Comedy:

Atze Schröder mit humor-getränkter Häme in Mannheim

Seinem Ruf durchaus gerecht wurde der Comedian Atze Schröder bei seinem Gastspiel im Mannheimer Rosengarten und erntete reichlich Applaus.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Wollte als „Erlöser“ kommen: Atze Schröder im Rosengarten. © Rudolf Uhrig

Mannheim. Der Musensaal des Mannheimer Rosengartens ist knallvoll. Die Stimmung übertrifft die draußen noch immer drückende Temperatur einer Tropennacht. Und drinnen erfüllt die Kunstfigur mit der gelockten Perücke die Prophezeiung des Programms – „der Erlöser“. Über zwei Stunden „erlöst“ Atze Schröder sein Publikum. Nicht unbedingt vom Bösen, aber von Gedanken an Krisen, Kriege und Katastrophen. Schließlich durchlüftet den Kopf, wenn gemeinsam gelacht, gegrölt und in einem (Spontan-)Chor gesungen wird.

Zum Erfolgsrezept des Comedians mit drei Jahrzehnten Bühnenerfahrung gehört, das Gefühl zu vermitteln, sich Fans vor Ort besonders verbunden zu fühlen. Klar hören Menschen aus und um Mannheim gern, dass sie Gags goutieren, die bei Auftritten in Hannover gleich einem „spitzen Stein“ verstolpert werden. Obendrein kommt die Ruhrpott-Mentalität eines Atze Schröder dem kurpfälzischen Lebensgefühl ziemlich nahe. Und so hat dieser ein Heimspiel.

Unorthodoxe Deutung der biblischen Schilderung

Auch wenn die in der Bibel geschilderte Jungfernzeugung unorthodox interpretiert wird, und das Publikum immer wieder auf Stichwort „A-ah-amen!“ ruft, bleiben religiöse Anspielungen eher rar. Der 59-Jährige dekliniert vielmehr durch, was so alles Erlösung bringen könnte. Jedenfalls Humor. Der Non-Stop-Erzähler, und nichts anderes macht Atze Schröder auf der kulissenlosen Bühne, kriegt es köstlich hin, Alltagsgeschichten samt Absurditäten gleich Perlen aufzufädeln. Ob nun Oma zu behaupten pflegte, nach einer Affäre mit dem berühmt-berüchtigten Oberlippenbartträger einen speziellen Rasierer entwickelt zu haben – gemeinsam mit Eva Braun. Ob ein Doktor tägliches Kuchenessen zur Therapie erhoben hat - Dr. Oetker. Ob und wie es gelingen kann, Verwahrlosung als Urlaub zu empfinden – beim Camping.

Das Phänomen ist gefürchtet: Eine Pause vermag sich als Stimmungskiller zu erweisen. Nicht bei Atze Schröder. Denn der legt danach noch mal so richtig los - wenn er beispielsweise harmlos anmutende Hits auf Anzüglichkeiten durchforstet. Wo hielt einst (lang, lang ist's her) Roland Kaiser „ihre Jugend in Händen“? Natürlich auf der Insel „aus Träumen geboren“, wo der Star „seine Sinne verloren“, auf „Santa Maria“ eben. Und erstaunlich textsicher singen Fans mit. Herrlich hammerhart, wenn Atze als Rampensau in Rammstein-Art Schlager derart karikiert, als stöhne Frontrocker Lindemann von „Pussy“-Momenten.

Bei seinen Fans gilt er geradezu als Lichtgestalt

Außer Rand und Band gerät das Publikum, wenn jener Sänger, natürlich persifliert, auftaucht, „bei dem man nie so genau weiß, macht er noch eine Ansage oder singt er schon“, wie der Comedian seinen Kollegen Herbert Grönemeyer umschreibt. Überhaupt liebt es Schröder, mit humor-getränkter Häme zu spotten. Und so erzählt er von reifen „Ridern“ auf Harley-Davidsons, die mit wehendem Resthaar im Wind zu kultigen „Harley Days“ düsen, bei denen sich mehr Rentner als beim ZDF-Fernsehgarten tummeln. Und Revolverhelden sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, ätzt Atze und trällert „ich lass’ für dich das Licht an“. Ohnehin gilt er bei seinen Fans als Lichtgestalt.

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