Speyer. Im Alter von 93 Jahren ist jetzt die Künstlerin Elisabeth Mack-Usselmann verstorben. Herausragend für ihre künstlerische Entwicklung und aus ihrer Biografie nicht wegzudenken ist der Einfluss ihres zeitweiligen Lehrers Erich Heckel, neben Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff Mitbegründer der Dresdner Künstlervereinigung „Die Brücke“, der Keimzelle des deutschen Expressionismus.
Am 23. August 1927 in Karlsruhe geboren, wuchs Mack-Usselmann in Speyer auf, das ihr – obwohl später im nahen Römerberg lebend – emotional zur Heimat wurde. Sie studierte Malerei an der Freien Akademie Mannheim und der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, wo der Maler und Grafiker Erich Heckel 1949 einen Lehrauftrag erhielt.
Mack-Usselmann besuchte seine Malkurse und avancierte zu seiner Meisterschülerin. Eine Studienzeit, die sich Zeit ihres Lebens auf ihre Formensprache auswirkte. Sie zählte zu den Künstlern, die sich von der Aufbruchsstimmung in der Nachkriegszeit mitreißen ließen und die neu errungenen Freiheiten künstlerisch auslebte. Die expressionistische Farb- und Formsprache individuell interpretierend und ständig steigernd, entwickelte sich ab 1948 ein beeindruckendes Œuvre. Beim Malprozess drang sie mit Vorliebe in sinnbildhafte, mythologische und religiöse Bereiche vor.
Konturenhaft und dynamisch
Besonders eindrucksvoll lässt sich das an konturenhaft und dynamisch geführten Linien festmachen, denen erst die anschließend aufgebrachte Ölfarbe eine Flächigkeit verlieh. Zu den malerischen Ausdrucksformen der Grande Dame der Speyerer Kunstszene zählten Landschaften ohne Menschen, die sie als „Seelenlandschaften“ verstanden hat. Dynamische Tanzstudien, abstrahierte Frauendarstellungen, ausdrucksstarke Porträts, semifigurative Akte und Stillleben vervollständigen das künstlerische Spektrum einer Malerin, die zeitweise ein Atelier in der Karlsruher Majolika-Manufaktur unterhielt. Inspiriert von ihrer einstigen Schülerin Ingrid Böhmer-Saal, entstanden beim vorübergehenden Wechsel von der flächigen Malerei ins Dreidimensionale interessante Kopfplastiken. Die bildhauerische Gestaltungslust kam aber auch in Reliefs und bemalten Keramikplatten zum Ausdruck.
Mit Schwerpunkt im Rhein-Neckar-Raum, aber auch im übrigen Deutschland und international ausstellend, waren Arbeiten von ihr mehrfach in Speyer zu sehen. So widmeten ihr die Städtische Galerie und die Galerie Kulturraum zu ihrem 75. Geburtstag 2002 eine gemeinsame Jubiläumsausstellung. Was der Kulturraum von Maria Franz und Anton Bronich fünf Jahre später zum 80. Geburtstag wiederholte. An Mack-Usselmann erinnert ferner ein Bildband von Clemens Jöckle, den der damalige Leiter der Städtischen Galerie zur Jubiläumsausstellung 2002 verfasst hatte.
Elisabeth Mack-Usselmann genoss nicht nur als Künstlerin über Speyers Grenzen hinaus großes Ansehen. Vielen ehemaligen Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums, an dem sie von 1960 bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1985 als Pädagogin tätig war, werden sie in guter Erinnerung behalten. Das Rüstzeug für ihren jahrzehntelang ausgeübten Hauptberuf erwarb sie sich im Studium für Kunsterziehung, das sie 1955 mit dem Examen für das Höhere Lehramt abgeschlossen hatte.