Hockenheim. Warum spielen Ostfriesen keine Geige? Weil sie die Saiten immer mit dem Bogen verwechseln. Und eine Trompete im Kühlschrank haben die Ostfriese übrigens deshalb, damit ihre Musik immer cool klingt. Ja, Ostfriesenwitze sind aus der Zeit gefallen. Und einer der erfolgsreichsten Ostfriesen Deutschlands spielt weder auf Geige noch Trompete.
Sein Metier sind die Turntables und das Mikrofon. Aus der Zeit gefallen sind seine energiegeladenen Performances auf der Bühne aber auch nach über 30 Jahren in der deutschen Musikbranche nicht. Das 2024 veröffentlichte Album „Open Up Your Mind and Your Trousers“ stürmte in Deutschland auf Platz zwei der Charts. Zehntausenden feierwütigen Musikfans darf die Band ihre neuesten Hits genauso wie die größten Klassiker im September auf dem Hockenheimring präsentieren. Als Co-Headliner tritt beim Glücksgefühle Festival 2025 Scooter auf.
Zwischen Dance und EDM mit einer Prise Shouts: Die Rezeptur von Scooter
Als „Billigmucke“ oder „Kirmes-Techno“ hatten Szenekenner die dreiköpfige Dance- und EDM-Band anfangs gerne verachtet. Doch Scooter, bestehend aus Frontmann H.P. Baxxter sowie Jay Frog und Marc Blou, ist eine der kommerziell erfolgreichsten deutschen Bands überhaupt. Und das seit über 30 Jahren mit einem bewährten Konzept. Irgendwo zwischen Loveparade-Rave und Eurodance-Trend, angereichert mit den ikonischen Shouts des Frontmanns mit der typischen wasserstoffblonden Kurzhaarfrisur, bleibt Scooter sich seit über drei Jahrzehnten treu.
Der im ostfriesischen Leer geborene Hans Peter Geerdes gründet 1986 als H.P. Baxxter in Hannover seine erste Band. Die ersten Alben und Singles floppen. Sieben Jahre später nimmt er einen neuen Anlauf in neuer Zusammensetzung. Doch Erfolg will sich bei „The Loop“ wieder nicht einstellen. 1994 benennt sich das Trio aus Baxxter, seinem Cousin Sören Bühler und Rick Jordan in Scooter um.
„Hyper Hyper“ und „How Much Is the Fish?“: Scooter beim Glücksgefühle Festival
Und die Band geht gleich mit ihrer zweiten Single durch die Decke. „Hyper Hyper“ hat bis heute Legendenstatus. Die Single schlägt in weiten Teilen Europas in den Charts ein. Und es bleibt nicht beim One-Hit-Wonder. Scooter bleibt seinem Stil treu: Mit Autoscooter-Techno und Songs wie „Nessaja“, „Maria (I Like It Loud)“ oder „How Much Is the Fish?“ landet das Trio einen Hit nach dem anderen. Singles und Alben verkaufen sich ohne Ende, Konzerte sind gut besucht.
Mittlerweile hält Scooter mit mehr als 20 Singles, die sie in den deutschen Top-10-Charts platzieren konnten, gar einen Rekord. Mehrere Goldene und Platin-Schallplatten zieren den Trophäenschrank, verschiedene Musikpreise inklusive. Auch Studioalbum Nummer 21 verfolgt das Erfolgsrezept der Band: Tanzbare Beats, ohrwurmtaugliche Melodien und die Stimme des „Shouters“, die die Hörer noch zusätzlich anpeitscht.
Obwohl die Band nur aus drei Mitgliedern besteht, wird das 21. Album in der siebten Besetzung aufgenommen. Manchmal sei im Team einfach die Luft raus, sagt H.P. Baxxter zu den Veränderungen. „Und dann haben wir halt einen neuen Keyboarder und Youngster und irgendwie kommt dann frischer Wind rein.“ Die Wechsel hätten der Sache nie geschadet. Eigenen Angaben zufolge hat die Band mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft. Was H.P. Baxxter anfasst, wird zu Gold. Oder Platin.
Scooter tritt bei Glücksgefühle in Hockenheim auf Euphoria Stage auf
Nicht nur das erfolgreiche Konzept zieht sich durch die Geschichte der Band wie ein roter Faden. Auch eine Frage begleitet den Frontmann seit Jahrzehnten. In Interviews sei er schon „unendlich oft“ gefragt worden: „How much is the fish?“ Anfangs habe er gar nichts darauf geantwortet. „Irgendwann habe ich mich dann auf 1,59 Euro festgelegt.“ Seit 1998 hatte H.P. Baxxter Zeit, sich eine Antwort zu überlegen.
Bei der dritten Ausgabe des Glücksgefühle Festivals bereichert Scooter die bereits namhaft besetzte EDM-Sektion. Auf der Cloud-9-Stage tummeln sich Steve Aoki, DJ-Legende Armin van Buuren oder Alan Walker. Für ein Phänomen wie Scooter ist diese Bühne aber nicht genug. 61 Jahre alt, aber niemals müde wird H.P. Baxxter seine berühmten Shouts zwischen dem 11. und 14. September auf der Euphoria Stage, der größten aller drei Hauptbühnen, der Menge entgegenbrüllen. Dann heißt es für die Fans auf dem Hockenheimring: „Faster, Harder, Scooter!“
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