Speyer. Nun ist die Katze aus dem Sack. Was von Insidern seit einigen Monaten hinter vorgehaltener Hand weitergesagt wurde, hat der Verein Feuerbachhaus bei seiner Mitgliederversammlung im Stadtratssitzungssaal nun öffentlich gemacht. Es wurde auch Zeit, denn die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass der Verein der Pächterin der Weinstube wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ gekündigt hat. Von einer extrem gestörten Atmosphäre sprach Vorstandsmitglied Klaus Steckmann bei der Verkündung des unerfreulichen Ereignisses. Das Spektrum der angerissenen Problemfelder reichte von Forderungen der Pächterin zur Optimierung der Küchentechnik über die Einschaltung des Mieterschutzbundes und dem Einsatz einer Mediatorin bis zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie mit Schließungszeiten und Verdienstausfällen.
Die meiste Zeit der über zweistündigen Versammlung nahm die Diskussion über die Kündigung in Anspruch. Denn einige Mitglieder hatten bereits vor geraumer Zeit Partei für die Pächterin ergriffen, sogar die Möglichkeit einer Unterschriftensammlung in der Bevölkerung geprüft. Sie äußerten ihre Meinung bei der Zusammenkunft deutlich – und doch stets sachlich. Beide Seiten ließen auch keinen Zweifel daran, dass die Pächterin seit Übernahme der Weinstube im Jahre 2009 mit der Qualität ihres gastronomischen Angebotes den guten Ruf des Hauses nachhaltig gefördert hat. Betont wurde ferner, dass es auch nie zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Der finanzielle Aspekt spielt dennoch eine wichtige Rolle und führte am Ende zur Kündigung. Dazu muss man wissen, dass sich das Feuerbachhaus mit Museum und Weinstube im städtischen Besitz befindet, aber vom Verein verwaltet wird. Damit verbunden sind Verpflichtungen wie Abschlüsse von Versicherungen, Abrechnung mit den Stadtwerken, Planung und Durchführung von Erhaltungs- und Sicherungsmaßnahmen sowie die Durchführung von Kunstausstellungen als unverzichtbarer Teil des Gesamtkonzeptes Kunst, Kultur, Kulinarik.
Corona lässt Streit eskalieren
Die Vorstandschaft
Vorsitzende Monika Kabs, zweiter Vorsitzender Hans Georg Arnold, Schatzmeister Klaus Steckmann, Schriftführer Oliver Kolb. mey
Nach vorausgegangenen Querelen schieden sich die Geister von Pächterin und Vorstand endgültig anlässlich der Folgen von Corona auf den Betrieb der Weinstube, die wie viele andere Gaststätten mehrere Monate schließen musste. Da es sich um ein städtisches Gebäude handelt, beantragte die Pächterin Mietverzicht für eine viermonatige Ausfallzeit, was damals seitens der Stadt als zeitweilige Hilfe in anderen städtischen Immobilien mit Gastronomiebetrieb praktiziert wurde. Im Fall des Feuerbachhauses ist die Stadt jedoch außen vor und der Verein Feuerbachhaus, der die laufenden Kosten trägt, lehnte einen Mietverzicht ab, bot jedoch Stundung an. Das stieß bei der Pächterin auf wenig Gegenliebe und sie stellte die Zahlung ohne Ankündigung ein.
Von nun an eskalierte die ohnehin angespannte Situation und führte nach mehreren gescheiterten Gesprächen am 25. Juli 2021 zur Kündigung des Pachtvertrages zum 30. Juni 2022. Mit der Begründung, der Verein habe auch eine soziale Verantwortung und man könne einer 58-Jährigen nicht wenige Jahre vor dem Renteneintritt die Existenz unter dem Boden wegziehen, folgte der Kündigung der Antrag einiger Mitglieder, das Pachtverhältnis zu den bisherigen Konditionen doch zu verlängern. Das lehnte der Vorstand im Vorfeld schon und auch bei der Mitgliederversammlung kategorisch ab. Lieber trete man selbst zurück, wurde gar in einem Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Um der Pächterin dennoch mehr Planungssicherheit für die Zukunft zu geben, bot ihr der Verein an, den bestehenden Pachtvertrag erst am 31. Dezember 2022 aufzulösen.
Ohne ins Detail zu gehen, erklärte die Pächterin auf Anfrage unserer Zeitung, dass die gemachten Vorwürfe nicht haltbar seien und sie eine völlig andere Sicht auf die Dinge habe als der Vereinsvorstand. Ihr bleibt wohl kaum eine andere Möglichkeit, als jetzt wenigstens noch das Sommergeschäft in einem der schönsten Gastronomiegärten Speyers mitzunehmen.
Allen juristischen Spitzfindigkeiten und emotionalen Befindlichkeiten zum Trotz erfolgte wenigstens der Beschluss der Mitgliederversammlung, der Pächterin die Miete für die viermonatige Ausfallzeit zu erlassen. Ebenso einstimmig wurden bei der Wahl des neuen Vorstandes alle bisherigen Mitglieder im Amt bestätigt. Vorsitzende Monika Kabs und ihre Kollegen betonten, dass der Verein mit seinen 160 Mitgliedern das Konzept Kunst, Kultur, Kulinarik auch unter einem neuen Pächter oder einer Pächterin fortführen werde. Konzepte in dieser Richtung lägen dem Verein von zwei Interessenten vor, betonte Kabs.
Über die nächsten Kunstausstellungen im Feuerbachhaus berichten wir in Kürze.
Bitte nicht zuschließen
Grad dieser Tage war ich mit Freunden im Feuerbachhaus. Die Wirtin hat mir ein Rumpsteak zubereitet, wie es nur wenige können, meine Frau hatte einen wunderbaren Salat mit Roter Bete und unsere Bekannten labten sich an Putenmaultaschen. Die Tochter der Wirtin bediente uns mit ausgesuchter Freundlichkeit, war immer da, wenn das Weinglas leer war. Ich mag diese Weinstube, die etwas abseits der Touristenlaufbahn liegt und die gut situierte Speyerer und Kunstfreunde frequentieren. Da trifft man auch mal den früheren OB oder den ehemaligen Kulturbürgermeister, Galeriebesitzer und Künstler und man lässt es sich im wunderbaren Garten gut gehen.
Jetzt schmeißt man die Wirtin und deren Tochter raus – es menschelt halt und die Vorstandsmitglieder mögen selbst gar nicht mehr in die gute Stube ihres Vereins. Man sollte meinen, dass das in einer modernen aufgeschlossenen Gesellschaft gar nicht möglich ist, sich derartig zu zerstreiten und einfach keinen Weg findet, Frieden zu schließen. Ich kenne das nur von trotzigen Kindern.
Aber ein weiß ich: Viele Vereine würden sich alle Finger danach schlecken, solche Wirtsleute mit einer derart guten Küche zu haben. Jeden Tag höre ich Klagen von nicht Pacht zahlenden Wirten, schlechter Qualität und unfreundlichen Bedienungen. Für die zwei Frauen war die Weinstube ideal – sie war genau so groß, wie sie es zu zweit bewältigen konnten. An ihnen wird sich jedenfalls der Nachfolger messen lassen müssen.