Ihre kleine Wette mit den Wettergöttern haben die Veranstalter der SWR-Festspiele, die in Schwetzingen ein Open-Air-Konzert riskieren, schon einmal gewonnen. Und der Ort ist ideal gewählt: zu Füßen des Apollo-Tempels, in einem Natur- (oder doch Schlossgarten-) Theater, in dem schon der alte Musenfürst Carl Theodor zu Aufführungen bat. Das hat eine bezaubernde Kulissenhaftigkeit. Dass es akustisch kleine (Klang-) Leitungsverluste gibt, das satte Grün im Schlosspark nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Schallwellen zu schlucken scheint und auf den Plätzen hinten auf dem Rundgang die Konturen der Musik ein wenig aufweichen, gehört hier zur „Natur“ der Sache.
Philharmonisches Gesamtkonzept
Auf der Bühne musiziert die Bläsergruppe der Berliner Akademie für Alte Musik. Auf Instrumenten aus der Mozart-Zeit spielt sie vor allem Mozart, doch die letzten „Originalklang“-Härten sind wie weggeblasen. In der Es-Dur-Serenade aus dem Jahre 1782 nimmt die Oboistin Xenia Löffler zwar eine gewisse Führungsrolle ein und gibt die „Erste Geige“ unter den acht Bläsern. Aber das Gesamtkonzept wirkt „philharmonisch“ ausgewogen. Hinten auf dem Rundweg.
Auch in der berühmten „Gran Partita“ liegt das Ohrenmerk auf dem Herausarbeiten feiner Satztechnik. Der Name der Bassetthörner, die hier hinzutreten, komme – wie bei „Hornisse“ – nicht von „Horn“, erklärt der Musiker Ernst Schlader zutreffend. Sogar die „echten“ Hörner stechen höchstens punktuell heraus. Das Publikum ist dennoch sehr zufrieden – und bekommt als Zugabe Paul Linckes Hauptstadthymne „Das ist die Berliner Luft“. Ganz so wie bei den Philharmonikern auf der Berliner Waldbühne.
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