Tierischer Einsatz

Zehn Entenküken in Hockenheim in Sicherheit gebracht

Von 
Vanessa Schwierz und Catharina Zelt
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Die Küken sind im Inkubator und kommen in eine Aufzuchtstation. © PR-Video

Hockenheim. Dicht aneinandergekuschelt sitzen zehn kleine Entenküken in einem Karton und beobachten mit ihren schwarzen Kulleraugen genau ihre Umgebung. Sie wissen nicht, dass sie sich in Gefahr befunden haben und jetzt in Sicherheit sind. Die Entenmutter ist in der Zwischenzeit schon über alle Berge. Zum Brüten hatte sie sich das Gewerbegebiet Hockenheim-Talhaus ausgesucht. Die dicht befahrene Talhausstraße ist nicht ungefährlich für den Nachwuchs, es herrscht viel Lkw-Verkehr. Eigentlich brauchen die Kleinen außerdem ein Gewässer zum Aufwachsen, doch die Straße versperrt den Tieren den Weg zum Wasser.

Tierischer Einsatz

Hockenheim: Entenfamilie von der Straße gerettet

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Die Stockente ist mit ihren zehn Küken auf der Talhausstraße etwa auf der Höhe von Pferdesport Krämer unterwegs, als die Polizei am Donnerstagmittag gegen 12 Uhr gerufen wird. Das teilt eine Pressesprecherin der Polizei auf Nachfrage mit. Zwei Beamte der Polizei sind vor Ort und begleiten die Entenfamilie zunächst über die stark befahrene Straße. Die Jungen sind schnell im sicheren Karton, aber die Mutter flüchtet. Lukas Walter von der Berufstierrettung Rhein-Neckar wird gerufen und versucht, das flugfähige Tier einzufangen. „Das Werksgelände ist groß und offen, deswegen war es leider nicht möglich, die Mutter zu fangen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Weil kein Gewässer in der Nähe des Einsatzortes ist und die Tiere durch den Lkw-Verkehr auf dem Gelände in Gefahr sind, werden die zehn Küken im Transporter der Berufstierrettung in den Inkubator gesetzt. Der Brutschrank ist eine Wärmevorrichtung und kann auch zum Ausbrüten von Eiern verwendet werden. Die Jungvögel kommen nun in eine Aufzuchtstation. „Wenn sie alt genug sind, werden wir sie wieder in die freie Natur gelassen“, erklärt Lukas Walter. Stockenten seien hier schließlich heimisch.

Ähnlicher Einsatz am Dienstag

Erst am Dienstag hatte eine Entenmutter offensichtlich mehrfach vergeblich versucht, die Lussheimer Straße auf Höhe des Rewe-Supermarkts in Hockenheim zu überqueren. Von der Polizei wurden die neun Tiere über die Straße geleitet und an den Kraichbach gebracht. Unklar bleibt, wo die Entenfamilie genau herkam und warum und wie sie auf den Parkplatz des Einkaufsmarktes gekommen ist.

Dass genau zu dieser Jahreszeit vermehrt Entenfamilien zu sehen sind, ist kein Wunder: Genau jetzt bekommen die Tiere nämlich ihren Nachwuchs. Ein Gelege kann laut dem Landesbund für Vogelschutz sieben bis elf Eier umfassen, wobei das Weibchen täglich ein Ei legt. Da die Küken zur selben Zeit schlüpfen müssen, brütet das Weibchen aber erst, wenn das Gelege vollständig ist. Sind die kleinen Enten dann geschlüpft und getrocknet, müssen sie so schnell wie möglich an ein Gewässer gelangen. In den ersten Wochen ernähren sich die Entenküken von Insekten. Sie suchen sich selbst ihre Nahrung, während die Mutter aufpasst, dass ihrem Nachwuchs nichts passiert. Junge Stockenten sind übrigens Nestflüchter und daher direkt in der Lage, zu laufen und sich selbst zu ernähren.

In einer solchen Situation kann es schon einmal passieren, dass sich eine Entenmutter mit ihren Jungen ins Wohn- oder Gewerbegebiet verirrt oder sich auf der Suche nach einem ruhigen Brutplatz nah an die Häuser wagt. Wenn Spaziergänger eine Entenfamilie an gefährlichen Orten wie zum Beispiel einer Straße entdecken, sollten sie am besten direkt die Polizei rufen. „Die Tiere, aber auch Autofahrer können zu Schaden kommen“, erzählt Lukas Walter. Von Einfangversuchen rät er allerdings ab.

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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