Nachruf - Schlagzeuger Christian Huber und Gitarrist Jörg-Teichert sterben bei einem Verkehrsunfall auf der A 8

Der Tod von Christian Huber und Jörg Teichert reißt eine gewaltige Lücke in die Mannheimer Musikszene

Von 
Jörg-Peter Klotz
Lesedauer: 
Ihr größtes Projekt war zuletzt die Band Black Projekt: Gitarrist Jörg Teichert (Dritter von rechts) und Schlagzeuger Christian Huber (Zweiter von rechts) werden als Musiker und Menschen fehlen. © Rocco Dürlich

Zwei Eckpfeiler der Mannheimer Musikszene sind bei einem tragischen Verkehrsunfall gestorben: Auf der Autobahn 8 (A 8) kamen am Montagvormittag der Dossenheimer Gitarrist Jörg Teichert und der Mannheimer Schlagzeuger Christian Huber ums Leben. Das bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion Nadja Peter vom Verein Livekultur Mannheim, in dem sich die Musiker, vor allem Huber als Mitgründer, stark engagiert haben.

Die beiden Mitglieder der hochgehandelten Mannheimer Jazz-Band Black Project wurden 41 Jahre alt. Beide hinterlassen eine enorme Lücke im Musikleben der ganzen Region, gemeinsam spielten sie in fast einem Dutzend Projekte. Dazu kamen auch einzeln unzählige Engagements bei und mit Kolleginnen oder Kollegen im Großaum Mannheim, Stuttgart, Frankfurt – bis hin zu internationalen Konzerten. Noch am Samstag hatten sie mit dem Stuttgarter Landesjazzpreisträger Christoph Neuhaus für geplante Studioaufnahmen geprobt. Am Montag waren sie auf dem Weg zu Studioproben in Stuttgart für ein neues All-Star-Projekt zwischen Jazz und Country.

Der Unfall verlief kurz und schrecklich: Nach Stand der Ermittlungen fuhr laut Polizei Pforzheim ein 53-jähriger Sattelzugfahrer kurz vor 11 Uhr zwischen den Anschlussstellen Karlsbad und Pforzheim-West in Fahrtrichtung Stuttgart auf dem mittleren Fahrstreifen. „Verkehrsbedingt musste er sein Fahrzeug abbremsen“, teilte die Polizei Pforzheim auf Anfrage mit. Ihm folgten Teichert und Huber in einem VW, hinter ihnen ein beladener Autotransporter. Nach ersten Erkenntnissen der Pforzheimer Beamten fuhr der Autotransporter auf den VW auf und schob ihn gegen den Sattelauflieger. Für die beiden 41-jährigen Musiker kam jede Hilfe zu spät. Der 46-jährige Fahrer des Autotransporters erlitt einen Schock und wurde im Krankenhaus behandelt. Die A 8 war für mehrere Stunden in Richtung Stuttgart voll gesperrt.

Erschütterte Reaktionen

Als sich die Todesnachricht am Dienstag verbreitete, reagierte die Mannheimer Jazzszene schwer erschüttert. Trompeter Thomas Siffling ergriff sofort die Initiative: „Wir müssen da etwas organisieren, um die Familien zu unterstützen.“ Die Gedanken gingen spontan in Richtung Gedächtniskonzert und/oder Spendenaktion. Aber zuerst mal müsse jetzt getrauert werden, sagte der Chef des Ella & Louis. Black-Project Bassist Matthias Debus konnte es wie viele andere zunächst gar nicht begreifen: „Die beiden reißen insgesamt eine riesige Lücke. Ich kann noch nicht sagen, was das für Black Project bedeutet.“ Auch Enjoy-Jazz-Chef Rainer Kern reagierte völlig geschockt, als er in den USA von dem tragischen Unfall erfuhr: "Alles in mir sträubt sich gegen diese fürchterliche Nachricht. Ich kann die Vergangenheitsform gerade nicht ertragen, deshalb: Jörg Teichert bleibt für mich ein einzigartiger Versteher und Vermittler des Blues, von Musik überhaupt, jemand, der Geschichte und Gegenwart, Respekt und Kreativität in kluger und empathischer Weise zusammenführt. Und Christian Huber, wie Jörg ein zentraler Bestandteil des Black Project, das noch im letzten bei Enjoy Jazz mehr als begeistert hat, ist der Ankerpunkt so vieler Projekte in der Region, weil er als Schlagzeuger etwas seltenes beherrscht, nämlich Geschichten zu erzählen. Beide Stimmen, wundervolle Menschen sind nicht zu ersetzen und ihr Fehlen macht die Region ärmer. Der Schmerz darüber wird gegenwärtig bleiben. So ein großer Schmerz, so ein großer Verlust, so eine tiefe Trauer.“

Bei vielen Stellungnahmen per Telefon oder in den sozialen Medien klang durch, wie sehr die beiden als Musiker und Menschen geschätzt wurden. „Christian war ein echter Motor hinter ganz vielen Projekten“, so Debus. Viele waren angesichts der schrecklichen Nachricht auch einfach sprachlos. Verständlich. Der Mannheimer Mannheimer Pianist Lukas DeRungs reagierte musikalisch, mit einem berührenden Klavier-Video auf Instagram.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Jörg Teichert bestach durch nahezu unglaubliche Vielseitigkeit: Der Gitarrendozent der Popakademie und Musikhochschul-Absolvent konnte Old Time Jazz bis zurück in die 1920er und 30er Jahre genauso viel abgewinnen wie seinem jüngsten Projekt, einer All-Star-Band im Umfeld der Orientalischen Musikakademie. Er spielte akustischen Swing-Punk mit dem Quintett Whiskydenker, Surf Rock bei The Necronautics, Folk-Blues im Duo Slip & Slide. Seine Vorliebe für Slide-Gitarre lebte er auch beim Rufus-Solo-Projekt und mit Schlagzeuger Erwin Ditzner als Red & Grey aus ... die Reihe lässt sich fast beliebig fortsetzen. Bis hin zum Klezmer Quartett Heidelberg, wo der Saitenvirtuose seine alte Liebe fürs Horn auf Trompete und Tuba übertrug. Popakademie-Geschäftsführer Udo Dahmen bewertet den Verlust „natürlich vor allem als menschlich traurig, aber Jörg Teichert war auch ein Supergitarrist, ein toller Pädagoge und beliebter Kollege in unserem Haus.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Ungeheuer vielfältig interessiert

Der dreifache Familienvater Christian Huber hat ebenfalls in Mannheim sein Jazz-Diplom (2008) abgeschlossen, nach einem Abstecher nach Freiburg. Auch der gebürtige Karlsruher zeigte sich für viele Stile offen und konnte als Drummer sensibel fast alle Spielarten bedienen. Dementsprechend umfangreich sind auch seine musikalischen Stationen – vom Peter Lehel New Quartet, Martin Meixner Matchtape, Thomas Sifflings Flow-Band, der Kicks‘n’ Sticks Big Band, dem Judith Goldbach Quartett bis zum Jazz Ensemble Baden-Württemberg. Dazu arbeitet er als Theatermusiker am Nationaltheater, in Heidelberg, und Koblenz. Vielleichtam meisten wird der Musikregion seine positive Ausstrahlung fehlen, sein Witz und die Kreativität, mit der er viele Projekte bewegt und am Leben gehalten hat.

Nadja Peter, die mit beiden Musikern eng befreundet war, beschreibt sie als „Menschen, die man sehr schnell gemocht hat, die nicht nur auf der professionellen Ebene hervorstachen. Sie standen für den Teamgedanken.“ Dementsprechend groß sei der Freundeskreis, der nun um sie trauert. Thomas Siffling schrieb für beide auf Facebook: „Mit euch beiden, lieber Christian und lieber Jörg, verlieren wir nicht nur zwei der kreativsten und agilsten Musiker der hiesigen Jazzszene, sondern auch zwei großartige Musikerpersönlichkeiten und Menschen. Wir werden euch vermissen aber nicht vergessen.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen