Nachruf

Ketsch trauert um bekannten Metzgermeister Wilhelm Jörger

Wilhelm Jörger, Seniorchef der gleichnamigen Traditionsmetzgerei in Ketsch, ist im Alter von 75 Jahren verstorben.

Von 
Caroline Scholl
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Der Ketscher Metzgermeister Wilhelm Jörger. © Caroline Scholl

Ketsch. „Ich mache es gern und ich werde noch immer gebraucht“, so begründete Wilhelm Jörger, dass er, obwohl er das Rentenalter schon längst erreicht hatte, noch immer zuverlässig im Familienbetrieb mithalf und für die Metzgerei und ganz besonders für die Kunden stets zuverlässig da war. Nun ist Seniorchef Wilhelm Jörger im Alter von 75 Jahren verstorben.

Auf 100 Jahre erfolgreiche Unternehmenstradition darf die Metzgerei Jörger, die sich seit 1980 mitten im Herzen der Enderlegemeinde befindet, in diesem Jahr zurückblicken. Der Großvater, der ebenfalls Wilhelm hieß, gründete die erste Metzgerei Jörger 1925 in der Hockenheimer Straße. Vater Otto Jörger wurde ebenso Metzgermeister und so wählten sowohl Wilhelm junior als auch sein jüngerer Bruder Dieter diesen Beruf, wobei Wilhelm durch sein Geschick durchaus an einem anderen Handwerk hätte Gefallen finden können.

Doch Wilhelm entschied sich für eine Ausbildung im Familienbetrieb und erlangte 1972 mit gerade mal 22 Jahren den Meistertitel im Fleischerhandwerk. Ein Jahr zuvor lernte er in Ketsch seine Frau Doris kennen und die beiden heirateten 1974. Dass seine Frau ebenfalls direkt mit in den Familienbetrieb einstieg, war damals selbstverständlich.

Wilhelm Jörger hatte große Freude und Leidenschaft in seinem Beruf

1975 wurde Tochter Claudia geboren und mit der Geburt von Sohn Christian im Jahr 1977 war die Familie komplett. Seine Freude und Leidenschaft für seinen Beruf konnte Wilhelm Jörger an die nächste Generation weitergeben, und so gründeten er und Sohn Christian, der ebenfalls den Metzgermeistertitel trägt, im Jahr 2000 eine GbR.

Heute beschäftigt der Familienbetrieb 20 Mitarbeiter. Seniorchef Wilhelm Jörger war immer eine wichtige Stütze, ein erfahrener Ratgeber und stets um die Zufriedenheit der Kunden bemüht. Ihm gelang es sehr besonnen, auch in herausfordernden Zeiten, stets die Ruhe zu bewahren und optimistisch zu bleiben.

Seine Energie schöpfte er aus der Natur – an der Hohwiese, bei der Gartenarbeit und beim Wandern. Dafür zog es ihn oft in Pfalz, denn Wilhelm Jörger brauchte nicht in die Ferne zu schweifen, um sich wohlzufühlen. Gerne sammelte er Steine von überall beim Wandern und platzierte diese dekorativ in seinem Garten.

Traditionen waren ihm wichtig, so hielt er in der Metzgerei an bewährten Rezepturen fest, blieb jedoch immer offen für neue Ideen, bei denen er seinen Sohn Christian tatkräftig unterstützte, sodass sich alle Generationen im Familienbetrieb wiederfinden konnten.

Familie war Wilhelm Jörger immer eine Herzensangelegenheit

Seine Familie war ihm eine Herzensangelegenheit und selbst, wenn es stets viel im Betrieb zu tun gab, legte er großen Wert darauf, dass Familienfeste gefeiert wurden und in den gemeinsamen Urlauben Zeit füreinander war. Ketsch bedeutete für ihn Heimat und gern unterstütze er die ortsansässigen Vereine bei ihren Festen und Aktionen, zudem war ihm soziales Engagement in Form von Spenden an unterschiedliche Institutionen ein wichtiges Anliegen.

Wilhelm Jörger darf man als ruhigen, besonnenen und zufriedenen Menschen in Erinnerung behalten, der bei allem Pflichtbewusstsein die Menschlichkeit und die Herzlichkeit niemals vernachlässigte. Er hinterlässt seine Frau Doris, Tochter Claudia, Sohn Christian, vier Enkelkinder und viele schöne und wertschätzende Erinnerungen bei den Menschen, die ihn im Geschäft oder privat begegnen durften.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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