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SZ-Chefredakteur Jürgen Gruler verabschiedet

Der langjährige Geschäftsführer und Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung hatte am Donnerstag seinen letzten Arbeitstag – Wegbegleiter verabschieden ihn nach 23 Jahren in Schwetzingen.

Von 
Katja Bauroth
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Jürgen Gruler wird von seinem Team in Schwetzingen am Donnerstagmorgen mit einem roten Teppich und einer „Rentner-Tüte“ empfangen. © SZ/HTZ

Schwetzingen. Nun war er tatsächlich da, der letzte Arbeitstag von unserem Chef. 23 Jahre lang lenkte Jürgen Gruler als Geschäftsführer und Chefredakteur die Geschicke des Schwetzinger Zeitungsverlags und trieb die beiden Titel Schwetzinger Zeitung und Hockenheimer Tageszeitung stets mit Weitblick und nach journalistischen Grundsätzen am Puls der Zeit voran. Am Donnerstag hat er seinen Abschied gegeben und sein Büro am Schlossplatz ausgeräumt. Zum Jahresende tritt er seinen verdienten Ruhestand an.

Das SZ-Verlagsteam, darunter auch ehemalige Mitarbeitende, rollte morgens den roten Teppich auf dem Gehweg an der Carl-Theodor-Straße aus und begrüßte ihn mit einer „Rentner-Tüte“ (eine Schultüte mit ein paar Gaumenfreuden deftiger Art). Eine Sonderausgabe der SZ samt einer Titelseite mit seinem Foto gab’s obendrauf.

Würdigende Worte von Schwetzingens Oberbürgermeister

Im Laufe des Tages schauten offizielle Vertreter von Kommunen, Institutionen und etliche, mittlerweile zu Freunden gewordene Wegbegleiter in der Redaktion vorbei. Bei einem Glas Sekt oder Orangensaft sowie Köstlichkeiten, die Grulers Frau Moni zubereitet hatte und die zu Speyerer Berzel-Brezeln mundeten, wurde so manche Anekdote noch einmal beleuchtet.

Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan hob in seiner sehr herzlichen Ansprache hervor, was viele Menschen Jürgen Gruler bescheinigten – ob im persönlichen Austausch oder in Anschreiben: „Sie hatten immer ein Gespür für die Themen und die Menschen vor Ort“, so Steffan, der zudem würdigte, wie Gruler gerade auch in schwierigen Jahren für die Medienlandschaft die Zeitung auf Kurs gehalten hat. Er würdigte, wie er mit der Zeitung die Region nach außen hin vertrat und einte, etwa durch Aktionen wie die Spargelwanderung oder das Bespielen der Bühne beim Spargelfest. Gemeinsam mit und für die Region – dafür steht die Schwetzinger Zeitung mit ihrem Chef Jürgen Gruler.

„Ob als Bürgermeister, als Direktor des Verbandes Region Rhein-Neckar oder später als Landrat – über all die Jahre hinweg haben Sie meine Arbeit immer wieder begleitet, kritisch beobachtet und journalistisch eingeordnet. Ihre Art der Berichterstattung war dabei von einer Haltung geprägt, die man heute nicht mehr allzu oft findet: Sie haben beide Seiten gehört, sorgfältig abgewogen, und sich doch nie gescheut, Ihre Texte zugespitzt, pointiert und mitunter boulevardesk zu formulieren. Dass Sie dabei nicht selten ,hart, aber fair‘ berichtet haben, war für unsere Pressestelle und mich stets Herausforderung und Ansporn zugleich“, schrieb Landrat Stefan Dallinger in einem persönlichen Brief an Gruler und traf damit den Tenor, den auch Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel unterstrich: Gruler – ein Mensch und Journalist mit Haltung, „kritisch, aber immer fair“.

Abschiedsgeschenk von den Stadtwerken: Patrick Körner (M.) und Martina Braun bringen‘s vorbei. © Katja Bauroth

„Die kritischen Sachen haben mir auch am meisten Spaß gemacht“, warf Gruler ein und erntete dafür in der großen Runde viele Lacher und Applaus. Dabei war ihm immer wichtig, dass zwischen persönlichen Verbindungen und dem Job klar getrennt wurde. Das schätzte auch Stadtwerke-Geschäftsführerin Martina Braun an dem langjährigen Chefredakteur der SZ/HTZ.

In der Haas-Mediengruppe, zu der die SZ gehört, sei er nach Mitbegründer Karl Ackermann der Chefredakteur mit der zweitlängsten Amtszeit, würdigte Florian Kranefuß, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Er skizzierte den Werdegang Grulers – angefangen von der Ausbildung in der Verwaltung, dann hinein zum Herzblut-Beruf Journalismus mit Stationen über den Schwarzwälder Boten, die Bild-Zeitung, die Lausitzer Rundschau und Speyerer Tagespost bis zur Schwetzinger Zeitung. Er bescheinigte ihm „Leidenschaft für den Journalismus und eine immense Schaffenskraft“. Auch sei Gruler stets ein Mann der klaren Worte gewesen – „direkt und geradeaus“.

Schwetzingens OB Matthias Steffan (v. l.), Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel, Ordnungsamtsleiterin Yvonn Rogowski und OB-Referentin Katja Hilbert (r.) verabschieden Jürgen Gruler bei einem Gläschen Sekt. © Katja Bauroth

Und doch seien immer Humor und Feingefühl mitgeschwungen. Kranefuß versprach im Beisein der künftigen Chefredakteurin Miriam Scharlibbe: „Wir werden den Standort Schwetzingen aufrechterhalten!“ Ein schönes Signal für die Crew vor Ort und die Region. Denn das, was Jürgen Gruler hier zurücklässt, „ist sein Lebenswerk“, wie Teamleiter Dirk Jansch wunderbar formulierte. Der künftige Ruheständler Gruler hatte schließlich noch einen Appell an alle Gäste, Lesende und vor allem auch Nicht-Lesende: „Haltet zur Zeitung, nur dann kann sie vor Ort bleiben.“ Danke, jüg!

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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