Kunterbunt, mit Pferden, Prinzessinnen oder Piraten: Seit fast 40 Jahren begleitet der Scout-Ranzen Schulkinder zum Unterricht. Während die Marke vielen Menschen ein Begriff ist, kennen eher wenige den Namen des Herstellers: Sternjakob. Er produziert in Frankenthal nicht nur Ranzen, sondern auch Taschen und Rucksäcke (Markenname 4You) für größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Gegründet wurde das "Scout-Unternehmen" 1934 in Pirmasens. Alfred Sternjakob ließ zunächst Arbeitshandschuhe und Ledertaschen fertigen. Wenig später wird der Firmensitz nach Frankenthal verlegt. Einer der ersten Kunden war der damals bedeutendste Versandunternehmer Deutschlands - Quelle-Gründer Gustav Schickedanz. Nach dem Krieg wurde die Produktion neu geordnet. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen auf die Belieferung großer Warenhauskonzerne und Versandhäuser mit Taschen und Koffern. 1975 kam schließlich der erste Scout-Ranzen auf den Markt, in dunklem Rot und dunklem Grün.
Die Marke hat die Jahrzehnte überdauert. "Heute kaufen Eltern einen Scout, die selbst damit zur Schule gegangen sind", sagt Geschäftsführer Frank A. Walter. Seit diesem Jahr werden die Schulranzen komplett nach DIN-Norm gefertigt. Zehn Prozent der Ranzenfläche müsse retroreflektierend sein, zwanzig Prozent fluoreszierend, so Walter. Vielleicht gefallen die orangen oder neongelben Flächen nicht jedem. "Aber sie machen den Ranzen und damit den Schulweg sicherer", sagt Walter.
Er leitet Sternjakob zusammen mit Matthias Burkhart und Oliver Steinmann seit anderthalb Jahren. Rund 35 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften die 135 Mitarbeiter jährlich. Zuletzt tauchte Sternjakob nicht nur mit seinen Produkten in der Öffentlichkeit auf, sondern auch mit einem Rechtsstreit, bei dem es für das Unternehmen um den Schutz seiner Marke ging.
"Wir möchten nicht, dass unsere Produkte von unseren Händlern auf Internet-Plattformen verkauft werden", sagt Walter. Zu einem Scout gehöre nämlich auch kompetente Beratung im Einzelhandel. "Wenn man unsere Ranzen auf Versteigerunsgplattformen bekommen kann, entspricht das nicht dem Qualitätsniveau unserer Marke."
Wie kam es nun zu dieser juristischen Auseinandersetzung? Das Berliner Kammergericht hat Sternjakob im September verboten, einen "Ebay-Boykott" durchzusetzen. Geklagt hatte ein Schreibwarenhändler, der im Laden und über Internetplattformen wie Ebay Ranzen und Schulmäppchen verkaufen wollte. In der Urteilsbegründung finden Walter und die Unternehmensjuristen indes Ansatzpunkte, die sie zuversichtlich machen, dass der Gang vor den Bundesgerichtshof Erfolg haben könnte. "Noch haben wir in Deutschland einen qualitativen Facheinzelhandel."
Bei den Produkten sind die Weichen auf Zukunft gestellt: Die Marke Hardware liefert nach Unternehmensangaben die ersten Koffer auf dem Markt, deren Rollen abnehmbar sind - und bei denen zudem eine Feststellbremse eingelegt werden kann. "Um sich auf dem Markt zu behaupten, muss man sehr innovativ sein", sagt Burkhart.
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