Schwetzingen. Manchmal wünscht man sich die gute alte Zeit zurück: Da gab es eine Poststation, die einen Innenhof hatte. Dort wurden Pakete und Päckchen angeliefert und abgeholt. Und die Kunden konnten nebenan auf zahlreichen öffentlichen Parkplätzen stehen, um ihre Sachen abzuliefern. Heute heißt die Post DHL und sucht sich Geschäfte, die für sie den Job erledigen, da spart man sich tarifliche Bedingungen und wälzt jedes Risiko auf den Partner ab.
In Schwetzingen gibt es so einen DHL-Shop in der Heidelberger Straße – noch dazu an der engsten Stelle. Hier begegnen sich nun auf der schraffierten Fläche parkende SUV-Fahrzeuge, deren Besitzer „nur schnell was abgeben wollen“, die breiten Lieferfahrzeuge der DHL, die Fußgänger auf dem schmalen Gehsteig, die den Paketboten mit Sackkarre ausweichen müssen, und die Radfahrer, die in dieser Einbahnstraße falsch rum durchfahren dürfen und von einem 1,50 Meter-Abstand, wie er gesetzlich vorgeschrieben ist, nur träumen können.
Klar, dass es hier täglich zu Streit, Huperei und Beschimpfungen kommt. Und zu gefährlichen Situationen. Beispielsweise dann, wenn mal wieder der DHL-Lieferwagen mitten vor der Ausfahrt Mannheimer Straße steht und so auch kein Notarzt- oder Feuerwehrwagen im Ernstfall mehr durchkäme. Aber den Paketboten kann man auch verstehen, denn die eigentlich für ihn vorgesehene Ladezone ist schon zugeparkt und die schraffierte Fläche dahinter auch. Wo also soll er sonst stehen an seinem eng getakteten Arbeitstag. Oder wenn jemand die Lieferfahrzeuge umkurvt und ein E-Bike in schnellem Tempo entgegenkommt. Von den Kindern, die mittags aus der Musikschule kommen und deren Eltern hier dann auch noch warten, wollen wir mal gar nicht reden. Oder von den Markttagen, wenn auch die Kleinen Planken mit ausfahrbarem Poller gesperrt sind.
Anwohner beobachten täglich gefährliche Situationen
Eva Hardung wohnt gleich nebenan und beobachtet das Chaos täglich: „Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen. Es gibt Leute, die eben nicht nur schnell was abgeben, sondern stundenlang hier parken. Ich habe schon mehrfach Bilder ans Ordnungsamt geschickt, geschehen ist bisher leider gar nichts“, sagt sie dieser Zeitung. Ihrer Ansicht nach müsste man Poller aufstellen, die das Parken auf der schraffierten Fläche verhindern und man müsse sich dringend was für die Radfahrer einfallen lassen, zumindest eine deutliche rote Kennzeichnung, wie das ja anderswo auch gemacht wurde.
Das Kernproblem ist aber, dass es offensichtlich keine Handhabung gibt, an so einer Stelle einen DHL-Shop gar nicht erst zuzulassen. In Zeiten der Gewerbefreiheit ist es nun die Aufgabe der Kommune, das zu regeln, was andere verursachen, nämlich ein totales Parkchaos. Dazu heißt es aus dem Rathaus: „Nein, das Geschäft muss keine besondere Genehmigung haben oder entsprechende Flächen bereithalten. Die DHL-Station gilt als ‚normaler‘ Laden und hat keinen erhöhten Stellplatzbedarf. Wie bei vielen Geschäften in der Innenstadt stehen keine Stellplätze zur Verfügung und können von der Stadt auch nicht gefordert werden“, schreibt die städtische Pressesprecherin Andrea Baisch auf Anfrage dieser Redaktion.
Wir haben bei ihr auch nachgefragt, was die Stadt tun will, um dem Problem Herr zu werden. OB Matthias Steffan wurde darauf übrigens auch am Samstag bei der Sprechstunde auf dem Markt angesprochen. Das Thema ist somit in der Stadtspitze adressiert: „Die Situation rund um die DHL-Station in der Heidelberger Straße ist uns bekannt und so wie es sich aktuell darstellt für alle Verkehrsteilnehmer eine Herausforderung. Auch wir sehen die Situation, insbesondere im Hinblick auf die entgegen der Einbahnstraße fahrenden Radfahrer, kritisch. Hier besteht zweifelsohne Handlungsbedarf. Nach Weihnachten werden wir gemeinsam mit dem Ordnungsamt das Parken an dieser Stelle neu sortieren und ein Gesamtkonzept entwickeln, um die verschiedenen Verkehrsströme und -beziehungen im Konsens mit allen Verkehrsteilnehmern neu zu ordnen. Hier muss im neuen Jahr eine sinnvolle, beständige und für alle zufriedenstellende Regelung gefunden werden“, schreibt Andrea Baisch aus dem Rathaus.
Bußgelder bis zu 40 Euro sind bei Behinderung möglich
Bleibt die Frage, wie eigentlich die rechtliche Situation ist und was Falschparker hier zu erwarten haben: „In der Heidelberger Straße bis zur Ecke Mühlenstraße besteht eine eingeschränkte Halteverbotszone. Mit der schraffierten Fläche wird dieses Halteverbot nochmal deutlich gekennzeichnet. Dort droht den Autofahrern bei längerem Parken, wenn also kein Be- und Entladen erkennbar ist, 25 Euro Bußgeld - falls sie in dieser Zeit jemanden behindern, zum Beispiel Radfahrer, die entgegen der Einbahnstraße fahren oder bei Sichtbehinderung auch 40 Euro. Das gilt für alle Fahrzeuge gleich, auch für Postfahrzeuge. Die eingerichtete Ladezone ist nicht nur für die Postfahrzeuge reserviert, sondern darf von allen, die eine Ladetätigkeit haben, benutzt werden“, schreibt Pressesprecherin Andrea Baisch.
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