Punk

Agnostic Front live im 7er Club Mannheim

Die US-amerikanische Hardcore-Punk-Band Agnostic Front lieferte ein energiegeladenes Live-Konzert im 7er Club Mannheim ab und beweisen wieder einmal, warum sie sich seit 40 Jahren halten

Von 
Markus Mertens
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Niemand, der an diesem Abend im Mannheimer 7er Club mit dabei war, könnte behaupten, er habe in den 60 Minuten mit Agnostic Front keine vollständige Breitseite des Hardcore Metal erlebt. Zwar gehen die Erwartungen der Konzertgäste heute zweifelsohne weit über die Konzertstunde hinaus, nach der es selbst für die treu ergebenen und heftig feiernden Fans keine weitere Zugabe mehr geben sollte – doch manchmal muss dann eben auch reichen, was man bis Sekunden zuvor noch als Pointe eines fortzusetzenden Kapitels begriffen hatte.

In jedem Fall jedoch lassen Gründer und Gitarrist Vinnie Stigma und die Seinen klar werden, weshalb die bereits 1982 in den USA gegründeten Hardcore Punker selbst knappe vier Jahrzehnte nach der ersten Platte „Victim in Pain“ nichts an Bedeutung für ihr eigenes Genre verloren haben. In der melodischen Schroffheit von Bassist Mike Gallo und Schlagzeuger Pokey Mo, dem brüllenden Gesang Roger Miret und den Gitarrenlinien des Duos Vinnie Stigma und Craig Silverman zeigt sich genau jener traditionsbedeutsame Stilmix, der zwischen Hardcore, Punk und Thrash Metal in den 90er Jahren von stilprägender Bedeutung sein sollte. Für Anhänger der ersten Stunde zweifelsohne ebenso ein Erlebnis wie für jene Metalheads, die in Mannheim mitunter erstmals mit dem Kosmos von Agnostic Front konfrontiert waren.

Die politisch latent rechten Tendenzen, mit denen das Quintett bereits seit Jahrzehnten zu kämpfen hat, bleiben gerade in den älteren Songs auf der Playlist ein offener Widerspruch, von dem die Band ganz offensichtlich nicht einmal ansatzweise Abstand zu nehmen gedenkt. Die Kräfte der Polarisierung haben die Amerikaner so gesehen schon früh erkannt und entsprechend kultiviert. Oder, anders gesagt: Die Aufmerksamkeit ist jenen sicher, die fortwährend dafür Sorge tragen, dass sie auch ihren Anlass hat. Zwar sorgen auch die donnernden Akkorde des bisher letzten Langspielers „Get Loud!“ für Akzente, doch ersetzt Lautstärke allein Inhalte ohne Zweifel nicht. Insofern steht dieser Abend gut und gerne für die Wurzeln eines Genres, die Blüte jedoch markiert er nicht.

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