Neulußheim. Nach dem Lehrberuf des technischen Zeichners für Geigenkonstruktion belegte Ernst Kaeshammer Meisterkurse für italienische Geigenbautradition und ist seitdem freiberuflicher Geigen- und Lautenbaumeister mit eigener Werkstatt in Fußgönheim in der Pfalz. Er hat einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Geigenbau und ist Referent bei Meisterkursen und Seminaren.
Zudem ist er Musiker, der allein oder mit Partnern Konzerte mit selbst gebauten historischen Saiteninstrumenten gibt, Maler und Grafiker. Dass er auch dieses bildnerische Metier meisterhaft beherrscht, beweist seine Berufung als Turmmaler nach Lambsheim.
Der Künstler sieht sich als ästhetischen Außenseiter
Kaeshammer ist fasziniert vom menschlichen Antlitz. Seine Bilder sind bevölkert von Gesichtern in diffizilen Farbabstufungen, unterschiedlichen Kompositionen und Konstellationen. Sie kommen oft maskenhaft daher, ziehen mit ihren Augen den Betrachter in ihren Bann, blicken ihm direkt ins Gesicht und finden den Weg zur Seele. Sie können Distanziertheit, Melancholie, Trauer, Freude oder Skepsis ausdrücken.
Die Gesichter wirken mitunter stilisiert und schematisierend - Einflüsse der abendländischen Kunstgeschichte, des Surrealen, des Fantastischen und des magischen Realismus sind ebenso augenfällig wie Anklänge des Bauhauses. Doch Kaeshammer bleibt in seiner Kunst originär und eigenständig - er hat in seinen Werken einen absoluten Wiedererkennungswert. Ästhetisch verortet sieht er sich in der Outsider-Art, jener Kunstrichtung, die klassische Genregrenzen sprengt und sich der Einordnung in eine bestimmte Kunstrichtung entzieht.
Inspiration findet Ernst Kaeshammer in Träumen oder in der Aufwachphase zwischen Traum und Tag. Seine vieldeutigen Bildgeschichten werden oft ergänzt und hinterlegt von dekorativen, schmückenden Details und Ornamenten, die den Bildraum strukturieren - einmal popartig, dann geometrisch - auch jugendstilhaft floral oder mit feinen Strichen, Rechtecken. Quadraten, Bögen oder Kreisen.
Vielschichtige Technik
Der Arbeitsprozess von Ernst Kaeshammer ist im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtig: Auf Aquarellpapier oder Malkarton werden wasserlösliche Farben aufgetragen und mit Aquarellstift, Kreide und Tusche ergänzt. Im schichtweisen Aufbau werden die Farben mit Acrylbinder fixiert, sodass die Farbpigmente untereinander verkleben und die Oberfläche widerstandsfähig wird. Diese Technik bezeichnet er als „Aquacryl“, eine Mischung von Aquarell- und Acrylfarben.
Die Vernissage am Freitag, 26. September, um 20 Uhr wird Kaeshammer zusammen mit seinem Musikerkollegen Nicola Polizzano als Duo in Ton selbst gestalten. Der Organisator der Kunstausstellungen, Wolfgang Treiber, lädt alle Kunstfreunde in den Kulturtreff Alter Bahnhof in Neulußheim, Bahnhofstraße 2, ein. Die Ausstellung ist außerdem geöffnet am Samstag, 27. September, von 15 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 28. September, von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei und der Künstler anwesend.
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