Trauer

Urenkel einer Schwetzinger Holocaust-Überlebenden fällt in Gaza

Der unnötige Krieg in Gaza – er fordert täglich Opfer auf beiden Seiten. Jetzt erreichte Schwetzingen die schreckliche Nachricht, dass der Urenkel der letzten Überlebenden des Holocaust, der 2015 verstorbenen Roth Gogol, in Gaza getötet wurde.

Von 
Jürgen Gruler/zg
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Der junge israelische Soldat Assaf Gogol, der am 13. November in Gaza gefallen ist. Seine Wurzeln sind in Schwetzingen, wo seine Uroma geboren wurde. © Gogol

Schwetzingen. Vor einigen Tagen erreichte uns die traurige Nachricht aus Israel, dass Assaf, der 22-jährige Sohn unserer Freundin Michal Gogol im Kampf in Gaza gefallen ist. Michal ist die Enkelin von Ruth Gogol, sie war 2010 anlässlich des Gedenkens an die Vertreibung der Schwetzinger Juden nach Gurs zusammen mit ihrer Großmutter Ruth nach Schwetzingen gekommen und hatte sich dabei sehr beeindruckt gezeigt von er Gedenkkultur in dieser Stadt.

Ruth Gogol, geborene Bermann, hat als Kind in Schwetzingen gelebt und wurde 1940 mit ihrer Mutter Frieda, ihren Schwestern Else und Therese als 13-jähriges Mädchen ins Lager nach Gurs deportiert. Ihre Mutter, ihre Schwestern Therese, Else und Paula sowie ihr Bruder Max wurden allesamt von den Nazis in Vernichtungslagern umgebracht.

Bei Kaffee und Kuchen erzählt Ruth Gogol aus ihrer Kindheit in Schwetzingen, ihre Enkelin Michal schreibt alles mit. © Schellenberg

Ruth überlebte – als 19-Jährige lernte sie den Auschwitz überlebenden Janusz Korczak-Schüler Shmuel Gogol kennen und gründete mit ihm in Israel eine neue Familie.

Bei der Gedenkfeier im Jahr 2010 auf dem Schwetzinger Schlossplatz mit Schülerinnen und Schülern, die Texte zur Deportation nach Gurs verlesen haben. © Schellenberg

Seit 1978 kamen Ruth und Shmuel regelmäßig zu Gedenktagen nach Schwetzingen, auch zu uns in die Familie Schellenberg und nach Weinheim zu Familie Lohrbächer. Denn Albrecht Lohrbächer hatte bekanntlich mit Schwetzinger Schülern das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger in Erfahrung gebracht und so auch Ruth Gogol kennengelernt. Im Jahr 1981 haben wir Ruth und Shmuel Gogol dann auch mit einer Jugendgruppe aus Schwetzingen und Weinheim in Israel besucht. In den Jahren 1983, 1988 und 1990 hat Shmuel Gogol mit dem von ihm gegründeten Mundharmonikaorchester Konzerte in Schwetzingen gegeben. Assaf war einer von insgesamt sechs Urenkel, die Ruth Gogol noch hat aufwachsen sehen.

Trauer um Soldaten: Anteilnahme aus der Region

Im Oktober 2010, dem 70. Jahrestag des Gedenkens an die Deportation der letzten fünf Schwetzinger Bürgerinnen jüdischen Glaubens, begleitete Michal ihre Großmutter in die Stadt ihrer Kindheit. Michal hat dabei dann auch zum ersten Mal Näheres über die schwere Zeit und das Leben ihrer Großmutter erfahren. Sie war so bewegt, dass sie beim Besuch der beiden bei uns zu Hause und bei einem Interview im Palais Hirsch alles aufgeschrieben hat, was sie von ihrer Großmutter erfahren hat. Sie begleitete sie zudem auf den jüdischen Friedhof in Schwetzingen, wo sie am Grabstein von Ruths Vater eine Gedenkplatte mit den Namen aller ermordeten Familienmitglieder aufgefunden hat. Ein sehr bewegendes Erlebnis für Michal, wie sie uns mehrfach erzählt hat.

Ruth Gogol am Grab ihres Vaters auf dem jüdischen Friedhof mit Werner Schellenberg. © Schellenberg

Michal Gogol zeigte sich auch beeindruckt vom Gedenken der Schwetzinger Schüler und von der Feier an den Jüdischen Gedenksteinen beim Schloss. Tief bewegt kehrte sie damals mit ihrer Großmutter nach Israel zurück. Michal lebt heute zusammen mit ihrem Mann und den Söhnen in einem Kibbuz nahe Tel Aviv. Ihr 22-jähriger Sohn Assaf ist Soldat und gehörte zu den Truppen, die nun in Gaza einmarscheiren mussten. Die Familie wurde nun davon in Kenntnis gesetzt, dass ihr Sohn am 13. November im Gazakrieg gefallen ist.

„In großer Anteilnahme denken wir jetzt an Michal Gogol und trauern mit ihr und ihrer Familie um ihren hoffnungsvollen Sohn Assaf“, schreiben Renate und Werner Schellenberg in ihrem Beitrag, den sie uns zusenden. Da möchten wir uns mit den Schwetzinger Bürgerinnen und Bürgern, die sich sehnlichst Frieden wünschen, anschließen.

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