Oftersheim. Beim Besuch einer Delegation aus Niederösterreich im Rhein-Neckar-Kreis wurde auch die Jugendarbeit in Oftersheim unter die Lupe genommen. Der Austausch geht auf eine Begegnung bei einer Fachtagung zurück, bei der Sebastian Längerer, Jugendreferent der Gemeinde Oftersheim, seine österreichischen Kolleginnen und Kollegen kennengelernt hatte. Schnell sei die Idee entstanden, den fachlichen Austausch fortzusetzen – nun wurde sie über das „Erasmus+“-Programm in die Tat umgesetzt.
Nach einem Besuch in Sinsheim machte die Delegation auch in Oftersheim Station. Dort präsentierte Sebastian Längerer zunächst die Grundsätze der kommunalen Jugendarbeit, bevor seine Kollegin Eva Leibig das selbstverwaltete Jugendzentrum (Juz) vorstellte. „Jugendarbeit neu zu definieren, ist schwer. Jeder ist in seinem Habitat Schmied und Zeuge der Zeit“, sagte Längerer in seinem Vortrag.
Ein Schwerpunkt war das Beteiligungssystem „Jubeto“, mit dem die Gemeinde Jugendliche in Entscheidungsprozesse einbindet. Es ersetzt den früheren Jugendgemeinderat und setzt auf projektbezogene Beteiligung. 2023 fand erstmals ein Jugendhearing mit rund 70 Teilnehmenden statt, das Ende 2024 wiederholt wurde. Zentrale Themen waren ein Platz für Jugendliche und ein Jugendatelier – ein Ort, „um auch mal laut zu sein“.
Für das Jugendatelier wurde ein ausgedienter Testcontainer der Stadt Schwetzingen vor rund zwei Wochen aufgestellt und wurde schalldicht umgebaut. „Das war baurechtlich nicht ganz einfach“, berichtete Längerer. Dieses Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms Kinder- und Jugendbeteiligung der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung Baden-Württemberg (SKJB) gefördert. Die SKJB wird finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat.
Auch der Jugendplatz befinde sich im Aufbau. Dank Spenden sei das Projekt trotz der angespannten Haushaltslage der Gemeinde möglich geworden. Die Einweihung ist für Frühjahr 2026 geplant. Die skeptische Prognose mancher Gemeinderäte, die Anlage werde „in zwei Jahren abgefackelt sein“, teilt die Jugendarbeit ausdrücklich nicht.
Das Juz Oftersheim, das seit 50 Jahren besteht, wird in Selbstverwaltung geführt – ein Modell, das die Gäste aus Österreich besonders faszinierte. Viele Fragen galten dem Verhältnis zwischen Gemeinde und Jugendlichen. „Die Jugendlichen wollen nicht an der Bushaltestelle im Ortskern sitzen, sie wollen die Bushaltestelle außerhalb vom Ort haben“, erklärte Längerer. Auf dem neuen Jugendplatz soll daher ein Carport als Treffpunkt entstehen. „Dass der mit Graffiti bemalt wird, ist eingeplant“, sagte Längerer auf Nachfrage. Die Jugendlichen hätten sich selbst über viele Monate für den Bau eingesetzt: „Sie waren zwischendurch sicherlich genervt, aber sind drangeblieben. Das hat dem Gemeinderat gefallen.“ Mittlerweile würden die Jugendliche die Gemeinderäte auf der Straße grüßen.
Die österreichischen Gäste zeigten sich beeindruckt. „Die Jugendarbeit ist hier fest in der Gemeinde verwurzelt – das ist bei uns oft anders“, sagte Ulli, Jugendmanagerin aus dem steirischen Zentralraum. Auch ihre Kollegin Vanessa lobte: „Besonders das positive Image, das die Jugendarbeit hier genießt, ist bei uns eher untypisch.“
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