Comedy

Die Feisten glänzen im Capitol liebenswürdig und absurd

Wie immer ausverkauft und frenetisch gefeiert: der Auftritt von Lead-Sänger "C." und Multiinstrumentalist Rainer Schacht in Mannheim

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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„C.“ (l.) und der Wahl-Mannheimer Rainer Schacht glänzen wieder. © Thomas Tröster

Sie nennen sich Die Feisten – obwohl die Zwei weder fett noch fies sind. Dafür trifft der Begriffsursprung im Sinne von „strotzend“ und „schwellend“ zu. Schließlich strotzt das Musik-Duo vor ironischer Komik. Und obendrein schwellen ihre Lieder schon nach den ersten Takten und Worten zu frenetisch bejubelten Publikumsknüllern an. Im vollen Mannheimer Capitol zeigen sich die Fans begeistert.

Der Wahl-Mannheimer Rainer Schacht sowie Mathias Zeh, der geschrieben die Nachnamen-Variante „C.“. vorzieht, bedanken sich ihrerseits überschwänglich und mit abschließenden Zugaben für die „berufliche Wiedereingliederung“. Auch Die Feisten, die sich auf Feinstes ihres Musik-Comedy-Genres verstehen, haben noch nicht vergessen, wie die Corona-Pandemie Künstler zur Arbeitslosigkeit verdonnerte. Als das Duo vor zwei Wochen für ein fünf Mal verschobenes Ersatzgastspiel endlich in einer drei Mal veränderten Örtlichkeit auf der Bühne stand, soll ein Besucher über ihr Programm ziemlich verdutzt gewesen sein – er hatte sich nämlich bei den Amigos gewähnt. Ob wahr oder gut erfunden, die Fans finden die Geschichte köstlich. Und dies gilt auch für die meist ziemlich abstrusen in Lieder verpackten Storys.

Imposante Sitar

Auch wenn die seit über drei Jahrzehnte befreundeten Musiker gemeinsam Spaß am Jammen wie Juxen haben, so gibt es doch eine Arbeitsteilung. „Manche behaupten auf der Bühne sieht es aus wie bei der musikalischen Früherziehung“, unkt Schacht hinter dem Instrumente wie Gitarre , Mandoline, Timple, Cajón und Ukulele aufgereiht sind. Der Musiker erzählt, dass er das imposante Saiteninstrument Sitar selbst in Indien gekauft habe. Damit es für ihn nicht zum orthopädischen Sündenfall wird, zieht er beim Spielen dem Lotussitz das Stehen vor.

Den Leadgesang übernimmt markant und dennoch subtil „C.“ Sein Moonwalk zeichnet sich nämlich durch einen Zeitlupe-Bewegungsablauf aus, den Michael Jackson, einst legendärer Meister des Mondgangs, wohl ziemlich verblüfft haben dürfte. „Pop-A-cappella-Comedy“ – diesen Begriff haben „die Feisten“ kreiert, als sie noch zu dritt waren. Auch wenn das Duo nicht als verkleinertes Trio agiert, sondern sich in vielem neu erfunden hat – so trifft die Bezeichnung nach wie vor zu. Der Erfolg von Schacht und Zeh besteht darin, dass sie als musikalische Geschichtenerzähler das pralle Leben einfangen, mit Absurditäten wie Liebenswürdigkeiten.

Zu ihrem Markenzeichen gehört außerdem, sich in beinahe stoischer Bedächtigkeit zu präsentieren und gleichwohl mächtig zu grooven. Effektvoller Minimalismus prägt auch die vorzugsweise lakonischen Texte. Ob dem Gänseblümchen als Sonnenschein gehuldigt , der Junggesellabschied eines ältlichen Ehewilligen auf die Schippe genommen wird oder es um Verkaufskanäle geht, in denen selbst Vogelfutter für die Kuckucksuhr auf Dumme wartet – das Publikum amüsiert sich prächtig. Viel Applaus bekommt auch jene schräge Schlager-Collage, in welcher der Junge mit der Mundharmonika aufblitzt. Und natürlich bringt der Nussschüsselblues in Wallung. Am Ende reißt es die wild klatschenden Fans von den Stühlen.

Freie Autorin

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