Mannheim. Immer mehr Frauen trinken riskant. Sie liegen beim Alkoholkonsum über der von der WHO als risikoarm definierten Menge. Mittlerweile haben sie in der Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen die Männer überholt, heißt es im Epidemiologischen Suchtsurvey des Bundes. Falk Kiefer, Suchtexperte des Mannheimer ZI, sieht darin auch einen negativen Effekt der Emanzipation. Während eine Entstigmatisierung von Frauen, die überhaupt Alkohol konsumieren, stattfinde, sei das Thema weibliche Alkoholsucht weiter ein Tabuthema. Wenige Frauen outeten sich mit ihrer Erkrankung, so Kiefer.
Immer mehr Frauen, die bereits alkoholabhängig sind, kommen derweil bei Mannheimer Beratungsstellen an. Wie die Beratung von Caritas und Diakonie mitteilt, verzeichnet sie einen starken Anstieg. Die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung sei „ein schleichender Prozess, dem körperliche, physische und sexuelle Gewalterfahrungen zugrunde liegen können“, so die Beratung. Der Konsum diene zunächst oft dazu, „Traumata zu bewältigen, Probleme zu vergessen“. Erziehung, Schwangerschaft, aber auch Prostitution seien in der Beratung Thema. Austausch zwischen Ämtern und freien Trägern sei „wünschenswert“.
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