Mannheim. Herr Mantel, der etablierte Name BB Promotion ist verschwunden. Seit vergangener Woche steht ATG Touring auf Ihrer Visitenkarte. Die Agentur heißt jetzt nach dem Kürzel des britischen Mutterkonzerns Ambassador Theatre Group. Was bedeutet das konkret für Ihr Publikum und den Mannheimer Standort außer dem neuen Firmenschild an der Alten Brauerei?
Matthias Mantel: Es bleibt alles beim Alten, außer dass statt BB jetzt ATG auf den Tickets steht und als Veranstalter auftritt. Sonst ändert sich nichts.
Matthias Lienemann: Jetzt heißen wir alle ATG. Aber darunter, in den Strukturen, hat sich nichts verändert.
Mitunter wird in solchen Fällen Personal abgebaut oder Kompetenzen wandern ab…
Mantel: Aktuell bleibt alles, wie es ist. Ob es in den nächsten Jahren Änderungen gibt, ob vielleicht irgendwann die Buchhaltung oder das Marketing komplett nach Köln abwandern, wird man sehen. Aber es wird immer ein Büro in Mannheim geben.
Lienemann: Dazu muss man sagen: Wir haben ganz viel Expertise in Mannheim. Gerade weil wir uns in einer spezialisierten Nische befinden, in der es nicht viele andere gibt, ist es wichtig, diese Kompetenz zu nutzen. Und wenn man heute überlegt, wie man ein Unternehmen aktuell führen sollte – dann ist die Standortfrage in Zeiten von Mobiler Arbeit überhaupt kein Thema mehr. Jeder kann ja alles machen, egal wo, Tag und Nacht. Und wer in Mannheim bleiben will, der bleibt in Mannheim. Noch nie war eine Standortfrage so irrelevant. Außerdem: Wer dienstlich viel reisen muss, für den ist Mannheim ein guter Standort. Man ist schnell in München, Nordrhein-Westfalen, Luxemburg, Zürich – das weiß ich noch aus meinen zehn Jahren in der Quadratestadt. Das ist einfach wunderbar.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Herr Mantel, fühlen Sie sich jetzt eigentlich einsam in der Mannheimer Geschäftsführung? In der Spitze wurde BB im Wohlgelegen von fünf Leute geführt, jetzt sind Sie zwei – und Herr Lienemann hat sein Büro in Hamburg.
Mantel: Einsam bin ich nicht. Ich kann ja anrufen oder per Teams etwas ausmachen, um mich zu besprechen. Natürlich ist es etwas Anderes, wenn man sich gegenübersitzt. Aber der Kollege nebenan ist auch oft beschäftigt.
Herr Lienemann, wie ist die Aufgabenteilung zwischen Ihnen und Matthias Mantel? Sie koordinieren das nationale und internationale Tourneegeschäft, inhaltlich also als Nachfolger von Ralf Kokemüller?
Lienemann: Richtig.
Sind Sie dann auch kreativ, in dem Sinne, dass Sie wie Kokemüller neue Shows entwickeln?
Lienemann: Ich bin nicht der, der von sich aus eine Show entwickelt, indem ich sage: Ich schreibe das Buch und die Musik. Dafür haben wir ein erfahrenes Team, dass das für uns macht.
Kokemüller hat ja auch nicht agiert wie Elton John oder Andrew Lloyd Webber. Aber den Markt und den Zeitgeist beobachtet, um dann Formate wie „Ballet Revolución“ oder zuletzt „Berlin, Berlin“ anzustoßen.
Lienemann: Genauso mache ich es auch. Das Entwickeln von Showkonzepten, gehört dazu. Wir bleiben auch bei den guten Sachen, die wir haben und die seit Jahrzehnten funktionieren. Daran halten wir fest. Aber wir müssen uns trotzdem ständig weiterentwickeln und fragen: Was kommt als Nächstes an Unterhaltung? Stichwort: Immersive Experience, wie ziehen wir unsere Gäste mit Betreten der Spielstätte in die Show? Wie können wir noch mehr bieten als das Geschehen auf der Bühne? Und: Wieviel 3D kannst du noch machen? Und dann gibt es immer noch „Stomp“, „Dirty Dancing“, die „Rocky Horror Show“, die „West Side Story“. Die sollte niemand anrühren, denn die „West Side Story“ ist richtig gut, wie sie ist.
Herr Mantel, Sie verantworten weiterhin das lokale Veranstaltungsgeschäft zwischen Frankfurt und Mannheim. Was landet jetzt zusätzlich auf Ihrem Schreibtisch?
Mantel: Ich muss ein paar mehr Unterschriften machen. Das war’s.
Vor seinem Abschied Ende 2022 hat Ralf Kokemüller gesagt, die Mehr-BB-Gruppe sei wieder bei 80 Prozent des Geschäftsvolumens vor der Pandemie angekommen zu sein. Das scheint mir lokal noch nicht so zu sein, schon rein quantitativ. Oder?
Mantel: Lokal sind wir noch nicht auf dem Niveau vor Corona. Das hat aber auch damit zu tun, dass weniger Bands kommen. Es kommen weniger Anfragen, auch in Frankfurt
Geschäftsführer, Geschichte und Shows
- Matthias Mantel, geboren am 12. Juni 1961 in Würzburg, ist in der BB-Geschäftsführung für regionale Veranstaltungen im Rhein-Main-Neckar-Gebiet verantwortlich. Er lernte Bankkaufmann, begann aber 1982 im Tourgeschäft. Bis ihn Michael Brenner 1987 als Mit-Geschäftsführer zu BB Promotion holte.
- Matthias Lienemann wurde am 31. Mai 1981 in Münster geboren. Er startete seine Karriere bei der Bajazzo Dinnershow in Frankfurt. Danach arbeitete er drei Jahre bei Prime Time Entertainment. 2009 wechselte er zu BB und war im Bereich Project & Booking u.a. zuständig für u.a „Cats“. 2019 wurde LIenemann Geschäftsführer der Harry Potter Theater Produktionsgesellschaft in Hamburg.
- 2015 übernahm der weltweit agierende britische Theaterbetreiber und -produzent Ambassador Theatre Group (ATG) die Mehrheit an der Mannheimer BB Group. Unter diesem Dach gingen die Mannheimer 2019 mit der Düsseldorfer Unternehmensgruppe Mehr!-Entertainment zusammen. Das neue Konstrukt Mehr!-BB Entertainment wurde im April 2024 in ATG umbenannt. Seitdem formiert BB Promotion unter ATG Touring und wird vom Duo Mantel/Lienemann geleitet. Hauptfirmensitz der deutschen ATG ist in Köln.
- Nächste Shows der ATG Touring in der Nähe: „
- Dirty Dancing – Das Original“ 26.6. 30.6. im Festspielhaus Baden-Baden, 3. –14. 7.2 in der Alten Oper Frankfurt.
- „Elisabeth – Das Musical“ 18.12.24 – 5.01.2025 Alte Oper Frankfurt.
- Von ATG als lokaler Veranstalter:
- Brick Fest Live! 5. – 7. Juli, Rosengarten.
- AC/DC 13. Juli Hockenheimring.
- Deep Purple 22.10. SAP Arena Mannheim.
Zum Beispiel?
Mantel: Ich will jetzt keinen Kollegen, der das dann in einer anderen Stadt macht, in die Pfanne hauen. Aber es gab schon Konditionen, die waren nicht darstellbar. Nicht nur bei großen Acts, auch für Capitol oder Rosengarten. Wenn ich mit 60 Euro als Ticketpreis fürs Capitol kalkulieren muss, das bezahlt keiner. Und das für eine Band, zu der 800 oder 900 Zuschauer kommen. Deshalb kaufen weniger Leute Karten, und viele Clubs sind in Schwierigkeiten.
Wie läuft das internationale Tourgeschäft künftig? Wenn man sich vorstellt, dass Milliarden-Showpaläste wie The Sphere bei Las Vegas irgendwann in jeder Metropolregion stehen, könnte es ja sein, dass große Show-, Pop- und Rock-Acts wie U2 künftig monatelang einen Standort bespielen und kaum noch reisen.
Lienemann: International sprechen wir von der „West Side Story“. Der Rest konzentriert sich auf den Kern von Europa und den deutschsprachigen Raum. Touring und Sit-Down, so nennen wir Produktionen, die länger an einem Standort sind – bei uns bedingt das eine oft das andere. Die Gemengelage hängt von der Größe der Marke ab – bei „Harry Potter“, „Moulin Rouge“ oder „Starlight Express“ ist es natürlich anders als bei kleineren Marken. Manchmal ist es auch so, dass man etwas ein, zwei Jahre fest irgendwo spielt und dann geht es auf Tour. Touring hat sich auch verändert. Stichwort Nachhaltigkeit. Man versucht, so viel wie möglich lokal zu machen. Trotzdem wird es Touring immer geben aus meiner Sicht. Neben Sit-Down-Blockbustern am Londoner West End, am Broadway oder in The Sphere. Zwei Milliarden Dollar Baukosten – das ist ja Wahnsinn. Aber es war gut, um herauszukitzeln: Wo ist das Nächste? Dass da nicht ein klassisches Theater mit roten Plüschsesseln gebaut wurde wie in den vergangenen 50 Jahren. So etwas „Verrücktes“ zu tun, ist nötig, damit sich alles weiterentwickelt.
War einer von Ihnen beiden schon mal in The Sphere?
Lienemann: Nein.
Mantel: Leider nein. Aber zum Thema Nachhaltigkeit von Tourneen: Gehe ich mit drei Sattelschleppern und 100 Leuten in drei Bussen auf Tour oder lasse ich das ganze Publikum nach Las Vegas fliegen? Da ist die Frage, was nachhaltiger ist.
Das ist der Status quo. Wenn solche Multimedia-Tempel irgendwann in London, Berlin, Paris, Brüssel, Riad, Tokio, Peking, Rio, Hamburg, München und so weiter stehen und die Acts mehrere Wochen bleiben, reicht der Zug, oder?
Mantel: Das ist der Wunsch, ja. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas wie in Las Vegas in Deutschland gebaut wird. In London ist der zweite Sphere erstmal ad acta gelegt worden, weil sie den geplanten Standort nicht bekommen. Dann wird man gucken. Der Anfang mit U2 in Las Vegas, das hätte man auch in Europa machen können in zwei Städten.
Lienemann: Wie bei Adele in München. Da muss man unterscheiden zwischen großen Marken wie U2 und kleineren Themen. Shows mit weniger Strahlkraft muss man schon noch in die Städte bringen.
Mantel: Und wenn alle großen Show-Acts nur noch, sagen wir mal, in Madrid spielen, dann würde ja vor Ort etwas fehlen. Bei uns in Mannheim zum Beispiel.
Gutes Stichwort: Der Konzertstandort Mannheim scheint zuletzt an Attraktivität eingebüßt zu haben. 2023 gab es in der SAP Arena erstmals einen November, dem in der Regel veranstaltungsstärksten Monat in Hallen, ohne ein einziges Konzert, ansonsten gibt es viele „Wiederholungstäter“, die sehr regelmäßig dort auftreten. Und wenn Sting und Co. hier spielen, dann montags oder dienstags. Sind wir auf dem Weg von der B- zur C-Stadt im Tourneekalender – also Dritte Liga wie im Fußball?
Mantel: Zuerst muss man sagen, dass wegen Eishockey in der Hauptsaison Oktober bis April fast alle Wochenenden geblockt sind.
War das nicht immer so? Im November 2022 gab es nach der Pandemie trotzdem wieder sechs Musik-, Comedy- oder Show-Acts in der SAP Arena. Es spielten seit 2005 immer mindestens drei pro November, in der Spitze zehn. Darunter Highlights der Arena-Historie wie George Michael, Madonna und zweimal Depeche Mode…
Mantel: Aber es gibt inzwischen immer mehr große internationale Bands, die immer weniger Shows in Deutschland spielen. Wenn man das vergleicht: Früher gab es zehn Konzerte, heute spielen sie vielleicht noch fünfmal in Deutschland.
Woran liegt das?
Mantel: Weil sie mittlerweile in der ganzen Welt Anfragen haben und mittlerweile sagen: Ich will keine zwei Jahre auf Welttournee gehen. In Saudi-Arabien werden gerade drei neue Arenen gebaut zum Beispiel. Da werden auch ganz andere Ticketpreise bezahlt. Auch Südamerika zieht an. Da kostet das Ticket auch mehr als bei uns. Auch Asien. Da ist ja früher _ außer in Japan – niemand aufgetreten.
Die zahlreichen geräuschlosen Abgänge in einer Firma, die Jahrzehnte lang extrem konstant gearbeitet und auch den Tod von Gründer Michael Brenner überstanden hat - das könnte man alarmierend finden. Ich werde jedenfalls mitunter gefragt, ob BB jetzt den Bach runtergeht.
Mantel: Den Bach runter geht nichts. Wenn Ralf Kokemüller oder Marketing-Geschäftsführer Andree Kauschke von sich aus einvernehmlich gehen, dann ist das halt so. Auch Matthias Lienemann war ja lange in Mannheim, und ist dann nach Hamburg gegangen, um „Harry Potter“ zu machen. Jetzt macht er Mannheim halt mit, zusammen mit mir.
Lienemann: Jeder hat ja auch seine persönliche Agenda. Und Veränderungen sind für ein Unternehmen nicht ungesund. Auch nicht für den Standort. Alleine, dass ich nach zehn Jahren in Mannheim nun seit viereinhalb Jahren in Hamburg arbeite, hat mir eine andere Sichtweise vermittelt. Zum Beispiel verkaufen wir unsere Tickets heute ganz anders als vor fünf Jahren. Alles entwickelt sich so schnell, aber auch so gut, dass der frische Blick, allen am Ende weiterhilft.
Was sagen denn die Mitarbeitenden zu den Veränderungen? Ich höre tatsächlich keine Verunsicherung, bei den Leuten, die ich kenne.
Lienemann: Wenn wir allein auf 2024 schauen: Wir haben alles im Verkauf, alle Tourneen sind am Start. Alle Termine sind wie immer. Und wir leben parallel von einer ganz starken Struktur, in der wir künftig effizienter aufgestellt sind. Weil wir sämtliche Kompetenzen zusammenbringen und zeigen, wie gut das sein kann. Wir wollen, dass alle zusammenarbeiten – auch die Sit-Down- und Tourneeproduktionen. Im Vorverkaufszahlen-Meeting kann ja jemand, der seinen Kopf normalerweise nur bei „Moulin Rouge“ in Köln hat, trotzdem eine Idee zu „Dirty Dancing“ in Frankfurt beitragen. Das bringt uns richtig nach vorne. Das sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch. Deswegen ist da keine Verzweiflung angesagt.
Kauschkes Geschäftsfeld Marketing wird dann am deutschen ATG-Hauptsitz in Köln erledigt?
Mantel: Das Marketing sitzt aktuell in Köln, ja. Das war aber vorher schon zum Großteil der Fall, was die großen Shows oder die einzelnen Theater angeht.
Waren bis zu fünf Geschäftsführer nicht ohnehin etwas viel? Darüber gab es in der Branche durchaus etwas Geraune…
Lienemann: Die Struktur mit fünf Geschäftsführern war ja organisch gewachsen. Das kenne ich noch aus Michael Brenners Zeiten vor 2011. Matthias war schon immer für das lokale Geschäft zuständig. Andree Kauschke hat eine interne Marketing-Agentur geführt, die auch extern arbeiten durfte und sollte. Deshalb hieß sie ja auch ESMS und nicht BB Promotion Marketing.
Mantel: Dass wir mit der Zeit mehrere Geschäftsführer hatten, war ja auch die Rettung der Firma. Die Verantwortung war von vornherein auf mehrere Schultern verteilt, als erst die Familie Brenner ihre Anteile verkauft hat und dann der Zusammenschluss zu Mehr-BB Entertainment folgte. Wenn dann zwei, drei ihre Lebensplanung ändern und die BB verlassen, ist heute die Frage, ob wir uns neue Geschäftsführer suchen müssen. Oder kann man jetzt Zuständigkeiten zusammenlegen? Es gibt ja auch in Köln entsprechende Leute oder in den Häusern wie Matthias Lienemann.
Sie sitzen vor dem gut bestückten Trophäen-Regal von BB. Wer nimmt denn den nächsten Live Entertainment Award LEA entgegen?
Lienemann (lacht): Kommt drauf an, für was.
Mantel: Den LEA in der bekannten Form wird es wohl nicht mehr geben. Der Verein, der ihn vergibt, hat die Pandemie nicht überstanden. Mal sehen, ob man den Award auf neue Beine stellt. Das geht frühestens 2026 weiter. Dann findet sich sicher jemand, der den LEA entgegennimmt, sollten wir wieder ausgezeichnet werden.
Welche neuen Projekte sollen das nächste große Ding nach „Berlin, Berlin“ werden?
Lienemann: Über genau das nachzudenken und Showformate zu entwickeln, ist Tagesgeschäft. Das geschieht in Workshops. Um die zu finanzieren, wird investiert. Damit sich jemand hinsetzt und das Buch schreibt. Um Leute zusammenzubringen, die das Ganze noch ganz pur aufführen und zum Workshop bringen. Da sind wir an ganz vielen Dingen dran. Dazu kommt, dass wir ein schönes Portfolio haben und bestimmte Dinge immer wiederkehren. Ich bin angetreten mit dem Motto „Lasst uns mutig sein.“ Weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich alles weiterentwickelt. Diese Fokussierung auf Stadiontourneen im Sommer hätte vor zehn Jahren auch noch keiner erwartet. Die Formate verändern sich auch. Was wir heute unter Theater verstehen, ist anders als vor zehn Jahren. Zu entwickeln, was da als Nächstes kommt, macht ganz viel Spaß.
Spielt KI bei Ihnen eine Rolle?
Lienemann: In der Vermarktung. Um Zielgruppen gezielt zu bedienen. Ich erinnere mich noch daran, wie wir in Mannheim im Büro Plakate aufgehängt und ausgewählt haben und Litfaßsäulen oder die Stimmgabeln gebucht. Wie das halt so war. Das gibt es heute auch noch, der Marketing-Mix ist das, was zählt. Aber der Touchpoint im Online-Bereich erreicht die Leute viel häufiger und direkter. Das ist nicht Gießkanne. Da haben wir inzwischen eine große Bandbreite an Formaten. Dann sucht sich die KI das aus, was am besten funktioniert, und findet die Person, die genau das sehen muss.
Trägt der deutschsprachige Markt einen großen neuen Player wie Limelight von Kokemüller und Semmelmann? Ist dafür genug Kaufkraft da in diesen merkwürdigen Zeiten?
Lienemann: Unterhaltung ist schon immer ziemlich resistent gegen Einflüsse von außen. Und der Markt entwickelt sich immer weiter. Dafür ist Vielfalt wichtig. Dann macht der eine dies, der andere das und dann etwas zusammen. Der eine hat die Theater, der andere eine gute Show. Ich kann dem nichts Negatives abzugewinnen. Denn alle strampeln sich ja dafür ab, eine gute Show auf die Bühne zu bringen. Das bringt am Ende den gesamten Markt nach vorn. Was wäre es traurig, wenn wir uns alle auf unseren Lorbeeren von „Stomp“ und Co. ausruhen würden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Kooperationen mit Limelight sind also denkbar? Sind die ATG-Theater zum Beispiel offen für Kokemüller-Produktionen?
Lienemann: Ja, klar. Das ist aber schon immer so gewesen. Das hört nicht auf.
Mantel: Aktuell ist nur der Admiralspalast offen für alle. Die anderen ATG-Häuser sind zurzeit en suite belegt. Das kann sich aber wieder ändern.
Sie verkaufen am Ende des Tages ja Ästhetik. Der neue Name ATG wirkt ja nicht übermäßig sinnlich, oder? Ich denke permanent an Auto-Tuning oder einen Investment Fond…
Mantel: Ach, Ambassador Theatre Group hört sich eigentlich schon sexy an.
Lienemann: Nach innen und innerhalb der Branche ist ATG ja bekannt und hat einen sehr guten Klang als Marke. Nach außen reden wir eigentlich nur über unsere Produktionen. Die sind das, was zählt. Das ist auch das Einzige was den Besucher interessiert, der 60, 70 oder 150 Euro Eintritt bezahlt hat, weil er genau das sehen will. Du hast vielleicht ein Markenversprechen, aber wir definieren uns über die Produktionen. Der Name ist nur innerhalb der Branche wichtig. Mit jetzt 64 Theatern weltweit sind wir der Big Player, auch am Broadway, am West End oder beim Tony Award.
Tatsächlich nimmt das Publikum den Veranstalter selten wahr, wenn alles gut läuft - vergleichbar mit Fußball-Schiedsrichtern. Aber BB stand bei versierten Show-Fans durchaus hoch im Kurs, weil ein gewisses Niveau nie unterschritten wurde. Das kann man jetzt nicht bei jeder Show mit Tanz oder Filmmusik anderer Veranstalter etwa im Rosengarten behaupten… da hilft eine etablierte Marke wie Stage oder BB dem Publikum doch schon bei der Kaufentscheidung, oder?
Mantel: In Mannheim kamen schon ein paar Fragen zu dem Thema. Aber wenn die Sachen gefallen und der Preis passt, kommen die Leute auch. Inhaltlich ändert sich ja nichts. Natürlich ist es nach 37 Jahren eine Umgewöhnung. Da sind ja ganze Generationen aufgewachsen, die gelernt haben: „Okay, das macht BB. Die wissen, was sie tun.“ Generell sollten sich die Leute ein bisschen mit den Shows beschäftigen und nicht einfach blind Karten kaufen.
Herr Mantel, Sie wurden ja 1997 von Michael Brenner zur frisch gegründeten BB Promotion geholt. Damit sind Sie vermutlich konzernweit der Dienstälteste – wie geht es Ihnen persönlich mit der Umbenennung?
Mantel: Ich bin am längsten dabei, ja. Auf der einen Seite erinnerst du dich noch an den ersten Tag, als BB frisch gegründet war. Dann musst Du nach 37 Jahren sagen: Okay, das war’s. BB ist jetzt weg. Da endet natürlich ein riesiger Lebensabschnitt, mehr als die Hälfte meines Lebens. Aber es geht ja um den Job. So lange der Spaß macht … deshalb bleibe ich dabei.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/kultur_artikel,-kultur-bb-wird-zu-atg-es-wird-immer-ein-buero-in-mannheim-geben-_arid,2200228.html