Verkehrsverein

Bald kommt der Sommertagszug nach Speyer

Esther Wedekind-Razvi hat die Fäden bei der Veranstaltung in der Hand. Der Organisationsaufwand ist jedoch nicht zu unterschätzen.

Von 
Susanne Kühner
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Da brennt er schon, der arme Schneemann als Symbol für den Winter. Das Spektakel wird in acht Tagen wieder Tausende auf die Klipfelsau locken. © Venus

Speyer. „Freut euch“ – nichts anderes heißt „Laetare“ und kein Wort passt besser für die 1000 Speyerer Kinder, die gerade dem dritten Sonntag vor Ostern entgegenfiebern – dem 19. März. Mitlaufen dürfen sie beim Sommertagszug durch die Innenstadt, der seit 1946 vom Verkehrsverein (VVS) organisiert wird.

Ob der Brauch nun heidnisch oder christlich ist, bleibt dahingestellt. Vieles wurde recherchiert und in Geschichtsbüchern geschrieben. Fakt ist, dass der Sommertagszug ein Brauchtumsfest ist, das gerade in der Kurpfalz und angrenzenden Regionen nachhaltig gepflegt wird. Am Sonntag, 19. März, wird es daher vor Menschen nur so wimmeln.

Mädchen und Jungen aus neun Grundschulen sowie vom TSV Speyer werden sich zwischen der Wormser Straße und dem Altpörtel mit ihren Gruppen zum bunten Sommertagslindwurm formieren. Die Regie des Ganzen liegt in den bewährten Händen der Verkehrsvereinsaktiven Esther Wedekind-Razvi. Mit ihrem Helferteam hat sie mit dem Laetare-Zug bereits im vergangenen Jahr eine der ersten Veranstaltungen nach der Corona-Pandemie umgesetzt.

Großer Organisationsaufwand beim Sommertagszug in Speyer

Früher als 2022, wo vieles aufgrund der Pandemie erst kurz vor knapp entschieden werden konnte, durfte sich Wedekind-Razvi diesmal an die Arbeit machen. Anfang Januar gab es ein erstes Vorstandstreffen, um das bunte Spektakel festzuzurren. Damit der Umzug problemlos laufen kann, bedarf es einer intensiven Vorbereitung. Obwohl sämtliche Helfer inzwischen eine harmonische Einheit sind, hat Wedekind-Razvi auch in diesem Jahr ihren Organisationskalender für den Veranstaltungstag in der Tasche. Der umfasst 18 wesentliche Punkte, vom Engagement der Hilfsorganisationen bis zur technischen Ausstattung auf der Klipfelsau.

Zum Sommertagszug beginnt die Aufstellung um 14 Uhr zwischen Kaufhof und Altpörtel. Um 14.30 Uhr setzt sich die bunte Parade in Bewegung, verläuft über die Maximilianstraße in Richtung Domplatz, am Historischen Museum vorbei und bis zur Klipfelsau, wo der sechs Meter hohe Schneemann sich ein letztes Mal in voller Pracht zeigen darf, bevor er verbrannt wird. Der weiße Riese fährt diesmal nicht in der Mitte des Zuges, sondern am Ende.

Traditionen werden bezüglich der musikalischen Begleitung aufrechterhalten: Der Fanfarenzug Rot-Weiß Speyer und die Blaskapelle Schwegenheim begleiten die Gruppen. Die Zeremonie zur Verbrennung des Schneemanns wird von der Domsingschule durchgeführt. Der TSV-Nachwuchs wird den Winter mit einem Tanz verabschieden.

Beim Laetare-Zug nicht fehlen darf das Lied „Ri ra ro, der Sommertag is do“. Zurück geht es auf ein im 17. Jahrhundert komponiertes Volkslied aus der Pfalz, das damals noch den abgewandelten Titel „Tra, ri, ro, der Sommer, der is do“ trug. Auch im Badischen sind Quellen zu finden. Liselotte von der Pfalz (1652–1722) beispielsweise wies in Briefen auf eine Gepflogenheit in Heidelberg hin, bei der eine Liedzeile „Stru, stru, stroh, der Sommer, der ist do“ zu hören gewesen sein soll.

Die Speyerer Version wurde von David Christoph Seybold, einem schwäbischen Gelehrten, gehört und 1778 in der Literaturzeitschrift „Deutsches Museum“ beschrieben. Sein einziges Problem: Er konnte die Melodie nicht wiedergeben. Neu vertont wurde das Laetare-Lied schließlich 1817 von Carl Maria von Weber. Diese Form fand 1868 Einzug in ein religiöses Schulliederbuch.

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