Schwetzingen. In der Zeitungsredaktion ist es im Prinzip jeden Tag so: Man weiß morgens nie genau, was in den nächsten Stunden passiert. Deswegen ist auch jeder Tag anders. Irgendwie ist das bei den Schulbesuchen im Zuge unserer Aktion „Klasse Kids“ genauso. Es ist immer spannend, was die Viertklässler so fragen. Was sind ihre Schwerpunkte? Was interessiert sie am meisten? Haben sie sich überhaupt vorbereitet? Was könnten sie wissen wolIen, von dem ich möglicherweise überhaupt keine Ahnung habe?
So war es bei den Klassen Nummer sieben und acht, die ich in den vergangenen Tagen kennengelernt habe, auch wieder immer etwas anders als vorher. Diesmal war die Nordstadtschule an der Reihe. Und eines vorweg: Sowohl die 4a von Lehrerin Joerdis Kristen als auch die 4b von Annabel Bosse waren bestens vorbereitet. Viele Fragen waren sogar an der Tafel oder an der Wand festgehalten worden. Und sie hatten auch die Berichte aus den anderen Schulen gelesen. Zum Beispiel wofür der Presseausweis ist und ob ich schon einmal Prominente interviewt habe. Das mussten sie so auch nicht mehr fragen.
Dafür kamen andere Aspekte: „Was ist ein Journalist?“ „Bei welcher Überschrift haben Sie am meisten übertrieben?“ „Haben Sie schon einmal bewusst eine Zeitungsente abgedruckt?“ „Kommt das Holz, aus dem das Zeitungspapier hergestellt wird, aus dem Regenwald?“ „Wie viele Leute schreiben an einer Zeitungsausgabe?“ „Wie lange dauert es, bis eine Zeitung geschrieben ist?“ „Woher bekommen Sie die vielen Fotos?“
Also ein Journalist ist grob gesagt jemand, der Informationen, Nachrichten und Meinungen, aber auch Unterhaltung verbreitet und veröffentlicht – und zwar in Hörfunk, Fernsehen, Print- und Onlinemedien. Erstaunt nehmen die Viertklässler zur Kenntnis, dass Journalist in Deutschland keine rechtlich geschützte Berufsbezeichnung ist. „Übertreibungen in Überschriften sind bei uns nicht üblich, dafür sind andere Medien zuständig“, antworte ich auf die nächste Frage.
Bei der Zeitungsente kommt ein überzeugtes: „Ja, natürlich, immer am 1. April und auch nur dann.“ Wegen der Zeitung muss auch nicht der Regenwald leiden, erkläre ich. Denn die Schwetzinger Zeitung besteht wie die meisten andern auch fast komplett aus Recyclingpapier, also aus Altpapier. Verwundert sind die Schüler (und die Lehrerin) darüber, dass sich der Papierpreis allein in diesem Jahr mehr als verdoppelt hat.
Viele arbeiten an dem Produkt
Wenn man alle Redakteure aus der Lokal- und Mantelredaktion, die freien Mitarbeiter und die Korrespondenten in aller Welt zusammenrechnet, die an einer Zeitungsausgabe arbeiten, kommt man bestimmt auf 100, eher mehr. Dazu zählen auch die Fotografen, die im Lokalen und sogar aus der ganzen Welt die Bilder liefern. Und gearbeitet wird an der Zeitung eigentlich den ganzen Tag, bis sie kurz vor Mitternacht gedruckt wird. Dann wollen sie wissen, wie lange es die Schwetzinger Zeitung schon gibt (seit über 140 Jahren) und seit wann ich dabei bin (fast 35 Jahre). Und wenn nicht die Stunde dem Ende entgegengegangen wäre, würden sie jetzt noch fragen.
Ein Mädchen erzählt stolz, dass ihr Papa als Fußballer schon oft in der Zeitung stand: „Der hat bei Hirschacker gespielt.“ Und sie staunen, als ich erzähle, dass ihre Referendarin Annabel Bosse schon oft in unserer Zeitung zu lesen war. „Bestimmt 100-mal“, schätze ich, ohne vorher nachgeschaut zu haben. Genau waren es 167-mal (meistens als erfolgreiche Handballerin) wie mir unser Archiv später preisgibt – jetzt sind es 168-mal.