Region Schwetzingen. „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, so klang es am Martingstag in vielen Straßen der Kurpfalz. Zahllose Kinder zogen in Scharen mit bunten Laternen durch die dunklen Straßen der Kommunen und sangen dabei die lebensfrohen Martins- und Laternenlieder. Fast überall wurde die Legende des Heiligen Martins in einem szenischen Spiel erzählt.
Der Heilige war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte.
In der Nacht erschien dem schlafenden Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.
Bunte Lichter erstrahlen in den Ortschaften rund um Schwetzingen und Hockenheim
Nach diesem Erlebnis ließ sich Martin taufen und im christlichen Glauben unterrichten. Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours, ihr Bischof zu werden. Rund 30 Jahre lang hatte er das Amt inne und soll zahlreiche Wunder vollbracht haben. Am 11. November 397 wurde er zu Grabe getragen und später heiliggesprochen.
Ein bis heute erhaltener Brauch ist es, am Martinstag mit selbstgebastelten Laternen durch die dunklen Straßen zu ziehen. Die Laternen zu Sankt Martin sind eine Symbolik für die Tat des Heiligen, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte, um ihn vor dem Frieren zu schützen, und damit Licht und Wärme in die Dunkelheit brachte. Der Brauch geht einerseits auf diese Tat zurück, weil das Licht der Laternen für die Wärme und das Mitgefühl standen, das man in der dunklen Jahreszeit brauchte. Andererseits auf alte, spätherbstliche Lichter- und Feuerbräuche, die den Beginn der dunklen Jahreszeit und das Ende des Erntejahres markierten.
Der Ursprung liegt aus anderer Sicht vielleicht auch in der Überführung von Martins Leichnam. Auf dem Fluss wurde der tote Mann im Boot von Laternenlicht begleitet.
Seit dem 14. Jahrhundert erklingen bei den Martins- oder Laternenzügen auch die bekannten Martinslieder, die auch vielen Erwachsenen noch auf den Lippen liegen. Sie greifen das Leben des Heiligen und die Mantelteilung als besonderes Merkmal auf.
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