Klassik

Das Kurpfälzer Kammerorchester begeistert im Rittersaal

Nach knapp einjähriger Renovierungspause sind die Traumkonzerte des Kurpfälzer Kammerorchesters wieder in den Rittersaal des Mannheimer Schlosses zurückgekehrt. Die Besucher erlebten einen besonderen Kunstgenuss.

Von 
Susanne Kaulich
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Das Traumkonzert im renovierten Rittersaal bot Entspannung und Genuss. © KKO

Mannheim. Für den aufwendig restaurierten, prächtigen Holzboden haben die wenigsten ein Auge. Der ist auch nur dort zu bewundern, wo die Musiker sitzen. Eyecatcher sind dagegen die 91 Matratzen. Lila Fleece, orangene Decke, und zwei Bonbons: So liegen sie eng aneinander in Reih und Glied. Ein bisschen wie beim Flow Yoga. Dazu ist Mannheims prachtvollstes Wohnzimmer in Regenbogenfarben getaucht. Dezent, stimmungsvoll, anheimelnd. Da lässt sich‘s gemütlich liegen.

Nach knapp einjähriger Wasserschadenpause darf beim „Traumkonzert im Schloss“ endlich wieder im Rittersaal entspannt klassischer Musik gelauscht werden. Das Kurpfälzische Kammerorchester lädt nach Monaten in den Katakomben wieder in die Beletage. Und das kultige Konzertformat ist bei beiden Aufführungen bis auf den letzten Liegeplatz besetzt.

Eine „musikalische Auszeit“ verspricht die KKO-Geschäftsführerin Gabriele Gefäller, bei der Entschleunigung, ja gar erholsames „Wegdämmern“ Programm ist. Fein kalkuliert die Stückauswahl. Sind die zwölf Musiknummern zwar meist aus ihrem eigentlich musikalischen Zusammenhang herausgenommen – oft sind es die langsamen Sätze eines Werkes – ohne Unterbrechung aneinandergereiht ergeben sie den Duktus einer sinfonischen Dichtung.

Musik und Licht in perfekter Harmonie

Mit dem Allegro aus dem Streichquartett D-Dur von Gaetano Donizetti, weitaus frühester Komponist des Abends, beginnt das Konzert zwar fast klassisch lebhaft bewegt, doch schon Johan Svendsens norwegische Volksweise entführt mit ihrer eingängig schlichten, rührenden Melodie in beschaulichere Sphären. Die Romanze aus der Streicherserenade des viel zu früh verstorbenen polnischen Komponisten Mieczyslaw Karlowicz stimmt mit spätromantischer Melancholie auf Alexander Scriabins schwermütig dahin fließendes Andante für Streicher ein.

Wer beim Zuhören die Augen offen hält, wird die fast unmerklich wechselnden Lichtstimmungen (Lichtdesign: Wolfgang Philipp) am mythologischen Deckenfresko und auf den Stuckaturen der Pilaster wahrnehmen, die dem russischen Farbsynästhetiker nachempfunden sein könnten: rosa, graublau, türkis, violett, orange: ein Genuss.

Von schottischen Landschaften bis zur rhythmischen Brillanz

Den Mittelteil bilden zwei Kompositionen des englischen Musikers Granville Bantock, der Landschaft und Stimmung „In the far west“ und in den schottischen Highlands klangmalerisch imaginiert. Geigen und Bratschen, später auch die Celli dialogisieren empathisch miteinander unter der traumwandlerischen Führung des Konzertmeisters Ivan Percevic, der sich auch mit den Solostellen in Gustav Holsts Nocturne aus der 1928 entstandenen „Moonside Suite“ und in Camille Saint-Saens „Sarabande für Streicher“ als „primus inter pares“ auszeichnet.

Mit Hubert Parry und Arthur Foote, dessen Air aus der Streicherserenade E-Dur an Bachs berühmte „Air“ erinnert, lernt man weitere in unseren Breiten eher unbekannte Komponisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts kennen. Canzonetta und Finalsatz (molto vivace) aus Victor Herberts Streicherserenade leiten unter zügigem Erstrahlen der Kronleuchter das Erwachen aus süßer Träumerei ein. Holsts rhythmisch schnelle „St.Paul‘s Suite“ als Zugabe setzt den Schlusspunkt eines begeisternden Konzerterlebnisses.

Die nächsten Traumkonzerte im Rittersaal sind am 19. und 20. Februar sowie am 12. und 13. März, jeweils um 18.30 und 20.15 Uhr. Karten gibt es unter der Telefonnummer 0621/145 54

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