in Schwetzingen. Von Schwetzingen in die Welt – die Festspiele als Medienereignis. Den Staffelstab weiterreichen – Musikvermittlung bei den Festspielen. Ein Arkadien der Musik – Schwetzingen und der Traum von einer besseren Welt. Und: Von gestern nach morgen – ein Festivaljahr – von der Planung zur Durchführung.
Vernissage im Moscheegarten
Die Moschee mit dem türkischen Garten in Schwetzingen entstand 1780 als letztes Bauwerk der Barockanlage – ein Gebäude im damals üblichen orientalischen Stil als Ausdruck der Türkenmode, die nach dem Ende der osmanischen Belagerung Europas als „Alla Turca“-Mode an den Höfen aufblühte. Europäische Herrscher kleideten sich in orientalischen Kostümen, hielten sich sogenannte Janitscharenkapellen und die einst furchterregenden türkischen Militärinstrumente fanden in veränderter Form Eingang nicht nur in die Musik der europäischen Opern und Orchester, sondern auch in die Militärkapellen. Dazu waren sie bestens geeignet, denn die türkische Parademusik war sehr laut, um die Furcht der eigenen Soldaten zu betäuben und den Feind zu erschrecken. Die Klanginstallation von Christina Kubisch ist jetzt im Moscheegarten zu erleben, Vernissage wird am Samstag, 30. April, um 15 Uhr gefeiert. Bis zum 28. Mai ist die Klanginstallation dann täglich während der Öffnungszeiten der Moschee jeweils zur vollen Stunde zu hören.