Gut zu Fuß sollte man sein, wenn man in Weinheim an einem einzigen Tag die ganze Vielfalt der Parks und Gärten, der Wälder und Weinberge kennenlernen möchte. Trotzdem liegen fast alle Stationen der „grünen Meilen“ nah beieinander - und der berühmte Marktplatz mit seinen Cafés und Restaurants bietet sich sowohl als Ausgangspunkt als auch als „Rastplatz“ an.
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Dort befindet sich übrigens auch die Tourist-Info (Marktplatz 1, Telefon 06201/82610), bei der Besucher diverse Führungen buchen, Souvenirs und Infomaterial erhalten können. In den Sommermonaten hat das Büro im Alten Rathaus montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs und samstags von 10 bis 14 Uhr sowie sonntags von 11 bis 15 Uhr geöffnet.
Verlässt man den Marktplatz (bergauf) über die Obertorstraße, so steht man nach wenigen Metern vor dem Schloss, das einst die Freiherren von Berckheim bauten und das heute Sitz der Stadtverwaltung ist.
Nach rechts führt der Weg in den kleinen Schlosshof, wo eine wunderschöne Libanon-Zeder die Blicke auf sich zieht. Bis vor wenigen Monaten galt sie sogar als die „älteste und größte Libanon-Zeder Deutschlands“. Doch dann stellte sich heraus, dass sie „erst“ 185 Jahre alt ist, was in der deutschen Baumrangliste nur zum zweiten Platz (hinter der Zeder in Bad Homburg) reicht. Das ändert freilich nichts daran, dass dieser Baum ein absolut sehenswertes Prachtstück und der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung des angrenzenden Schlossparks ist.
Schlosspark im englischen Stil
Seine Ursprünge hat dieser Park um das Jahr 1700, als dort zwei Barockgärten angelegt wurden, ehe vermutlich der kurfürstliche Gartendirektor Ludwig von Sckell einen englischen Garten entstehen ließ. Seine endgültige Form erhielt der Park im 19. Jahrhundert durch Gräfin Auguste von Waldner-Freundstein und etwas später durch Freiherr Christian von Berckheim.
Neueren Datums und etwas versteckt in der Nordostecke des Parks am alten Wehrturm „Blauer Hut“ befindet sich ein echtes Kleinod: der Heilkräutergarten. Seit 25 Jahren kümmern sich Astrid Eichelroth und ihr Team ehrenamtlich um die Heilpflanzen. Nach der coronabedingten Pause finden sonntags nun auch wieder um 11 Uhr Führungen in der blühenden und duftenden „Naturapotheke“ statt. Aber auch auf eigene Faust lohnt sich der Besuch. Der Weg führt anschließend am Teich vorbei, wo an den Wochenenden ein Kiosk Getränke, Eis und Snacks verkauft. Hier befindet sich auch eine Voliere mit exotischen Vögeln, bei der insbesondere Familien mit kleinen Kindern gerne verweilen.
Exotenwald mit Mammutbäumen
Nur ein paar Schritte weiter, hinter der Schlossparkmauer, lockt ein Spielplatz - und die Szenerie verändert sich auf einen Schlag. Man steht am Eingang zum Exotenwald, in dem seit 1872 rund 140 verschiedene Laub- und Nadelbaumarten wachsen. Das Besondere daran: Es handelt sich dabei nicht um Einzelbäume, sondern um 18 verschiedene Waldregionen. Berühmt ist der Exotenwald für seine mächtigen Mammutbäume, die bis zu 55 Meter hoch sind und ursprünglich aus Nordamerika stammen. Drei Rundwege - zwischen 2,4 und 4,4 Kilometer lang - bieten sich für die Erkundung des Exotenwaldes an.
Spätestens jetzt ist es Zeit für eine ausgedehnte Pause am Marktplatz, von dem aus man gestärkt die nächste Etappe der „grünen Meilen“ in Angriff nehmen kann. Wieder geht es bergauf, diesmal allerdings nach rechts in die Rote Turmstraße, die in die Grabengasse mündet. Auf der gegenüberliegenden Seite kann man bereits hinter der Mauer den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof erahnen. Der Haupteingang befindet sich - wenige Gehminuten entfernt in nordwestlicher Richtung - in der Babostraße. Der Hermannshof ist aber nicht nur zu jeder Jahreszeit eine Augenweide, sondern er ist auch eine Forschungs- und Bildungseinrichtung für die Verwendung von Stauden unter ökologischen und ästhetischen Gesichtspunkten - gewissermaßen ein „lebendiges Gartenlehrbuch“. Kurios: Der Park gehört Weinheims größtem Arbeitgeber, dem Technologiekonzern Freudenberg.
Alter Friedhof und Blütenweg
Zwei weitere Höhepunkte haben Weinheims „grüne Meilen“ zu bieten. Da ist zunächst der Alte Friedhof neben der Peterskirche in der Grundelbachstraße. Seit mehr als 50 Jahren ist dort niemand mehr bestattet worden. Aber die alten Grabstellen prägen - zusammen mit mächtigen, rund 170 Jahre alten Platanen - immer noch diesen Park, in dem mehrere Weinheimer Ehrenbürger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Drei Mitglieder der Unternehmerfamilie Freudenberg gehören dazu, aber zum Beispiel auch der Arzt und Schriftsteller Adam Karrillon. Liebevoll wurden die Grabstätten in den vergangenen Jahren von engagierten Bürgern restauriert.
Abseits der Innenstadt wartet auf Wanderfreunde ein ganz anderes Erlebnis: der Blütenweg. Er führt entlang der Bergstraße von Laudenbach über Weinheim bis Dossenheim und ist zweifellos einen eigenen Tagesausflug wert (weitere Infos unter: www.bluehende-bergstrasse.de). Auf neun Kilometern können Besucher erleben, warum sich diese Region so gern als „Riviera Deutschlands“ bezeichnet.
Tipps
"Wino" statt Wein
Der Name Weinheim stammt nicht vom Weinbau, sondern von einem fränkischen Stammesfürsten namens „Wino“, der im siebten Jahrhundert das Dorf „Winnenheim“ gegründet hat. Im Jahre 755 ist die Siedlung unter diesem Namen im Lorscher Codex erstmals urkundlich erwähnt.
Bis heute ist ein pittoreskes historisches Stadtviertel erhalten geblieben, in dem kleine Fachwerkhäuser und schmucke Zunfthäuser stehen. In der kurfürstlichen Zeit, als das Schloss und das Alte Rathaus am Marktplatz entstanden, blühte die Stadt erneut auf. Ende des 17. Jahrhunderts war Weinheim für wenige Jahre sogar Residenz- und Universitätsstadt.
Unbedingt besuchen:
Burgruine Windeck
Alter Burgweg 2, 69469 Weinheim
rohewo.de/burgruine-windeck
Wachenburg
Wachenbergstraße, 69469 Weinheim
wachenburg.de
Erlebnisbad Miramar
Waidallee 100, 69469 Weinheim
miramar-bad.de
Diese Redaktion empfiehlt folgende Restaurants:
Für den großen Hunger:
Restaurant Bistronauten, Kopernikusstraße 43, 69469 Weinheim
Für den kleinen Hunger:
Restaurant Diebsloch, Marktplatz 11, 69469 Weinheim
Infos
Schlosspark
Rote Turmstraße, 69469 Weinheim. Täglich geöffnet, Eintritt frei.
Hermannshof
Babostraße 5, 69469 Weinheim. Täglich 10 bis 19 Uhr, Eintritt frei.
Anfahrt
mit dem Auto: über die A 5 oder die A 659 bis Autobahnkreuz Weinheim; Richtung Innenstadt, dem Parkleitsystem folgen. Parkplätze Nähe Schlosspark: D1, D2, D3; Nähe Hermannshof: C1, C2, C3.
mit dem Rad: Radwege entlang der Bergstraße (B 3) sind ausgeschildert.
zu Fuß: Hauptbahnhof Weinheim: 800 Meter bis zum Hermannshof, 1100 Meter bis zum Schlosspark.
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