Ein nicht geringes Kunststück ist dem vor vier Jahren ins Leben gerufene Festival Planet Ears gelungen. Nämlich das, seinem Publikum in einer scheinbar restlos ausgeleuchteten globalen Musikwelt noch ungekannte, überraschende und inspirierende Klangerlebnisse zu bescheren. Neben weiteren Formaten umspannt das von der Alten Feuerwache mit dem Kulturamt der Stadt Mannheim veranstaltete Festival für weltweite Gegenwartskultur von 15. bis 24. September neun Konzerte, bei denen zwischen Noise Rock, Elektronik-Fusionen, anatolischer Tontradition und futuristischem Punk nicht nur musikalische Pluralität erlebbar wird, sondern auch allerhand über die Lebens- und Kulturräume zu erfahren ist, in der sie entsteht.
Keine Pop-Blaupause
„Unser Anspruch ist, eine möglichst breite Vielfalt von Musik aus verschiedenen Teilen der Erde abzubilden, die sehr aktuell ist, die traditionelle Elemente der jeweiligen Länder mit aktuellen Strömungen verbindet und der man anhört, dass sie aus dem jeweiligen Teil der Erde kommt“, sagt Ubbo Gronewold, Booker der Alten Feuerwache, der das Festival maßgeblich kuratiert hat. Also nichts, das nach Pop-Blaupause „weichgekocht“ oder „für die westlichen Musikmärkte aufbereitet“ ist.
Zwei Konzerte werden dabei von den diesjährigen Teilnehmenden der sogenannten Planet Ears Residency gespielt: Laventure (alias Ingrid Laventure) und die Lofi-Pop-Band KALK¥L bestreiten den Eröffnungsabend am 15. September. Der Mannheimer Künstler Persian Empire gestaltet dann am 20. September mit befreundeten Musikschaffenden sowie Residency-Partnern aus Georgien, Japan, Österreich und Deutschland einen „p7r Takeover“-Abend rund um sein Plattenlabel. Dazwischen präsentieren die Podcast-Kuratoren Thomas Burkhalter und Dmytro Fedorenko von der internationalen Musikrecherche-Plattform Norient bei einer Live-Listening-Session zwei Folgen ihres „Timezones“-Formats (16. September). Am selben Abend kombiniert der Istanbul Ghetto Club modulare Synthesizer mit traditionell-anatolischen Instrumenten.
Bei Avalanche Kaito trifft der burkinische Urban Griot Kaito Winse am 17. September auf ein Brüsseler Noise-Punk-Duo. Der Grammy-nominierte Multi-Instrumentalist Brian J- aka Gitkin - tritt am 19. September in der Feuerwache auf. Die laut Programm „afrofuturistische Sensation“ Onipa gastiert am 21. September in dem Kulturzentrum, wo am Folgetag die ukrainische Jazzsängerin Ganna Gryniva und die Berliner Vokalistin und Pianistin Kid Be Kid ein Doppelkonzert geben.
Zu einem Performance-Gespräch mit Hardi Kurda, Gründer und Kurator der Musikplattform Space21, lädt das Festival am 23. September ein. Kurz zuvor wird eine Space21-Workshop-Installation vorgestellt. Zu späterer Stunde folgt - ausnahmsweise in der Mannheimer Disco Zwei - eine Live-Performance von Produzent Guedra Guedra und ein DJ-Set von Dimitra Zina.
Den Festivalabschluss gestaltet am 24. September das „Afrofuturisten“-Kollektiv Fulu Miziki. Zum Programm gehört außerdem ein von der Ethnomusikologin Rim Irscheid kuratiertes Symposium am 22., 23. (Space21-Workshop) und 24. September.
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