Besuchsdienste

Gemeinsam gegen die Einsamkeit in Oftersheim

Die evangelische Landeskirche Baden hat eine Fachtagung für ehrenamtliche Mitarbeitende der Besuchsdienste und Nachbarschaftshilfen aus den Umlandgemeinden veranstaltet.

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Pressemitteilung
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© Ralf Lackner

Oftersheim. Die evangelische Landeskirche Baden hat mit der Kirchengemeinde Oftersheim eine Fachtagung zum Thema Einsamkeit im Gemeindehaus Eichendorffstraße veranstaltet, so teilen die Verantwortlichen in einer Meldung an die Redaktion mit. Eingeladen waren ehrenamtliche Mitarbeitende der Besuchsdienste und Nachbarschaftshilfen aus den Fusionsgemeinden Oftersheim, Plankstadt, Schwetzingen, Brühl, Ketsch und Eppelheim sowie Teilnehmer aus Schriesheim, Sinsheim und Lahr. Insgesamt nahmen 40 Personen teil, die Leitung der Runde übernahmen Ingrid Knöll-Herde von der Landeskirche, Annete Weber vom Besuchsdienst Oftersheim, Pfarrer Tobias Habicht aus Oftersheim und Pfarrerin Christiane Banse aus Plankstadt. Verschiedene Gruppen, die Aktionen gegen Einsamkeit betreuen, waren ebenfalls eingeladen.

Gesundheitlichen Folgen durch das stille Leiden

Frau Ingrid Knöll-Herde stellte das Thema Einsamkeit in verschiedenen Facetten vor, darunter das Gefühl des Mangels und des Leidens an fehlenden Beziehungen. Einsamkeit ist ein großes Problem unserer Zeit, das bereits bei Jugendlichen auftreten kann, besonders aber in einem Alter relevant wird, wenn die Kinder das Haus verlassen oder der Ruhestand ansteht. Pfarrer Tobias Habicht hielt einen Impulsvortrag über das Verstehen und Begegnen von Einsamkeit. Er erläuterte verschiedene Formen der Einsamkeit: emotionale, soziale und kollektive Einsamkeit. Emotional wird es, wenn es an engen Bindungen fehlt, bei der sozialen Einsamkeit fehlt der Anschluss an Gruppen, von einer kollektiven Einsamkeit können Migranten, Arbeitslose oder Menschen mit Behinderung durch ungewollte Gruppenzugehörigkeit betroffen sein.

Einsamkeit kann gesundheitliche Einschränkungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Depression, Demenz oder ein erhöhtes Suizid-Risiko nach sich ziehen. Die Kirche kann als Ort der Beziehung und Begegnung agieren, Freundschaften sind ebenfalls ein guter Schutzfaktor.

Nach einer kurzen Austauschrunde über eigene Erfahrungen wurden Praxisbeispiele aus den Gruppen vorgestellt. Elisabeth Groß vom TSV demonstrierte die „falsche“ Haltung beim Rollator, die zum Start ihrer Sportgruppe führt, die sich nun regelmäßig trifft und auch soziale Aktivitäten wie gemeinsames Kochen unternimmt. Ute Walter vom Seniorenbüro stellte das Senioren-Café im Siegwald-Kehder-Haus vor, das montags für Kaffee, Tee und Kuchen sowie Vorträge und Lesungen geöffnet ist. Weitere Veranstaltungen in Oftersheim für Senioren umfassen Waldbaden, eine Boule-Gruppe, Kinobesuche und Musikveranstaltungen.

Projekte und Netzwerke zur Förderung von Gemeinschaft

Der Kreisseniorenrat des Rhein-Neckar-Kreises, vertreten durch Elisabeth Sauer und Eva-Maria Herms, betreut das Netzwerk „Schwätzbänkle“, das offene Gespräche an neuralgischen Punkten in Gemeinden fördert. Schwetzingen, Ketsch und Brühl sind schon dabei, an festen Tagen sitzt dort eine Person und freut sich auf Menschen.

Diakon Michael Barth-Rabbel stellte das Projekt „Tischlein deck dich“ vor, ein gemeinsames Abendessen für Alleinerziehende, Familien und ältere Menschen in Schwetzingen. Ein Helferteam sorgt für den reibungslosen Ablauf, und die Veranstaltung ist von 40 auf 120-170 Essen angewachsen. In Oftersheim hat sich eine Gruppe über den Verein „Lebendiges Oftersheim“ gebildet, die monatlich ein Frühstück im evangelischen Gemeindesaal anbietet. Nach den Vorstellungsrunden gab es Raum für Nachfragen aus dem Publikum, die sich um organisatorische Aspekte und die Resonanz unter den Senioren drehten. Ingrid Knöll-Herde startete eine Austauschrunde und viele Fragen drehten sich um Organisatorisches und die Resonanz bei den Senioren. Wie kommen die Senioren zu den Veranstaltungen? Wie steht es mit einem Fahrservice? Braucht es viele Helfer? Was läuft in den anderen Gemeinden?

Abschließend wies Knöll-Herde auf die sogenannten „Dritten Orte“ hin, die als Treffpunkte dienen können, wie Supermärkte, Arztpraxen, Apotheken, Schwätzbänkle, Sportvereine, Kirchen, Friedhöfe, Marktplätze und Nachbarschaften. Diese Orte müssten wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, und da seien die Besuchsdienste gefragt, Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen.

Das Resümee der Veranstaltung betont die Bedeutung der Freiwilligenarbeit, um soziale Verbindungen herzustellen und der Einsamkeit entgegenzuwirken. Die Besuchsdienste können Brücken schlagen und echte Begegnungen schaffen. Interessierte sind eingeladen, das Team des Besuchsdienstes zu verstärken. Das nächste Treffen in Oftersheim findet am Donnerstag, 26. Juni, um 15.30 Uhr im evangelischen Pfarramt Oftersheim statt. So kann mit Freiwilligenarbeit etwas Gutes getan werden, eine echte Begegnung hergestellt werden. „Wer sein Herz für andere öffnet, bietet der Einsamkeit die Stirn“, so schreiben die Verantwortlichen in ihrer Mitteilung. „Helfer der Besuchsdienste können Brücken schlagen, Verbindungen schaffen: durch die echte Begegnung, durch einen Blick, ein Händedruck oder das Gespräch.“

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