Zum Artikel „Attraktiv und zukunfts-fähig – so soll die Oftersheimer Orts-mitte werden“ wird uns geschrieben:
Lassen Sie mich zunächst mit einem Augenzwinkern dem Artikel in einer Sache widersprechen: „Ofdasche ist keine Schönheit, doch es ist viel besser, als man glaubt“, schrieb Joachim Klaehn bezugnehmend auf das Sanierungsprojekt Ortsmitte II. Ich aber schreibe: Oftersheim ist schon eine Schönheit, eine unaufdringliche und natürliche Schönheit, in die ich mich schnell verliebt habe, als ich 2019 endgültig hergezogen bin. Oftersheim bietet eine Schönheit, die ohne falschen Pomp und Glitter auskommt und die kein großes Aufhebens um sich machen muss. Gerade das macht Oftersheim attraktiv.
Aber Investitionen in eine nachhaltige Zukunft des Ortes sind nötig, deshalb ist das Sanierungsprogramm für den Ortskern eine wichtige Sache. Es ist dementsprechend zu hoffen, dass viele Vermieter und Eigenheimbesitzer im betreffenden Quartier die Förderungen in Anspruch nehmen, um ihre Wohnungen rauszuputzen und energetisch zu sanieren: Das macht nämlich nicht nur die Ortsmitte attraktiver, sondern ist auch gut fürs Klima. Es macht Wohnungen leichter vermietbar und spart mittelfristig Nebenkosten. Gerade in der Energiekrise, in der wir uns derzeit – wohl noch auf absehbare Zeit – befinden, sollte das ein zusätzlicher Anreiz sein, neue, mehrfachverglaste Fenster einzubauen, auf geothermisches Heizen umzustellen oder das Dach zu sanieren und bei der Gelegenheit auch gleich in ein paar Photovoltaikmodule zu investieren.
Ein zentrales Thema, das in dem Artikel angeschnitten wird, ist auch das Wohnen: Es wird vonseiten der Gemeindeverwaltung gehofft – und offenbar gibt es auch bereits unverbindliche Zusagen –, dass Investoren zur Nachverdichtung beitragen, während die Gemeinde selbst kein weiteres Wohneigentum erwerben oder bauen lassen will. Ich teile diese Hoffnung nur bedingt: Es ist erfreulich, wenn sich Investoren finden, die mit innovativen und nachhaltigen Nachverdichtungskonzepten beitragen, bezahlbaren(!) Wohnraum zu schaffen, sollte sich aber in den kommenden Monaten abzeichnen, dass dies nicht oder nur bedingt geschieht, so sollte die Gemeinde selbst aktiv werden.
Verbinden ließe sich dies mit der schon lange diskutierten Schaffung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (oder einer anderen gemeinnützigen Wohneigentumsform). Ja, das bedeutet hohe Investitionskosten – aber ist es, wenn wir davon ausgehen, dass der Rhein-Neckar-Raum Zuzugsregion bleibt, dass es immer wieder zu Fluchtwellen kommen kann und dass die Verdrängung insbesondere aus Heidelberg anhalten wird, wirklich nachhaltig und sinnvoll, Wohnungen anzumieten, statt in kommunales Eigentum zu investieren?
Zumindest wenn sich attraktive Möglichkeiten ergeben, sollte die Gemeindeverwaltung zukunftsorientierte Investitionen in Immobilien – nicht nur in der Ortsmitte – erwägen. Auf jeden Fall sollten Grundstücke, die der Kommune gehören, nicht an Investoren verkauft, sondern das Baurecht (und die Baupflicht) sollten nach transparenten, gemeinwohlorientierten Bedingungen in Erbpacht vergeben werden.
Zum Thema „Schönheit“ möchte ich noch sagen, dass ich mir eine Lösung für das Feuerwehrhaus wünschen würde, bei der die Geschichte des Gebäudes, in dem so viele ehrenamtliche Feuerwehrleute schon ihre Dienste getan haben, erhalten bleibt – inklusive des tollen Kunstwerks an der Fassade. Und eine Nutzung, bei der das Gebäude auch weiterhin der Bevölkerung dienen kann. Vielleicht gibt es ja Immobilienentwickler in der Region, die da kreative Ideen haben?
Abschließend möchte ich sagen, wie sehr ich mich freue, dass es in Oftersheim derzeit trotz aller Schwierigkeiten, mit denen die Kommunen zu kämpfen haben, irgendwie richtig vorangeht. Ein weiteres gutes Beispiel dafür ist, dass Bürgermeister Pascal Seidel vor kurzem die potenzielle Förderung von sogenannten Balkonkraftwerken – also kleineren Photovoltaikanlagen im Steckerbetrieb – in Aussicht gestellt hat und dass derzeit die Bürgerbeteiligung zur Schaffung eines kommunalen Nachhaltigkeitskonzepts anläuft.
Florian Reck, Oftersheim
Kommentar Pulsschlag der Zeit