Ukrainische Kinder im Alter zwischen drei und 14 Jahren sitzen mit Schülern des Hebel-Gymnasiums an einem riesigen Basteltisch. Trotz ihres furchtbaren Schicksals lassen sie sich ihre Trauer nicht anmerken und scheinen durch das wohlwollende Angebot der Solidaritäts-AG ihren inzwischen immer gleichen Alltag für einen Moment beiseiteschieben zu können. Währendessen spielen andere Flüchtlinge in der Sporthalle alle möglichen Ballsportarten. Und sobald der Ball fliegt, rennen alle zielstrebig los.
Die Soli-AG wurde bereits vor 13 Jahren unter dem Namen „Charity-AG“ als Projekt des „Institute for Compassion Heidelberg“ am Hebel gegründet. Die Solidarität ist stets im Fokus, sie beschreibt den Zusammenhalt zwischen Menschen oder auch den achtsamen Umgang mit der Umwelt. Der Blickwinkel der Schüler soll dabei über die Lehrbücher hinausgehen. Vielmehr sollen sie sich der Gesellschaft öffnen und deren Sorgen durch Engagement entgegentreten.
Bei diesem Prozess lernen die Jugendlichen, sich zu reflektieren und zusätzlich sich mit sich selbst mehr zu beschäftigen. Leiter Dr. Henning Hupe, Lehrer für Französisch und evangelische Religion, passt die Projekte individuell auf die Gruppenkonstellation und -dynamik an. Das führt dazu, dass sich die Schüler gut mit dem jeweiligen Projekt identifizieren können. Zudem werden sie selbst aktiv und merken dadurch, dass sie etwas bewirken können. Die Soli-AG hat bereits zahlreiche Projekte erfolgreich durchgeführt – Umweltaktionen wie zum Beispiel Müllsammeln, aber auch Baumpflanzaktionen oder Sammlungen für die Tafel.
Zurzeit widmen sich die Schüler den Flüchtlingen aus der Ukraine, die in der Kreissporthalle in Schwetzingen untergebracht wurden. Jeden Donnerstag und Freitag holen sie die Kinder und Jugendlichen um 13.30 Uhr in ihre Aula, um zusammen etwas zu unternehmen. Nachdem sie gemeinsam einen Corona-Test gemacht haben, stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten offen.
Sie können entscheiden, ob sie in der Aula basteln, einen russischsprachigen Kinderfilm mit deutschen Untertiteln schauen oder sich lieber sportlich in der Halle austoben wollen. Mit ein paar Englischkenntnissen, Mimik, Gestik oder auch durch einige russischsprachige Schülerinnen, stellt die Kommunikation kein unüberwindbares Hindernis dar.
Weil der Besuch im Schlossgarten so gut ankam (wir berichteten), sind noch weitere Exkursionen geplant. „Eigentlich wollten wir mit den Kindern den Heidelberger Zoo besuchen, doch da hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Henning Hupe. „Aber das holen wir noch nach.“