Nachruf

Ein erfülltes Leben: Trauer um Ur-Ketscher Heinrich Kemptner

Der angesehene Ketscher Heinrich Kemptner ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Sein Engagement in der Enderlegemeinde und sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit prägten seinen Lebensweg.

Von 
Caroline Scholl
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Ketsch trauert um Heinrich Kemptner. © Scholl

Ketsch. „Es ist wichtig, die eigene Seele zu pflegen und auf seinen Körper zu hören“, so lautet ein Zitat von Heinrich Kemptner. Doch der in der Enderlegemeinde geborene und bei vielen sehr bekannte und hochgeschätzte Ketscher war eine Persönlichkeit, bei der den Worten stets Taten folgten.

Dabei gelang es ihm durch seine Achtsamkeit und seinen Weitblick stets die richtigen Worte und Zwischentöne zu finden und in jedem immer zuerst den Menschen mit dessen Persönlichkeit zu sehen. Nun ist Heinrich Kemptner, den viele gerne Heiner nannten, Ende Februar im Alter von 96 Jahren friedlich eingeschlafen. Geboren wurde er in jenem Haus, in dem er nun fast ein ganzes Jahrhundert lebte.

Ur-Ketscher Heinrich Kemptner heriatete mit 19 Jahren seine Frau Rosa

Er wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Emil auf und heiratete bereits mit 19 Jahren seine Frau Rosa, die er liebevoll Resl nannte und mit der er vor zwei Jahren die Kronjuwelenhochzeit feiern durfte. Der gelernte Maurer absolvierte später seinen Meister und war bis zur Rente im Jahr 1991 bei der „Th. Goldschmidt AG“, zuletzt als Sachgebietsleiter beschäftigt.

Zuverlässigkeit und Loyalität waren Attribute, die ihm sehr wichtig waren und es war für Heinrich Kemptner selbstverständlich, sich neben der Arbeit mit viel Einsatz für seinen Heimatort zu engagieren. Als Mitglied des SPD-Ortsvereins wurde er 1959 erstmalig in den Gemeinderat gewählt und war dort ununterbrochen aktiv, bis er im Rentenalter entschied, Platz für die jüngere Generation zu machen.

Für sein vielseitiges politisches Engagement - unter anderem in Ausschüssen und Kreistagen - wurde Heinrich Kemptner 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Obwohl er Auszeichnungen immer wertschätzte, stellte er das Engagement immer vor das Prestige und blieb bodenständig und nah an den Menschen.

AWO, DRK, Fanfarenzug: Heinrich Kemptner war stets im Ketscher Gemeindeleben engagiert

Für soziale Gerechtigkeit setzte er sich bei der AWO sowie in der Gewerkschaft ein und war Förderer im Deutschen Roten Kreuz. Bei vielen Vereinen war er in Ketsch nicht nur Mitglied, sondern übernahm gerne Verantwortung. So war er dem Enderle-Fanfarenzug als Gründungsmitglied seit 1955 bis zu dessen Auflösung verbunden und pflegte die Kontakte zu den ehemaligen Mitgliedern freundschaftlich weiter.

Beim Angelsportverein war er Jahrzehnte Mitglied des Vorstandes, der Backfischfest GmbH und verdientes Ehrenmitglied. 1958 wurde Heinrich Kemptner der 8. Ketscher Fischerkönig. Die Natur und sich in dieser zu bewegen, waren für den ausgeglichenen und zufriedenen Charakter das Lebenselixier.

So war Heinrich Kemptner im Rentenalter sehr aktiv und unternahm mit seiner Frau unzählige Wanderungen. Die beiden waren sich selbst dabei genug, gingen zu zweit ihr gemeinsames Tempo und sammelten Tausende von Wanderkilometern. Die moderate, aber kontinuierliche Bewegung über Jahrzehnte und die Achtsamkeit gegenüber der Umwelt und sich, waren vielleicht das „Erfolgsgeheimnis“ für ein erfülltes und bis zum Schluss selbstbestimmtes Leben.

Auch sein Interesse am Weltgeschehen und der Politik erhielt sich der Ur-Ketscher und gab in Gesprächen gerne Erfahrungen und Einschätzungen weiter, wobei er stets betonte, dass Verständnis und respektvoller Umgang, auch wenn man anderer Meinungen ist, wichtig seien.

Seine Familie lag ihm nah am Herzen, genauso wie weitere Familienmitglieder, die ihn nun als „Onkel Heiner“ in liebevoller Erinnerung behalten werden. Selbst Freunde wurden zur Familie, denn in Heinrich Kemptners Nähe fühlten sich die Menschen wohl und mit viel Feinsinn gesehen. Heinrich Kemptner hinterlässt seine Frau Resl, seine Tochter Andrea, seinen Enkelsohn Daniel und viele Spuren in seinem Heimatort Ketsch sowie in den Herzen der Menschen, denen er begegnete.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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