Reise

Spektakuläre Winterlandschaften: Im Glacier Express durch die Schweizer Bergwelt

Einmaliges Erlebnis: Die Fahrt mit dem Glacier Express zählt zu den berühmtesten und spektakulärsten Eisenbahnreisen weltweit und eröffnet atemberaubende Ausblicke auf die Schweizer Alpen.

Von 
Jonas Redemann
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Ob Piz Bernina, Matterhorn oder die Dufourspitze – das Schweizer Bergpanorama ist einzigartig. Besondere Einblicke in die Schweizer Alpen ermöglicht der betont gemächliche Glacier Express. Mit dem „langsamsten Schnellzug der Welt“ können die Bahnreisenden in die zauberhaften Winterlandschaften der Alpenrepublik eintauchen – und dabei ganz gemütlich im Warmen sitzen bleiben.

Einmal quer durch die Schweiz: Der Glacier Express fährt in acht Stunden von Zermatt bis nach St. Moritz im Engadin. © Glacier Express

Der Glacier Express - Klassiker unter den Schweizer Panoramareisen - nimmt seine Passagiere mit auf eine unvergessliche Reise. Die Schweizer Schmalspurstrecke besteht bereits seit 1930 und beginnt direkt am Fuß des 4478 Meter hohen Matterhorns in Zermatt. Von dort fährt der Zug gen Osten einmal quer durch die Schweiz: In rund acht Stunden erreicht der gemütliche Glacier Express den beliebten Ferienort St. Moritz im Engadin.

Auch ohne Schnee: Die Fahrt mit dem Glacier Express – hier auf dem Abschnitt Albulaline – ist zu jeder Jahreszeit ein Genuss. © Glacier Express

Rheinschlucht und Albulalinie: Spektakuläre Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke

Auf dem 291 Kilometer langen Weg vom Wallis ins Engadin passiert der Glacier Express tiefe Täler, schwindelerregende Pässe sowie steile Schluchten – allen voran natürlich die Rheinschlucht. Der 13 Kilometer lange „Grand Canyon der Schweiz“ entstand vor 9500 Jahren, als über sieben Kubikkilometer Gestein in die Tiefe stürzte. Der Rhein bahnte sich trotzdem seinen Weg durch die bis zu 350 Meter hohen Felsen und schuf so das auch als Ruinaulta bekannte beeindruckende Naturspektakel.

Der Glacier-Express: Zahlen, Fakten und Meilensteine

  • Erste Fahrt: 25. Juni 1930, in 11 Stunden von Zermatt nach St. Moritz
  • Streckenlänge: 291 km
  • Fahrzeit heute: 8 Stunden
  • Höchster Punkt: Oberalppass, 2033 m ü. M.
  • Tiefster Punkt: Chur, 585 Meter m ü. M.
  • Höhe Startbahnhof: St. Moritz 1775 m ü. M. / Zermatt 1604 m ü. M.
  • Brücken: 291
  • Höchste Brücke: Solisviadukt 85 m
  • Tunnel: 91
  • Längster Tunnel: Furkatunnel mit 15,4 km
  • Zahnradstrecke: 31,9 km
  • Stärkste Steigung: 12,5 % bei Ackersand – Stalden nach Zermatt
  • Wasserscheiden: Die Hauptflüsse entlang der Glacier Express Route fließen in drei verschiedene Meere: Der Inn im Engadin fließt via Donau ins Schwarze Meer. Der Rhein und sein Zufluss Aare fließen in die Nordsee und die Rhone im Wallis strömt ins Mittelmeer. (Quelle: glacierexpress.ch)

Doch damit nicht genug: Die Fahrt führt zu zahlreichen weiteren Attraktionen wie Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, oder der UNESCO-Welterbe-Strecke Albula. Highlight der Albulaline: Die Fahrt über das 65 Meter hohe, sage und schreibe 141,7 Meter lange Landwasserviadukt, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Der Bau des Viadukts begann im Jahr 1901 und war zweifellos eine ingenieurstechnische Meisterleistung. Denn die drei großen Pfeiler wurden ohne ein einziges Gerüst errichtet – zur damaligen Zeit alles andere als gewöhnlich. Schon nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnten die ersten Züge das Landwasserviadukt passieren – und sie befahren es bis heute.

Unvergessliches Erlebnis: Der „langsamste Schnellzug der Welt“ zieht seine Spur durch die verschneite Schweizer Bergwelt. Aber auch im Sommer winken atemberaubende Aussichten durch die Panoramafenster. © Glacier Express

Auf Goethes Spuren im Alpenidyll Andermatt

Nicht minder sehenswert: die Gemeinde Andermatt im Herzen der Schweizer Alpen. „Mir ist’s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste“, outet sich einst Johann Wolfgang von Goethe als Fan des Urserentals mit den Gemeinden Andermatt, Realp und Hospental.

Spektakulär: das 65 Meter hohe und 141,7 Meter lange Landwasserviadukt, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. © Glacier Express

In Andermatt fühlte sich der deutsche Dichterfürst besonders wohl: Das Hotel „Drei Könige und Post“ ist noch heute stolz darauf, dass Goethe dort gerne verweilte und widmete ihm das „Goethesäli“. Generell scheint die Zeit im urigen Andermatt mit seinen Holzhäusern und Bauten im Rokokostil langsamer als andernorts zu vergehen. Der „Beweis“: Noch immer fahren Postkutschen durch das Dorf – wenn auch nur zu touristischen Zwecken.

Glacier Express: Meilenstein in über 90 Jahren

  • 1930: Die drei Bahngesellschaften aus Graubünden, Uri und Wallis beschließen eine Kooperation, um die Tradition von touristischen Zügen im Hochgebirge einzuführen.
  • 25. Juni 1930: Der Glacier Express nimmt den Betrieb zwischen ZermattSt. Moritz auf.
  • 1. Juni 1941: Die Strecke BrigDisentis wird elektrifiziert.
  • 1943 bis 1946: Der Betrieb des Glacier Express wird kriegsbedingt eingestellt.
  • 1947: Wiederaufnahme des Bahnbetriebs mit durchgehend elektrifiziertem Netz.
  • 1968: Der Glacier Express erhält sein einheitliches, charakteristisches Rot.
  • Bis 1981: Der Glacier Express fährt bis auf 2162 m ü. M. durch den Furka-Scheiteltunnel und kann deshalb nur in den vier Sommermonaten betrieben werden.
  • 26. Juni 1982: Eröffnung des Furka-Basistunnels. Seither ist die ganzjährige Verbindung zwischen dem Wallis und Graubünden möglich.
  • 1993: Einführung von Panoramawagen und einem nostalgischen Speisewagen.
  • 25. Juni 2005: Der Glacier Express feiert seinen 75. Geburtstag.
  • 23. August 2017: Gründung der Glacier Express AG mit Sitz in Andermatt. RhB und MGBahn sind zu je 50% beteiligt.
  • Winter 2019: Die Excellence Class wird eingeführt. Die Glacier Express AG erhält dafür den Milestone und den Travel Top Award von Monocle.
  • 2019 – 2021: Zum 90-jährigen Jubiläum werden alle Panoramawagen der 1. und 2. Klasse neu designt und mit einem neuen Infotainmentsystem in acht Sprachen ausgerüstet. (Quelle: glacierexpress.ch)

Beste Aussicht  im Glacier Express auf allen Plätzen

Den Passagieren des Glacier Express entgeht auf der Strecke keine Sehenswürdigkeit – den bis zum Dach reichenden Panoramafenstern des Glacier Express sei Dank. Alle landschaftlichen Details und Wissenswertes zum Streckenverlauf erfahren die Reisenden außerdem über Kopfhörer. Auf der Fahrt durch die Schweiz warten aber nicht nur landschaftlichen Leckerbissen, denn direkt am Sitzplatz werden im Zug vielseitige Gerichte und Menüs aus frisch zubereiteten Speisen serviert.

„Grand Canyon der Schweiz“: Der Glacier Express passiert auch die 13 Kilometer lange Rheinschlucht. © Glacier Express

In drei Tagen durch die Schweiz

Die Fahrt mit dem Glacier Express ist auf drei Tage angelegt. Die Tour beginnt mit der Anreise und Übernachtung inklusive Frühstück in Zermatt. Dort fasziniert die Landschaft mit Gornergrat und Gornerschlucht sowie dem Schwarz- und Riffelsee. Letzterer ist vor allem für die wunderschöne Spiegelung des Matterhorns auf seiner Oberfläche bekannt.

Glacier Express: Die Highlights entlang der Strecke

Andermatt – Chur (90 km, 1435 m auf 585 m ü. M., 2.5 h):

Vom hochgelegenen Alpenparadies Andermatt aus geht es auf der Fahrt nach Chur zunächst noch ein wenig weiter bergauf – mit einer Höhe von 2033 m ü. M. ist der Oberalppass der höchste Punkt der Zugreise. Der zugehörige Oberalpsee unterhalb des Passes wird im Winter von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Bevor der Zug Chur erreicht, schlängelt er sich gen Tal und durchquert die faszinierenden Felsformationen der Rheinschlucht.

Chur – die älteste Stadt der Schweiz:

Churs historische Altstadt ist immer einen Besuch wert und wartet mit etlichen ehrwürdigen Gebäuden – wie der Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt aus dem 12. Jahrhundert – auf. Zudem ist Chur der perfekte Startpunkt für Ausflüge im Kanton Graubünden. Von hier lassen sich die bekannten Ferienorte Arosa, Davos oder auch St. Moritz problemlos erreichen. Chur ist darüber hinaus eines der großen kulturelle Zentren der Alpenrepublik. Im Bündner Kunsthaus und Theater Chur finden regelmäßig sehenswerte Ausstellungen beziehungsweise Vorführungen statt.

Chur – St. Moritz (85 km, 585 m auf 1775m ü. M., 2 h)

Auf diesem Streckenabschnitt passiert der Glacier Express das UNESCO-Welterbe Rhätische Bahn Albula / Bernina mit gleich mehreren Meisterwerken der Ingenieurskunst. Besonders spektakulär sind dabei zwei wagemutige Brückenkonstruktionen – das Solis- sowie das Landwasserviadukt. Nach rund acht Stunden Fahrt erreicht der „langsamste Schnellzug der Welt“ das Hochtal Engadin und fährt am Abend im Zielort St. Moritz ein.

St. Moritz – eine einzigartige Metropole mitten im Hochgebirge

Auf 1800 Metern wird der berühmte Nobelferienort von 300 Sonnentagen im Jahr verwöhnt. St. Moritz ist das Wintersportparadies schlechthin und ein scheinbar unwiderstehlicher Anziehungspunkt für den wohlhabenderen Teil der Bevölkerung. Doch auch für Normalsterbliche hat die Stadt einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Da wären zum Beispiel das Engadiner Museum oder das auch als „Märchenhaus“ bekannte Mili-Weber-Haus. Als traditionsreicher Kurort eignet sich das lebhafte St. Moritz auch zur Erholung und Entspannung: Bereits vor 3500 Jahren badeten Kurgäste in den Oberengadiner Mineralquellen. (Quelle: glacierexpress.ch)

Am zweiten Tag steht mit der malerischen Bahnfahrt schließlich das Highlight der Reise auf dem Programm. Der Glacier Express erklimmt den 2033 Meter hohen Oberalppass, schlängelt sich durch die gigantische Rheinschlucht und befährt die weltberühmte Albulalinie. In Skifahrerparadies St. Moritz endet die Tour durch die Alpenrepublik.

Startpunkt: Bei Zermatt am Fuße des 4478 Meter hohen Matterhorns beginnt die Traumreise mit dem Glacier Express. © Glacier Express

Nach einer Übernachtung mit Frühstück geht es nach drei ereignisreichen Tagen wieder auf die Heimreise. Tipp: Vor der Rückfahrt lohnt es sich, das sehenswerte St. Moritz noch ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Denn auch abseits von Skipisten, Jetset und Luxus gibt es hier einiges zu entdecken – zum Beispiel den Schiefen Turm von St. Moritz, das Segantini Museum mit zahlreichen Werken des gleichnamigen Künstlers oder die denkmalgeschützte reformierte Dorfkirche.

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