Klassik - Motettenchor, Solisten und Kantatenorchester führen Werke der Romantik in der Heilig-Geist-Kirche Mannheim auf

Fein gesponnene Engels-Klänge

Von 
Maria Hörl
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Dirigent in Aktion: Alexander Niehues, seit 2013 Bezirkskantor an Heilig-Geist, leitet klar strukturiert. © kathma.de/Andreas Henn

Vor der Kirche eine lange Schlange. Das Konzert fängt aufgrund des Besucherandrangs verspätet an, die Programmhefte werden knapp, Klappstühle müssen ergänzend zu den regulären Stühlen herhalten. Der Grund des Andrangs ist eine Aufführung des Requiems von Gaetano Donizetti, des Chorals „Mitten wir im Leben sind“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und anderem mit zwei Strophen von Martin Luther, sowie des „Pater noster“ von Giuseppe Verdi unter der Leitung von Bezirkskantor Alexander Niehues. Es singt der Mannheimer Motettenchor, begleitet vom Heidelberger Kantatenorchester.

Der Chor beweist in der Heilig-Geist-Kirche im teils achtstimmigen Choral von Mendelssohn Bartholdy gute Textverständlichkeit und saubere Intonation – und das trotz A-cappella-Gesangs. Im „Pater noster“ von Giuseppe Verdi zaubert er zusammen mit dem Orchester verschiedene, weiche Klangfarben.

Klar und präzise dirigiert

Gaetanos Donizettis „Messa di Requiem” wurde zwar 1835 in Paris komponiert, jedoch wohl erst mehrere Jahre nach dem Tod des Komponisten öffentlich aufgeführt und blieb der Nachwelt glücklicherweise erhalten. Gleich zu Beginn des Requiems, in der „Introduzione – Requiem“ erzeugt das Kantatenorchester mit Pauken und Bläsern eine düstere, fast geheimnisvolle Atmosphäre. Dieser Beginn erinnert deswegen stark an Opern-Ouvertüren, von denen Donizetti in seinen 51 Lebensjahren mehr als 70 komponierte. Die hochkarätigen Solisten des Abends für das Requiem – Stefanie Krahnenfeld (Sopran), Carola Günther (Alt), Eduard Wagner (Tenor), sowie Johannes Kammler (Bass) – fügen sich gut in den Chorgesang ein. Bezirkskantor Alexander Niehues dirigiert alle sechzehn Teile des Requiems klar und präzise.

Das Kyrie, ausschließlich vom Chor mit Orchesterbegleitung musiziert, wirkt kräftig und furios. Auch hier kann der Chor zeigen, welch intonatorisch schwierige Passagen er meistert. Allerdings dominiert hier teilweise das Orchester und überdeckt so etwas den Klang der Sängerinnen und Sänger. In „Rex tremendae“ glänzt Sopranistin Krahnenfeld, Professorin für Gesang an der Mannheimer Musikhochschule, zusammen mit dem Orchester mit ausdrucksstarken, engelsklaren Tönen; Johannes Kammler besticht mit fein entwickelten Gesangslinien.

Präzise und gefasst gelingt dem Orchester der Beginn des „Offertium – Domine Jesu Christe“, anfänglich mit leichtem Pizzikato zusammen mit Bass und Männerchor.

Nach dem letzten Teil des Requiems, dem „Libera me“ mit Solisten und Chor, folgen zuerst mehrere Sekunden Stille – dann lang anhaltender Applaus: Das Publikum zeigt sich in der Heilig-Geist-Kirche an der Roonstraße vom fast zweistündigen Konzert der Profi- und versierten Hobbymusiker begeistert.

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