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Erkundungstour auf der Neulußheimer Apfelplantage

Dr. Andre Baumann und Gemeinderatsmitglieder besuchen den Obsthof Hoffmann in Neulußheim.

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Pressemitteilung
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Während eines Betriebsrundgangs führen Obstbaumeister Rainer Hoffmann (v. l.), Alexander W. Mansel, Monika Schroth und Dr. Andre Baumann ausführliche Gespräche über die Arbeit des Familienbetriebs. © Katja Decher

Neulußheim. „Santana“ und „Topaz“ sind beliebt. „In unserem Hofladen haben wir schon viele Äpfel dieser robusten und schmackhaften Sorten verkauft, und jeder ist begeistert“, berichtete Obstbaumeister Rainer Hoffmann auf seinem Anwesen. Zudem baue er seit diesem Jahr zwei neue robuste Sorten an: „Estelle“ und „Mammut“. Sie seien in der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg gezüchtet worden. Auch der Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann sowie die Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Monika Schroth, und Fraktionskollege Alexander W. Mansel waren bei ihrem Besuch auf dem Obsthof Hoffmann begeistert.

Insgesamt baut der Landwirt, der den Familienbetrieb vor 15 Jahren von seinen Eltern übernommen hat, sechs robuste Sorten an. „Bei deren Anbau benötigt man nur die halbe Menge an Pflanzenschutzmitteln“, erklärte Hoffmann. „Früher waren viele Sorten durch Bitterstoffe resistenter gegen Schädlinge, haben aber eben auch entsprechend bitter geschmeckt. Durch Züchtungen wurden sie schmackhafter, dafür aber auch anfälliger.“ Einrichtungen wie die LVWO und andere würden durch Rückzüchtungen, beispielsweise mit ursprünglicheren Sorten aus China oder Kasachstan, die Resistenzgene wieder einzüchten und mit geschmackvolleren, marktgängigeren Sorten kreuzen. So ließen sich Resistenz und Schmackhaftigkeit erreichen.

Baumann freute sich, dass Hoffmann mit robusten Sorten auch bei einer konventionellen Anbauweise umweltfreundlicher produzieren kann. „Dazu kommt die Besonderheit, dass der Obsthof Hoffmann zu 100 Prozent Direktvermarktung betreibt und mit seinem Hofladen und der Produktion mitten im Ort liegt. Ich kann jedem nur empfehlen, hier einzukaufen! Regional zu kaufen, ist gut für Mensch und Umwelt“, sagte er. Hoffmann baut in seiner Obstplantage auf rund sechs Hektar im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hockenheimer Rheinbogen zu 85 Prozent Äpfel an, zudem Zwetschgen, Birnen und seit Neuestem Quitten.

Politiker und Obstbauer wünschen sich mehr Wertschätzung für Lebensmittel

Neben Hoffmann arbeitet seine Frau Daniela im Betrieb, ihr Spezialgebiet ist das Herstellen von Mus, Gelee und Marmelade – mit traditionellen Zutaten. Vier Mitarbeiterinnen sind im Laden im Einsatz, zwei Saisonarbeitskräfte unterstützen bei der Ernte. „Gerade haben wir Zwetschgen geerntet“, erzählte Hoffmann und zeigte seinen Gästen bei einer Betriebsführung unter anderem, wie die Zwetschgen entkernt und eingekocht werden. Auch Saft werde selbst hergestellt, zudem Spirituosen, Most und Secco.

Nach einigen Kostproben an frischen Äpfeln und Zwetschgen durften Baumann, Schroth und Mansel im Hofladen auch noch Apfelchips probieren, die Hoffmann aus seinen geernteten Äpfeln herstellen lässt. Und Baumann ließ es sich nicht nehmen, ein Glas Zwetschgenmus zu kaufen – „für die Linzertorte in der Adventszeit“, sagte er mit Vorfreude. Anschließend ging es raus zur Plantage. Die in Reihen angeordneten Obstbäume waren voll behangen, die Fülle an grünen und roten Äpfeln leuchtete den Besuchern entgegen. Baumann erfreute, dass in den Gassen zwischen den Reihen Wildkräuter blühen. „Ich lasse diese Pflanzen stehen, statt zu mähen, weil sie die Fläche circa ein Grad runterkühlen“, erläuterte Hoffmann. „Und die Insekten freuen sich ebenfalls“, ergänzte Baumann.

Der Obstbaumeister zeigte den Besuchern einen Apfel mit einem leichten Hagelschaden. „Den kann ich nicht mehr verkaufen, einen Apfel mit Dellen möchten Verbraucher in der Regel nicht. Also machen wir Saft daraus.“ Generell würden sich Hoffmann und Baumann bei Lebensmitteln mehr Wertschätzung für Qualität und Regionalität wünschen. „Deutsche geben im europäischen Vergleich prozentual am wenigsten für Lebensmittel aus“, so Baumann. „Das wird leider oft auf dem Rücken der Bauern und der Natur ausgetragen.“

Hoffmann bekräftigte: „Wir produzieren in Deutschland Lebensmittel in hoher Qualität und mit hohem Aufwand. Leider sind viele Menschen und der Großhandel nicht bereit, das angemessen zu bezahlen. Zumal die Konkurrenz auf dem internationalen Markt groß ist.“ In einem Hochlohnland wie Deutschland müsse es möglich sein, eine gescheite Landwirtschaft mit arbeitsintensiver, verantwortungsvoller Produktion hochqualitativer Lebensmittel zu erhalten.

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