Noch immer ist es still auf den Kegelbahnen der Region, so auch im VfL-Clubhaus in Hockenheim oder in der Eppelheimer Classic Arena. Das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben, was die Deutsche Classic-Kegler Union (DCU) bewogen hat, die Saison in den Bundesligen abzubrechen (wir berichteten).
Birgit Kaschta vo m Frauen-Bundesligisten SG DKC/KSC 81 Hockenheim und Tobias Lacher vom deutschen Meister Vollkugelclub Eppelheim stellten sich unseren Fragen dazu.
Finden Sie den Saisonabbruch richtig?
Birgit Kaschta: Ich finde die frühe Entscheidung gut und begrüße die klare Haltung. Es war alternativlos, und zwar ganz ohne Betrachten der Zahlen, denn die Bundesregierung lässt Sport derzeit nicht zu. Ich glaube nicht, dass sich bis Mitte Februar viel daran ändern wird, dass Sport- und Gaststätten geschlossen bleiben. Und im März zu starten und bis weit in den Sommer hinein zu spielen, wäre für mich nicht akzeptabel, und das nicht nur, weil ich wenig Spaß daran habe, bei 30 Grad auf einer Kegelbahn zu schwitzen.
Tobias Lacher: Das ist vollkommen richtig. Einige Kegelbahnen sind bis April zu. Auch bei uns. Und wenn wir bei dieser Größe der Classic Arena nicht öffnen dürfen, dann darf keine Bahn der Welt öffnen.
Auf- und Abstieg sind ausgesetzt, alle Teams fangen im September – sofern möglich – in ihren Ligen wieder an. Findet das Ihre Zustimmung?
Kaschta: Augenzwinkernd – wir waren ja nach drei Spieltagen Dritter – muss ich zugeben, dass so eine Medaille für Platz drei… Nein, Spaß beiseite. Was soll man nach drei Spieltagen werten? Und den Stand mit in den September nehmen? Nein.
Lacher: Das ist okay. Es waren ja kaum drei Spieltage absolviert.
Befürchten Sie negative Auswirkungen auf den Kegelsport wie Spielerrücktritte, Rückzüge von Clubs oder weniger Nachwuchs?
Kaschta: Von Ankündigungen eines Rücktritts in unserer Mannschaft weiß ich bislang nichts. Negative Auswirkungen hat die Pandemie bereits gezeigt. Ja, ich glaube, es werden sich Clubs/Mannschaften zurückziehen, die/der eine oder andere wird vielleicht im zweiten Jahr ohne den liebsten Sport der Welt andere Freizeitaktivitäten gesucht haben. Sind wir mal ehrlich, der Kegelsport ist bereits im Tal, die Pandemie kann und wird vermutlich den Fall beschleunigen.
Lacher: Ja, das befürchte ich, gerade bei Älteren. Bei uns im Club eher nicht, denn wir haben viele jüngere Kegler. Da gehöre ich mit 37 ja schon zu den Ältesten. Man muss die Meldungen für die neue Saison abwarten.
Was haben Sie an den nun freien Samstagen oder Sonntagen an alternativen Freizeitgestaltungen gefunden?
Kaschta: Mein Garten hat noch nie so gut ausgesehen. Natürlich fehlen mir mein Sport, die Gemeinschaft und die vielen Menschen im Kegeln, die mich seit vielen Jahren begleiten. Aber ich kann meine gewonnene Zeit durchaus mit anderen Dingen füllen. Fast 49 Jahre schon sind meine Sonntage von September bis Mitte April auf und mit der Kegelbahn verplant. Die freien Sonntage jetzt reichen mir hoffentlich für all meine Ideen, die ich habe.
Lacher: Wir haben uns mal per Zoom zu dritt oder viert getroffen. Jürgen Cartharius und Daniel Aubelj treffe ich manchmal, aber sonst schränke ich Kontakte ein. Ansonsten mache ich wenig sportliche Aktivitäten. Als Hygienebeauftragter im Betrieb mache ich täglich meine 20 000 Schritte. Und mit kleinem Kind geht man ja auch regelmäßig raus.
Was wünschen Sie sich an alternativen Wettbewerben, die die DCU ins Auge fasst, sobald es die Pandemie erlaubt?
Kaschta: Ich bin gespannt und hoffe, dass die DCU-Sportverantwortlichen kreativ neue Ideen und Konzepte entwickeln.
Lacher: Ich gehe nicht davon aus, dass die DCU was macht. Bei uns in Eppelheim könnte man vielleicht ein größeres Turnier, evtl. mit Vierermannschaften, über mehrere Wochen machen, die Kapazität ist ja da.
Sollten Ihrer Meinung nach im Sommer Einzelmeisterschaften (Bezirk, Land, deutsche Meisterschaften) stattfinden?
Kaschta: Nein, auf keinen Fall. Der Sommer gehört mir.
Lacher: Vielleicht machbar, aber wäre das sinnvoll? Es fehlt der Rhythmus.
Eine Grafik mit den aktuellen Coronazahlen gibt's hier: